Tanz der Aranaea (German Edition)
zarte Sabi-Loulou geküsst oder noch besser, gefressen.
Im Maschinenraum war es stickig heiß, und es roch nach Diesel-Öl. Hunderte Pferdestärken hämmerten gegen die Zylinderwände, als wollten sie in die Freiheit. Als möchten sie die Weiten der Ozeane im Eilschritt ergründen. Sie hämmerten "Hinaus-Hinaus-Hinaus". Nieder mit den Fesseln der Technik, bestehend aus Kolbenstangen und Kurbelwelle. Nichts, als nur hinaus in die Freiheit.
Eigentümliche Gerüche durchzogen den Maschinenraum. Nicht so sehr unangenehm. Gerüche einer sehr gefährliche Mischung aus Abenteuerlust, Menschen, Afrika, Sandmeere und Wüstenstürme. Schweiß auf der Haut, Salz auf den Lippen und schwer gezügelte Leidenschaft in der Seele.
Dieses: "NIEMAND-KANN-UNS-BREMSEN-GEFÜHL".
Sabi Loulou, ich und Jose der Maschinist, saßen im eigenen Saft im heißen Maschinenraum vor der vierten Flasche mit dem Rotwein "Sidi Brahim" beim Skat, und waren schon reichlich angesoffen. Mann , dachte ich, diese Frau verträgt vielleicht einen Stiefel und mir wurde es wieder so gelb um die Nase.
»Mala suerte - Verdammter Schwede! Sabi Loulou, sag diesem einbeinigen Ungeheuer von einem Spananischen Maschinisten, dass er gefälligst andere Karten besorgen soll. Wie kann man mit kühlem Kopf spielen, wenn auf den Spielkarten nur nackte Frauen abgebildet sind?«
Sabi-Loulou brabbelt etwas zu dem Maschinisten, und jener gab auch eine spanische Antwort, die ich natürlich nicht verstand.
»Was hat denn Manolito gesagt?«
»Er heißt Jose und nicht Manolito!«
»Ist mir auch recht.«
»Mir iss das auch wurscht, Cnollo!«
»Also?«
»Also was? Ach so, Manolito meinte, der Inhalt meinen Bienenkörbchens sei viel aufregender als die Frauen auf den Spielkarten.«
»Ich sage dir, Sabi Loulou, der alte Manolito hat einen exzellenten Geschmack. Ich finde den Inhalt in deinen Bienenkörbchen auch bezaubernd!«
»Das sagst du jetzt nur so dahin, Cello.«
»Nein, ehrlich Sabi Loulou, du bist nicht nur die beste Martinimacherin von Zürich, sondern du hast auch den tollsten Inhalt in deinen Bienenkörbchens, den ich kenne!«
»Labersack!«
»Doch echt. Wenn jetzt deine Inhalte jetzt heraus hüpften würden, dann täte-äähh-würde ich vor Begeisterung des Manolitos Ölverschmierte Karten fressen. Ohne Petersilie und Knoblauchsoße!«
»Da hast du es jetzt Francnollo! Während du im Halbsuff sabberst, hat Manolito nen Grand mit Vier, gezaubert! Und was hast du auf der Pfanne? - Nichts, wie immer!«
Wir befanden uns in Höhe der Balearen. Menorca und der Hafen von Mahon waren bereits in Sichtweite. Kapitän Ramos y Alcartrez Valie brachte seinen Seelenverkäufer auf Kurs der Schifffahrtslinie Marseille, Algier. Von hier aus waren es noch etwa 200 Seemeilen. Für uns bedeutete es bei dieser Geschwindigkeit noch etwa 22 Stunden Aufenthalt auf diesem Schiff. Sternenklar war der Himmel über der Küste Nordafrikas. Zouzou, als Navigator, befand sich in ihrem Element. Es gab kein Sternbild, das ihr unbekannt war. Sie kannte alle Bewegungsabläufe im Kosmos.
Zouzou Zizanie, Sabi Loulou, Ramos und ich saßen eingehüllt in leichte Wolldecken auf den abgedeckten Ladeluken. Ramos ließ für uns Liegestühle aufstellen. So unsympathisch war der Junge nicht, wenn ich mal von der Tatsache absehe möchte, dass er Sabi Loulou küsste als habe er wie erwähnt, die Maul- und Klauenseuche. Es war weit nach Mitternacht als unser Schiff, Wellen ziehend, vorbei an der hell erleuchteten Hafenstadt Mahon auf Menorco fuhr. Ein faszinierender Anblick, ein Ort zum Träumen und verweilen. Die drei klönten und lachten drauf los, was das Zeug hielt. Ramos war ein guter Unterhalter. Ich verstand leider kein Wort von dem was gesprochen wurde. Der guten Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Manchmal übersetzten mir die Mädchen einen besonders gelungenen Witz von Ramos. Abwechselnd bekamen Zouzou und Sabi regelrechte Lachkrämpfe und hüpften wie Kängurus auf der Ladeluke herum. Ein herrliches Bild und kaum zu beschreiben. Ich musste die Späße des Spanier nicht einmal verstehen, es war auch so schon eine lustige Sache. Meinetwegen konnte die Schiffsreise bis Kap Horn und zurück andauern. Selbst an den einzähnigen Smutje, der gar nicht so schlecht kochte, könnte man sich
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