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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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was es noch alles gibt. Wir fuhren in einen Ort namens Sanary. Enge Gassen, und Häuser, rosa gestrichen mit grünen Fensterläden. Für mich, seltsam anmutend. Ich wusste, dass Thomas und Heinrich Mann einst hier einige Zeit ihres Lebens verbrachten.
    »Thomas und Heinrich Mann haben hier als Exulanten gewohnt«,  sagte ich zu Zouzou und Loulou.
    »Viele deutsche Exulanten haben hier nach 1933 gelebt«, erwiderte Sabi Loulou.
    »So viel Zauber neben so viel Leid, und soviel Glück der Natur, neben so viel Isoliertheit, Tonton!«
    Zouzou überraschte mich mit diesen Sentenzen, mehr noch, sie verwirrten mich vollends. Eine eigenartige Stimmung legte sich auf uns drei. Wir waren ein jeder von uns ausgesprochene Individualisten. Jeder zog sein Leben ab, unbeirrt und auf seine eigene Weise. Und doch waren wir in diesem Augenblick ein Gedanke und ein Gefühl. Wir wussten, dass wir uns aufeinander bedingungslos verlassen konnten. Ein Gefühl das Wirklichkeit geworden war, und für unser Vorhaben auch nötig. Zum Überleben  notwendig. Ich dachte in diesem Augenblick  an  die schönen Sätze, die Kurt Tucholsky geschrieben hatte. „Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.“ In solchen Augenblicken  liebte ich die beiden besonders und ich wünschte mir, dass diese Reise nie ein Ende haben möge. Dieses Gefühl könnte bis Mali reichen. Es wurde immer wieder auf  grausame Weise, wenn auch nur für kurze Zeit, auf Eis gelegt. Dieses Mal war es der Vorschlag, da wir nun mal in einer alten Fischerstadt waren, eines dieser Fischlokale aufzusuchen, um schleimige eklige  Tintenfisch-köpfe oder glitschige Austern zu essen. Und dies bei meinem malträtierten Escorial Grün , Magen.
    Es regnete nicht mehr. Die Sonne schien wieder und ein lauer Wind wehte die Küste entlang. Die beiden suchten sich ein Fischlokal, und ich zog mir das blaue Beret Basque von Zouzou über die Ohren. Ich suchte mir einen Platz an der Küste. Steinchen werfend in das Meer, hing ich meinen Gedanken nach. Tobruk, Alexandrien und die Libysche Wüste fielen mir wieder ein.
     
    ***
     
    Erinnerungen an Tobruk, Libyen 1942.
     
    Es war schon dunkel als wir den Djebel vor Tobruk erreichten. In Panik schossen wir das italienische Zeltlazarett zusammen. Danach stürmten wir kopflos hinaus in die Libysche Wüste. Jeder für sich alleine. Am anderen Morgen fanden wir uns wieder in einem kleinen Wadi. Wir froren
    entsetzlich. Unser "Battle dress“, der aus langen Hosen mit weiten Hosentaschen  für die Handgranaten und einem dunklen Pullover bestand, war durchschwitzt und völlig verschmutzt. Die Gesichter hatten wir uns vor den Kampfhandlungen, zur Tarnung mit Ruß, dunkel gefärbt. Die Bartstoppeln drückten sich durch die dünne Schicht aus Ruß und der Schweiß, vermischt mit feinem Pulversand zogen breite Bahnen über das Gesicht. Die Baskenmützen, die wir uns tief in die Stirn zogen, um uns vor der Sonne  zu schützen,  und  die umgehängten  Maschinenpistolen, ließen uns aussehen wie eine Horde Wildsäue im Hochmoor.
    Am Tage erreichte es Bodentemperaturen von über 70 Grad Celsius, und nachts fiel das Thermometer auf zehn Grad Celsius.
    Tim Johnson, Walt Baker, Greg Harris, Benny Moore, und ich, mit dem Alias, John Walker, waren  die wenige Überlebenden der Desert Group. Sie nannten mich "Bottle Jonny“, in Anspielung auf mein Alias "John Walker“, und einer bekannten Whisky-Marke. Dabei trank ich doch gar keinen Whisky, oder nur selten.
    Diesem Schreibstubenhengst, der mir das englische Soldbuch mit diesen komischen Namen verpasste, sollte die Schwindsucht heimsuchen, dachte ich mir immer wieder.
    Immerhin war ich nur Gast bei den Deserts, und Gäste sollten zuvorkommend behandelt werden. Den Jungs war das egal. Sie behandelten mich wie ein dazu  gehörender Soldat. Folglich musste ich das tun, was in Kampf- und Partisaneneinsätzen so üblich ist.
    Wir gehörten zum Rest aus John Haseldens "Long Range Desert Group“. Wir und die "Jock"-Kolonnen, die Kampfgruppen des Brigadiers Jock Campell, waren die Gegenspieler der deutschen "Brandenburger“.
    Weder die  deutschen Brandenburger noch die Long Range Deserts, und schon gar nicht die "Jock"-Kolonnen, waren ein Verein für Betschwestern.
    Es gab nur einen Befehl und der hieß: "In den Rücken des Feindes und alles angreifen, was euch unter die Augen kommt! Keine Gefangene! "
    Nachdem wir uns in unserem kleinen Versteck erholt

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