Tanz der Aranaea (German Edition)
hatten, zogen wir in südlicher Richtung weiter. Der Weg entlang der Küste zur Grenze Libyen-Ägypten war uns zu gefährlich. Die deutschen Truppen beherrschten dieses Gebiet bis weit nach Ägypten hinein. Bis El-Alamain. Uns blieb nur der Weg nach Süden zu den Kufra Oasen, dem Hauptquartier der Long Range Desert Group, und das waren immerhin 1000 Kilometer Luftlinie durch schlimmstes Wüstenterrain. Eben wie ein Teller war die Steinwüste südlich von Tobruk. Weit und breit keine Erhebung. Kein Haus und kein Strauch. Keine Deckung für uns und kein Versteck. Gar nichts. Nur Steine und Sand. Im Eilmarsch rannten wir durch die Einöde. Die deutschen Truppen durchkämmten mit Sicherheit das Gebiet um Tobruk nach versprengten britischen Einheiten. Nach etwa dreißig Kilometer erreichten wir den Wüsten Ort El-'Adem in der Steppe von Marmarika.
Vorsichtig schlichen wir uns an den Ortsrand und fanden Unterschlupf in einer der zahlreichen Häuserruinen. Hier war vor einiger Zeit noch ein Hauptverbandsplatz der deutschen Armee eingerichtet. Wahrscheinlich wurde er inzwischen näher an den Frontverlauf gebracht, in Richtung nach El-Alamain. Wenige gut markierte Zelte waren noch hier. Besser markiert als die italienische Lazarettanlage bei Tobruk, die wir versehentlich zusammenschossen.
El-'Adem schien wie ausgestorben. Ab und zu ein Araber. Sie gingen in unnachahmlichem Stolz und in äußerst aufrechter Haltung über die aufgepflügten Wege. Sie schien das alles nichts anzugehen. Sie wunderten sich nur, dass die verrückten "Inglisis" und "Alemanis" alle diese Strapazen auf sich luden, um sich im fernen Afrika zu massakrieren. Es käme ihnen niemals in den Sinn, sich mit Feinden im fernen Europa Panzerschlachten zu liefern. Die hoch intelligenten Europäer taten dies in Afrika oder sonst wo in der Welt. Die Araber liebten ihr Sprichwort: „Die Intelligenz ist eine goldene Halszierde. Der Verstand aber, ist eine goldene Krone!" Wie Recht sie haben, diese bewundernswerten Araber!
Wir saßen in unserem Versteck, und beobachteten wie eine kleine Gruppe deutscher Soldaten in einem Kübelwagen und einem Krad mit Beiwagen, die Hauptstrasse entlang fuhren, und ein größeres Gebäude ansteuerten. Wir zählten fünf Soldaten. Sie hatten genau das, was wir brauchten um zu den Kufra Oasen zu gelangen. Fahrzeuge! Der Kübelwagen und das Krad wurden von einem Soldat bewacht. Die anderen Soldaten gingen in das Gebäude. Unser Plan sah so aus, dass ich den Soldaten, der das Fahrzeug und das Krad bewachte, ausschalten sollte. Tim Johnson sollte einige Handgranaten in die geöffneten Fenster werfen, und Walt Baker und Greg Harris hätten den Eingang zu erstürmen. Benny Moore sollten den Hinterausgang des Gebäudes sichern. Wir schlichen uns an, und die letzten Meter rannten wir auf das Gebäude los. Die folgenden Szenen spielten sich in einem unwahrscheinlichen Tempo, und mit höchster Präzision ab. Geübt bis zum Abwinken. Ich war als Berichterstatter, der einzige Schwachpunkt in dieser Kette. Noch ehe sich der Soldat in seinem Kübelwagen über das Geschehen ein Bild verschaffen konnte, saß ich auf dem Rücksitz seines offenen Wagen und hielt ihm die MP an den Hals. Meine Magazine waren leer und ich konnte nur auf seine Vernunft hoffen. Es war ein älterer Obergefreiter, und er besaß diese Vernunft. Es bestätigte sich für mich, dass fast alle Soldaten dieses Dienstgrades gewisse Lebens- und Überlebenskünstler seien. Bei den Briten war es ebenso. Wilhelm Oberleitner, mein Gefangener, für den ich mich oft stark machte, wenn die anderen ihn massakrieren wollten, leistete später gute Dienste für uns.
Nach wenigen Minuten war der Überfall erfolgreich beendet. Wir fuhren von El-`Adem über Bir Hacheim in Richtung zu der Oase Gialo. Die Oase Gialo war von italienischen Truppen besetzt. Etwa zwanzig Kilometer östlich von Gialo, genau auf unserem Weg, gab es einen Brunnen, dessen Wasser man lange aufheben konnte. Die Wasserqualität der Oase Gialo war nicht sehr gut und bereits nach drei Tagen verdorben.
Die Deserts wussten dies, so dass es für uns nur diesen Brunnen von Bir Butafall als Alternative gab. Wir wussten auch, dass es auf dem Wege nach Gialo riesige Dünenfelder gab, mit einer Ausdehnung von oftmals mehreren hundert Kilometern. Wenn wir uns in diesen Dünenfeldern verirren sollten, dann gäbe es keine Rettung für uns. Wir mussten uns also vorher in Bir Hacheim, das von
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