Tanz der Gefuehle
doch nicht allein auf die Straße lassen. Nicht, dass dich noch irgendwer wegschnappt.« Als sie nicht darauf reagierte, wurde sein Ton härter. »Ich bestehe darauf.« Emma hatte keine Wahl. Seinem Blick nach zufolge würde er Gewalt anwenden, wenn es sein musste. Also stieg sie ein. »Ich bin übrigens Liam«, sagte er und warf die Tür zu. Dann fuhr das Taxi los.
Kapitel 8
Emma starrte zum x-ten Mal auf ihr Handydisplay – nichts. James beantwortete weder ihre Nachrichten noch ging er ran. Sie wäre ja vorbeigefahren, doch sie musste die ganze Woche durcharbeiten und hatte erst wieder am Wochenende Zeit. Sie war sogar auf seiner Arbeit erschienen, doch dort sagte man ihr, er hätte kurzfristig Urlaub genommen. Sie hatte also keine andere Wahl, als die nächsten Tage tapfer durchzustehen und ihn dann am Wochenende zu besuchen.
Ja, Liam hatte ihr Konsequenzen angedroht, aber nur, wenn sie wieder mit James zusammenkam. Was sie allerdings wollte, war die Wahrheit und vor allem Gewissheit. Sie musste wissen, ob er die ganze Zeit über mit ihr gespielt hatte oder ob seine Gefühle echt waren. Wer weiß, vielleicht steckte sogar Eric hinter Aubreys SMS? Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Sie sollte aufhören, nach Gründen zu suchen, die James entlasteten. Es tat weh und ja, sie hätte lieber jemand anderen dafür verantwortlich gemacht, aber wie hätte Eric wissen sollen, wann er die SMS zu schreiben hatte, damit sie sie las? Wenn er nicht gerade Kameras in der Villa eingebaut hatte, war das mehr als unwahrscheinlich. Samstagmorgen fuhr Emma zu James. Diesmal allerdings mit Rachels Auto, denn wenn sie die Strecke noch ein paar Mal mit dem Taxi fuhr, wäre sie vor Ende des Monats pleite. Sie parkte den Wagen direkt am Tor und betätigte die Sprechanlage. Zugegeben, es war noch früh, aber sie hatte sich bei seinen Angestellten über seine Urlaubspläne informiert.
Soweit man wusste, hatte er nicht vorgehabt zu verreisen, er war also höchstwahrscheinlich zu Hause. Als ihr nach fünf Minuten immer noch niemand öffnete, kletterte Emma kurzerhand über den Zaun. Da sie allerdings nicht die sportlichste Person war, stellte sie sich dementsprechend an. Und nachdem sie einige Kratzer am Arm eingebüßt hatte, schaffte sie es schließlich auf die andere Seite. An der Villa angekommen, klingelte sie solange, bis die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde. »Weißt du, was es bedeutet, wenn ich deine Nachrichten nicht beantworte und die Anrufe wegdrücke?«, fragte James und starrte unfreundlich auf sie herab. Er trug eine graue Jogginghose, kein Shirt, dafür aber einen langen Morgenmantel, der geöffnet war und seinen wundervollen Oberkörper enthüllte. Anstatt auf seine Frage einzugehen, sagte sie: »Ich will mit dir reden.« »Es gibt nichts zu bereden. Ich wollte dich ins Bett kriegen und das ist mir gelungen. Und Aubreys SMS hat mir eine Menge Ausreden erspart, um dich wieder loszuwerden.
Fall geklärt.« Sein Ton war unbekümmert, sein Blick kalt. Dennoch. »Das glaube ich dir nicht.« »Glaub, was du willst. Mir egal«, sagte er und wollte die Tür schließen, doch Emma hielt sie auf. »Ich will mit Aubrey sprechen.« »Das geht nicht, sie hat die Stadt verlassen.« »Dann gib mir ihre Nummer«, zischte Emma. Seine gleichgültige Art ging ihr ziemlich gegen den Strich. »Hab ich nicht.« »Sie hat dir eine Nachricht geschrieben, du hast ihre Nummer also sehr wohl«, rief Emma aufgebracht. Seine Augen blieben kühl und ungerührt. »Verlass mein Grundstück, Emma, oder ich rufe die Polizei.« Emma war wie vor den Kopf gestoßen und für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Er meinte es ernst. Er meinte es wirklich ernst! Emma spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete und ihre Augen feucht wurden. Sie wollte nicht weinen, wollte sich nicht vor ihm bloßstellen, doch das Gefühl der Enttäuschung gewann die Oberhand.
Einsehen zu müssen, dass sie nun das dritte Mal von einem Mann getäuscht wurde, war einfach zu viel. »Warum?«, fragte sie mit erstickter Stimme. »Was habe ich dir getan?« »Aubrey hat es dir doch schon erzählt. Ich bin ein Jäger, Emma. Und du warst die perfekte Beute.« Seine Stimme war plötzlich sanft, fast schon mitleidig, was ihr nur noch mehr zusetzte. Sie atmete tief durch, dann fragte sie: »Weißt du, dass Liam mich bedroht hat?« »Ich kenne keinen Liam.« Sie versuchte die Wahrheit in seinen Augen abzulesen, doch sie verrieten nichts. Sie
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