Tanz der Aranaea (German Edition)
hässlich.«
»Tonton, der spanische Käpten ist eine wunderschöner Mann. Bist du etwa eifersüchtig? Also tztztz. Ich kann die Sabi gut verstehen. So ein toller Latino, hm. Tonton, wie war das mit den Frauen, die fünf Männer haben sollten?«
»Das war ja nur theoretisch gemeint«, protestierte ich, »außerdem, küssen kann der Spanier aber gar nicht sage ich dir.«
»Verstehe ich nicht Tonton. Die Spanier küssen sonst prima.«
»Ich sage dir Zouzou, der hässliche Koch äh Käpten küsst nicht gut. Er hat die Sabi nur gefressen, aber nicht geküsst. Stell die vor, der küsst als hätte er die Maul- und Klauenseuche.«
»Tonton, beruhige dich. In der Sahara, hast du uns wieder für dich alleine. Außerdem, wie würdest du denn die Sabi oder auch mich küssen?«
»Wie? Na jedenfalls unbeschreiblich gut.«
»Angeber!«
»Es stellt sich auch unbedingt die Frage nach dem WO, Zouzou.«
»Du meinst die Schiffsbauch ist nicht gut? Wo ist es denn schöner?«
»Schau mir in die Augen Kleines!«
Ich sagte es mit unwiderstehlicher Verve, wie es Weiland, Humphrey Bogart zu seiner göttlichen Ingrid Bergmann sagte. Zouzou schaute mir in die Augen. Ich brachte keinen Ton heraus, es war mir als hätte ich einen Frosch gefressen. Ich sah nur ihre schwarzbraune, glänzende und unergründliche Augen und versuchte den Frosch im Hals hinunter zu schlucken. Ich erhielt dennoch kurz danach die Fassung.
»Wir stehen am Steuerrad, Zouzou. Ich lege meinen starken Arm um deine biegsame Hüfte. Meine Leidenschaft zieht dich magnetisch an. Meine zarten Küsse berühren deine Seele. Der andere Arm hält unterdessen lässig das Lenkrad des Schiffes. Du bist verzaubert von mir.«
»Spiel mir das Lied noch einmal Sam«, flötet Zouzou Zizanie.
»Alors«, sagte ich, »wir stehen an der Reling, so wie jetzt. Ist jedenfalls viel besser als die Kombüse und die Schiffsbauch innen drin. Ich drücke dich zart und liebevoll an mich, und aus dem Ballsaale schweben die Noten der Sinfonie d'Amour, gespielt von einem Orchester uns herüber. Unsere Lippen finden sich... «
»Die Schiff hat keine Ballsaal, Tonmhm… «
»Tout egal, Zouzou!«
»Tonton, die Heringe gucken zu. Du bist ein ganz großer Filou! Ton.hm--tontomhhmm... «
Wir befanden uns seit zwei Tagen auf dem Schiff, und die erste Seekrankheit hatte ich schon hinter mir. Die erste Nacht an Bord! Ich stand an der Reling und spuckte in die See. Im Mondenschein, für mich alleine. Stundenlang würgte ich wie eine Hündin vor ihrer ersten Niederkunft, aus dem Gerberviertel von Kairo. Niemals werde ich diesen Geruch los, als ich einst in jugendlichem Leichtsinn dieses Viertel in Kairo besuchte. Und dieser spanische Käpten mit seiner spanischen Crew. Namen hatten die Jungs! Ramos y Alcartrez Valie, der Käpten! Eamon de Galiano, sein Maat! Der Maschinist nannte sich schlicht und ergreifend, Jose de Valle de los Caidos, weil er einst im spanischen Bürgerkrieg im "Tal der Gefallenen" in der Sierra de Guadarrama ein Bein verloren hatte. Die Härte aber war der Smutje, der nur einen einzigen Zahn im Maul besaß. Sein unwiderstehlicher Name war Avarez de Molinas y Guevaras. Nur der Moses, der Schiffsjunge, gab sich mit einem Namen zufrieden, der im Vergleich zur restlichen Crew, so leer war wie seine Hirnhälften, er nannte sich nur Velez Duenas. Da war ich echt froh, dass ich so einen schönen und schlichten, und doch nicht einfachen Name besitze, wie Francesco Maria Vancelli.
Ein Glück, dass die Mädels meinen zweiten Namen nicht kannten, noch nicht kannten. Die würden etwas anstellen mit mir. Dessen war ich mir absolut sicher. Jedenfalls schaute mir
jener besagte Kapitän Ramos y Alcartrez Valie mit einem unbeschreiblichen Grinsen zu, als ich mit wehmütiger Mimik in die aufgewühlte See kotzte. Es ist nicht mein Umgangston, doch anders ließ sich mein unglückliches Handeln vor zwei Tagen nicht beschreiben. Zuerst war ich nur ein wenig gelb im Gesicht, dann drehte sich alles um mich herum. Mein Mageninhalt löste sich und zog in weitem Bogen eine Ballistische Kurve, die jeden Artilleriekommandanten vor Neid erblassen ließe. Ramos genoss diesen Anblick sichtlich, und hielt mir eine leere Flasche unter die Nase. Ich solle die Flasche abfüllen meinte er, für die trockenen wasserlosen Wochen in der Sahara. Ich sagte ihm, dass er ein Schwein sei, zwar ein schönes Schwein, aber doch ein solches. Ramos platzte fast vor lachen. Und so einer hat meine arme
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