Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Wildhundebenen führte.«
»Und warum erfahre ich erst jetzt davon?« fragte der Krieger aufgebracht.
»Weil Ihr so gut wie gar nicht zu erreichen wart«, gab der Geschwaderführer im gleichen Tonfall zurück. »Unsere Luftarmada ist wohl doch nicht so ganz unnütz, oder?«
Axis lächelte ein wenig schuldbewußt bei den Worten des Vogelmenschen. »Ich glaube, wir beide können noch eine Menge voneinander lernen, Geschwaderführer.«
Weitsicht nickte ihm zustimmend zu. »Dann fangen wir am besten gleich damit an, Euch etwas über unsere Luftkämpfer zu erzählen.«
Aschure eilte über den Gang und preßte den Wolfen an sich. Sie würde zum Unterricht mit Dornfeders Staffel zu spät kommen, weil sie noch eine Besorgung für Rivkah hatte erledigen müssen. Dabei freute sie sich doch schon auf die Übungsstunde. Sie hatte enorme Fortschritte gemacht und konnte mittlerweile sogar mit Dornfeder mithalten. Die junge Frau war selbst am meisten von ihrem neuen Können überrascht. Nächste Woche, so hatte der Staffelführer ihr versprochen, sollte sie lernen, ein bewegliches Ziel zu treffen, wenn sie sich dazu auch selbst noch in Bewegung befand. Aschure konnte die neue Herausforderung kaum abwarten.
»Mein liebes Mädchen«, rief eine gutgelaunte Stimme hinter ihr. »Kennt Ihr Euch vielleicht in diesem Wirrwarr von einem Kaninchenbau aus?«
Sie blieb stehen, drehte sich um und hätte vor Schreck fast den Bogen fallengelassen. Zwei Brüder des Seneschalls näherten sich ihr. Der eine groß und hager, der andere klein und dick. Beide hatten freundliche Gesichter, weiße Haarkränze umgaben ihre Köpfe wie Heiligenscheine, und ihre Kutten sahen aus, als wären sie monatelang nicht mehr gesäubert worden.
Aschure trat vorsichtshalber einen Schritt zurück und schloß die Rechte um den Bogen. Ihre Linke näherte sich dem Köcher am Rücken.
»Kennt Ihr uns denn nicht mehr?« fragte der Hagere. »Könnt Ihr Euch nicht an uns erinnern?«
Die junge Frau betrachtete die Mönche jetzt etwas genauer, dann wußte sie es wieder. »Ihr seid doch die Brüder, die mit Axis nach Smyrdon gekommen sind, nicht wahr? Wart Ihr nicht auch Wächter, oder so was?« Der Krieger hatte ihr erzählt, daß die beiden etwas mit der Prophezeiung zu tun hatten.
»Ganz recht, und wir sind es noch«, lächelte der Hagere, stellte sich als Veremund vor und wies auf seinen Begleiter, »und das hier ist Ogden.« Beide verbeugten sich vor ihr.
Die Bogenschützin schüttelte ihnen die Hand. »Und mein Name ist Aschure. Axis wird sich sicher freuen, wenn er erfährt, daß Ihr Euch hier im Krallenturm aufhaltet. Wollt Ihr ihn sprechen? Den Nachmittag verbringt er meistens mit Sternenströmer und Morgenstern.« Mit den Schießübungen würde es heute wohl nichts mehr werden.
»Ach, meine Liebe, es wäre wirklich furchtbar nett von Euch, wenn Ihr uns dorthin bringen könntet«, sagte Veremund, und so machte Aschure kehrt und führte die beiden durch die Schächte und Gänge.
Axis hatte den ganzen Morgen und auch einen Teil des Nachmittags mit den Geschwaderführern verbracht. Er fühlte sich jetzt körperlich wie geistig völlig ausgelaugt. Dabei war ihm klar, daß es die nächsten Wochen so weitergehen würde. Die Luftarmada würde ihn gehörig beschäftigt halten. Da sollte er besser jetzt die Zeit nutzen und noch die Lieder lernen, die seine Großmutter ihm beibringen konnte.
Sternenströmer zog sich wieder auf seinen Schemel in der Ecke zurück, und Morgenstern stellte sich vor ihren Enkel. Nach diesem Nachmittag würden die beiden Zauberer ihrem Lehrling alles beigebracht haben, was sie wußten. Fortan lag es bei Axis selbst, in welche Richtung er seine Kräfte auf dieser Grundlage weiterentwickelte.
Der Krieger wurde schnell ruhiger. Heute wirkte die Musik so schnell, daß er das Gefühl hatte, gleich einzuschlafen, während die Großmutter seinen Kopf hielt. Ihre Stimme schien alles um ihn herum zu dämpfen, und ihre Finger lagen so fest und sicher an seinen Schläfen, daß er seinen Kopf sinken und seine Gedanken treiben ließ.
»Und jetzt kommen wir zum Lied der Harmonie«, sagte Morgenstern leise. »Mit ihm besänftigt man Gefühlsausbrüche, beruhigt Gemüter und verwandelt gewalttätige Gedanken in friedvolle.« Sie lächelte leise. »Für einen großen Krieger kann diese Melodie mindestens so wertvoll sein wie die stärkste Waffe. Deswegen hört genau zu, und prägt es Euch gut ein.«
Morgenstern öffnete den Mund, um das Lied zu singen,
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