Tanz der Verführung
Wachstafel auf das Bett. Gestern, auf dem Rückweg nach Tangston, hatte Fane ihr versprochen, ihr die Beweise zu zeigen, die er gegen ihren Bruder gesammelt hatte. Er hatte sein Wort gehalten und die Berichte und Unterlagen am nächsten Morgen in das Gemach gebracht.
Sie starrte auf die Tafeln, die auf der Bettdecke lagen und vom Sonnenlicht erhellt wurden, das durch die offenen Fenster fiel. Die Worte darauf verhöhnten sie. Die sorgfältig von Kester zusammengetragenen Berichte bekräftigten nur, was Fane ihr schon gesagt hatte, nämlich dass Rudd sich in den örtlichen Wirtshäusern mit bekannten Verrätern getroffen hatte, um ein Komplott zu schmieden.
Genauso wie das verdammte Sendschreiben, das Fane ihr gezeigt hatte. Sie hatte es nicht berühren dürfen, doch er hatte es ihr unter die Nase gehalten. Nachdem sie dann Rudds untrügliche, gekritzelte Unterschrift gesehen hatte, hatte Fane es wieder in seinen Gürtel gesteckt. Schaudernd erinnerte sie sich an seinen verschlossenen Gesichtsaudruck. Trotz seiner Gefühle für sie ging er kein Risiko ein und hielt sie auf Distanz, damit sie nicht nach dem Dokument greifen und es ins Feuer werfen konnte.
Sie rieb ihre Lippen aneinander und betete im Stillen um Kraft.
Dann löste sie ihren Blick von den Tafeln und sagte: »Ich kann es nicht glauben.«
»Warum nicht?« Mit einer Hüfte lässig an den Tisch gelehnt, biss Fane in ein Stück Käse in seiner Hand. Er trug eine schwarze Hose und ein rotbraunes Wams, seine Schultern waren noch immer feucht von den nassen Haaren. Zuvor hatten sie gemeinsam gebadet, doch die Zeremonie hatte sich schon bald als Liebesspiel in der Badewanne entpuppt.
Er zog die Augenbrauen hoch. Wieder überkam sie Lust. Das letzte Mal, als er sie so angesehen hatte, hatte er kurz darauf ihre Brüste in beide Hände genommen und sie geliebt. Er war äußerst aufmerksam und zärtlich zu ihr, seit er von seiner Vergangenheit erzählt hatte, als ob er fürchtete, dass sie ihn dafür verachten könnte. Doch wie hätte sie ihn verachten können, wo sie doch wusste, dass er sie liebte und Leila schon lange tot war?
Herrgott, wie konnte sie ihn verachten, wo er es doch so gut verstand, ihren Körper in einen wunderbaren, sinnlichen Taumel zu versetzen?
»Nun, Liebste?« Mit einem Essdolch schnitt Fane ein weiteres Stück Käse herunter und steckte es sich in den Mund. »Welche Beweise wollt Ihr denn noch? Diese hier sind mehr als ausreichend, um den königlichen Gerichtshof von der Schuld Eures Bruders zu überzeugen.«
Sie zog die Beine bis an ihr Kinn, strich ihr Kleid zurecht und legte die Stirn auf ihre Knie. »Ich weiß, was die Berichte und die Unterschrift zu bedeuten haben, aber ich kenne auch meinen Bruder. Er würde den König niemals verraten.«
Seufzend warf Fane den Dolch auf den Tisch, ging zum Bett und streichelte ihr mit der Hand über die Schulter. Seine geübte Berührung entfachte ein Feuer in ihr, das sie erneut für ihn entbrennen ließ. »Kommt, esst etwas, danach werdet Ihr Euch besser fühlen und klarer denken können.«
Auch ein Bissen Brot, Käse und Obst würden ihre Meinung über Rudd nicht ändern können. Trotzdem glitt Rexana vom Bett herunter und ging zum Tisch. Sie griff nach dem Dolch und schnitt eine Orange auf, deren herrlicher Duft sich in der Luft verteilte.
Fane sammelte die Tafeln wieder ein und steckte sie in eine Ledertasche. »Ich habe heute Morgen einige Dinge zu erledigen. Das hätte ich eigentlich schon gestern tun sollen, aber da war ich ja auf entzückende Weise anderweitig beschäftigt.« Er verzog den Mund zu einem spitzbübischen Schmunzeln. »Wenn ich nur meine Pflichten als High Sheriff noch einen Tag länger aufschieben könnte.«
Sein Lächeln erfüllte sie mit sinnlicher Erregung, und sie wiegte ihren Körper in dreister Aufforderung. »Ich werde Eure Rückkehr sehnsüchtig erwarten.«
»Ich zähle darauf.« Er trat zu ihr und ließ seine Lippen in einem aufregenden Rhythmus auf den ihren tanzen. Als sich sein Duft mit dem der Orange mischte, überwältigten sie ihre unvereinbaren Treuegefühle. Am liebsten hätte sie die Frucht fallen lassen, nach dem Schreiben gegriffen und es in den Kamin geworfen, um es zu verbrennen. Doch ihr Herz rief, dass Fane dies als den schlimmsten Verrat überhaupt gewertet hätte. Das würde er ihr niemals vergeben.
Aber warum schmerzte sie der Gedanken, ihn zu verraten, so sehr? Weil er ihr inzwischen genauso viel wie ihr Bruder bedeutete.
Doch noch
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