Tanz der Aranaea (German Edition)
besorgen haben. Der andere Teil der Soldaten bliebe hier zum Schutz der Facenda und zur Suche nach den vermissten Milizionären die aller Wahrscheinlichkeit nach einem Überfall zum Opfer wurden.
Dies alles sagte uns Escobal, und er sagte, das der Eigentümer dieser Facenda wie bekannt, zurzeit in Luanda sei und bereits von ihm informiert wurde, auch über unsere Anwesenheit und über die Geschichte die wir ihm erzählten. Sein Stellvertreter Alvarez befände sich im Süden Angolas um neue Arbeiter aus dem Stamm der Lundu zu rekrutieren, die seien zuverlässiger und loyaler zu Portugal als die Bakongo. Wir wunderten uns insgeheim über die redselige Art des Jose Escobal, denn diesen Eindruck ließ er zu Beginn unseres ersten Treffens nicht entstehen, im Gegenteil. Wahrscheinlich wollte er uns mit seiner offenen Taktik die Gelegenheit bieten, der Geschichte die wir ihm auftischten, einen anderen Verlauf zu geben. Das genau aber konnten wir nicht und durften wir auch nicht obwohl wir es liebend gerne getan hätten.
Wir hatten den militärischen Stützpunkt der Portugiesen in Negage mit unangenehmen Fragen noch vor uns und die weit aus unangenehmeren Fragen der PIDE, der Policia Internacional de Defensa do Estado, in Luanda, die uns bestimmt nicht mit offene Arm empfangen würde. Wir blieben bei unserer Version der Dinge und bedauerten, ihm, Escobal, nicht weiter helfen zu können.
Der Konvoi wurde angeführt durch einen Jeep mit Soldaten der Portugiesen, als zweites Fahrzeug der Landrover mit Alvarez am Steuer, Sabi Loulou auf dem Beifahrersitz und Zouzou und mir auf dem Rücksitz, und als Abschluss ein Kleintransporter mit Allrad-Antrieb mit weiteren Soldaten der Portugiesen. Die ersten fünf Kilometer kurvten wir über einen ausgewaschenen Weg der nicht einmal diesen Namen verdient hatte. Über uns hingen wieder schwer hängend, grauschwarze Wolken die sich zu jeder Zeit öffnen konnten und deren Wasser dieses Ungemach das wir befuhren, in wenigen Minuten in das Grundlose befördern würde. In Hinsicht auf das Erreichen strategisch wichtiger Punkte, und zu den Kaffee-Facenda, gehört es wohl dazu, dass ordentliche Strassen vorhanden sein müssten, denn von Kaffee-Plantagen lebten die Portugiesen hier im Norden Angolas. In dieser Hinsicht war uns die Mentalität der Portugiesen fremd. Dagegen waren die im Straßenbau berühmten Italiener ein anderes Kaliber beim Ausbau der Straßen ihrer ehemaligen Kolonien. Das hier wäre eine Beleidigung für jeden Italiener und würde eine Vendetta für den Verantwortlichen nach sich ziehen. Das sagte ich auch in empörender Weise zu Sabi Loulou und sie quittierten es nur in dem sie meinte ich solle meinen italienischen Opa der in Tripolitanien Pflastersteine geklopft hatte, im Grab ruhen lassen.
Endlich erreichten wir eine Schotterpiste bei Quimbele, die uns zumindest einigermaßen sicher, in Bezug auf Regengüsse sicher, nach Quilabila bringen würde. Dort würden wir den Konvoi verlassen und den Rest durch den Busch zu dem etwa zwanzig Kilometer westlich gelegenen Stützpunkt Negage marschieren. Auf der ganzen Strecke zwischen Quimbele und Quilabila begegneten wir keinem einzigen Fahrzeug und keinem einzigen Menschen, ob weiß oder schwarz. Beim Anblick der ersten Eingeborenendörfer nahmen wir die Gewehre zur Hand. Einige Hütten brennen lichterloh. Ein Dorf das wir durchfuhren zeigte einige Steinhäuser und „Lojas “, Faktoreiläden der ansässigen Portugiesen mit Spuren von Kugeleinschlägen. Auf Mauerresten standen die Buchstaben „UPA “. Alvarez unser Fahrer meinte hierzu dass die Soldaten und Milizen mit dem schwarzen Gewürm ordentlich aufgeräumt hatten. „Angola e Portugues “ schrie er aus geöffnetem Seitenfenster obwohl es weit und breit keine Zuhörer gab. Es war für uns eine beklemmende Situation und wir waren zu einem Teil froh das wir in Quilabila den Konvoi verlassen konnten. Vor uns lag ein Hochland, mit Busch, Dschungel und auch einen höheren Gebirgszug. Die ganze Palette. Wir waren dennoch überzeugt, nach einer durchgeschlafenen Nacht, mit gutem Frühstück und gereinigten Kleidern, dass dies alles für uns kein Hindernis sei. Die Trockenzeit in Nord Angola brachte den „Cacimbo“, diesen feucht-kühlen Dunst mit sich. Wir befanden uns in der Regenzeit, im November 1964, und feucht-kühl-dunstig war es immer, sogar so dunstig das unsere Pullover aus Schafshaare nass wurden und nicht gut rochen. Ich würde besonders
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