Tanz der Aranaea (German Edition)
Begebenheit war unter anderem für das unsägliche Leid vieler Menschen, egal welcher Hautfarbe, im Kongo und seiner Provinz Katanga, verantwortlich. König Leopold II, von Belgien, reagierte wütend auf eine zusätzliche französische Besitznahme im Gebiet Kwilu-Niara. Mit einem kräftigen Strich seines Rotstiftes fügte er einen Fetzen Savanne im äußersten Süden seines riesigen zentralafrikanischen Imperiums im Kongo-Becken, hinzu. Jenes Katanga, in dem wir einige Monate lebten, und welches wir vor wenigen Stunden verlassen hatten. Sie hatten die Grenzen unter Missachtung aller geographischen und ethnischen Realitäten oft genug mit dem Lineal gezogen. Kein Afrikaner wurde je befragt.
Vereinzelte Kumulusballen lagen über der geschlossenen Wolkendecke und zogen in ihrer Furt kleiner werdende Schäferwolken nach. Die Sicht wurde wieder etwas schlechter, der Himmel hatte noch mehr Kumulusberge aus dem Stall geworfen, sie streuten über den ganzen Horizont. Phill entdeckte ein größeres Wolkenloch von dem aus der Rio Cuango zu sehen sein müsste, wie er meinte. Es war so, unter uns floss träge erscheinend der Cuango und seine Ufer waren links und rechts von riesigen tropischen Regenwald umrahmt. Woher dieses Bulldoggengesicht mit den Händen für Hochhäuser niederzureißen, dieses Wissen um seine augenblickliche Flugposition hatte, bleibt ein ewiges Rätsel. Sein Nussknackerkinn zeigte brutale Entschlossenheit als er die Maschine leicht in das Wolkenloch andrückte. Der Fluss Cuango kam nun voll in unsere Sicht und Phill nahm auf dreihundert Meter Flughöhe Kurs zum Flussverlauf um kurz danach auf Kurs West zu fliegen. Bei dem Anblick des schier undurchdringlichen Regenwaldes, wurde es mir nicht wohl bei der Überlegung einer etwaigen Notlandung, wie es vorhin Sabi Loulou so einfach dahin gesagt hatte. Wir überflogen das Gebiet der Bakongo, und alles was ich von Portugiesisch Angola wusste, war nicht sonderlich beruhigend. Im Vergleich zu den Kolonialherren aus Portugal waren die Franzosen, obwohl sie in Algerien ordentlich geholzt hatten, die Briten und auch die Belgier verhältnismäßig angenehme Besatzer und Ausbeuter in Afrika; anders als Besatzer und Ausbeuter konnte man es nicht nennen, wir hatten es erlebt und gesehen. Es wurden aber bisher und vergleichsweise in den belgischen und britischen Kolonien nicht so viele Weiße massakriert als in Portugiesisch Angola. Gegen den Buschkrieg der Schwarzen waren die Portugiesen in Angola mit beispielloser Härte vorgegangen.
Im Frühsommer 1961 besuchte ich Lissabon und in der Lounge des Hotel Estoril hörte ich so einige Kampfparolen wie auch „Angola e Portugues - Angola ist portugiesisch; es erinnerte an das französische „Algerie Francaise“.
Auf den Hafenkais standen Militärlastwagen, Jeeps und Panzerspähwagen zur Verschiffung nach Angola aufgereiht. Die Presse in Lissabon beschrieb mit einem Pathos den heldenmütigen Einsatz portugiesischer Soldaten und Siedler. Die Lounge des Estoril war mehr als gut besucht und an der Bar drängten sich reiche Kaffeepflanzer aus dem Norden Angolas und zwielichtige Gestalten aus der Gilde der Söldner die sich einen gut bezahlten Auftrag erhofften und ihn mit Sicherheit auch erhielten. Windige europäische Geschäftemacher schacherten mit nicht minder windigen Afrikanern aus Angola um die Schürfrechte an angolanische Bodenschätze. Es war und ist das immerwährende Spiel der Macht, Einflussnahme, Unterdrückung und Ausbeutung. Sabi-Loulou, Zouzou und ich waren auch ein Teil dieses
Systems in Kongo-Katanga dem wir bis zu unserer Abreise aus Elisabethville angehörten.
Die MD 315 Flamant, Baujahr 1947, Avions Marcel Dassault, krächzte und stöhnte nach wie vor aus allen Knopflöchern und ab und an machte sie auch einen leichten bis mittelschweren Hupfer nach unten. Sabi Loulou hätte den „Blechdepp “ nicht einfach nur „Blechdepp “ taufen sollen sondern einbeinige Heuschrecke; dieses Gehüpft ruinierte mir meine Synopsen. Nach jeder Fahrstuhlbewegung abwärts sah ich mit Grauen in den Pupillen zu Phill, und war dennoch bei seinem Anblick wieder beruhigt. Die Art, wie er mit seinen Totschlägerhänden das Stück Eisen der Flugzeugsteuerung hielt, das unwillkürlich zwischen diesen Mahlwerkzeugen zum gewöhnlichen Draht degradiert wurde, ließ keine Zweifel aufkommen, dass er uns mit seinem "Blechdepp ", sicher nach Negage fliegen wird. Außerdem war „seine Madame Zouzou“ an Bord, und
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