Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Verführung

Tanz der Verführung

Titel: Tanz der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
dachte ich, Engel wären für mich herabgestiegen. Ich öffnete die Augen und sah sie vor meinen Gitterstäben stehen. Ihr Gewand glitzerte wie Sterne an einem nächtlichen Winterhimmel.« Er presste die Lippen zusammen. »Schon bald kam sie mich jeden Tag besuchen, brachte mir Salben und Öle und versorgte meine Wunden.«
    »Hat General Gazir ihr denn das erlaubt?«
    Wieder erschauerte Fane. »Als die Monate verstrichen, gewann ich immer mehr an Wert für ihn. Auf seine ganz persönliche und grausame Art würde ich sagen, dass er mein Durchhaltevermögen bewunderte. Er trug Leila auf, mich so zu pflegen, dass ich überleben würde.« Fane unterdrückte die Erinnerung an Gazirs spöttisches Gelächter. »An einem jener Tage empfing er irgendwelche Würdenträger in seinem Palast und befahl, mich wie ein Tier in Ketten zu seinen Gemächern zu bringen. Er brüstete sich mit mir und nannte mich die bleichgesichtige englische Bestie. Dann zerrte er mich in Ketten herum und stellte mich wie eine Trophäe zur Schau.«
    »Wie furchtbar!«
    Fane kämpfte gegen Rexanas Mitleid und seine eigene Wut. »Gazir ahnte nicht, dass ich und Leila gelernt hatten, uns zu verständigen. Eines Tages, wenn ich kräftig genug wäre, wollte sie mir zur Flucht verhelfen. Ich wollte sie mit mir nehmen, um sie von Gazir zu befreien. Sie brachte mir Wort für Wort die arabische Sprache bei, pflegte meinen zerschundenen Körper und sorgte dafür, dass ich meinen Überlebenswillen nicht verlor. Schon nach kurzer Zeit konnte ich verstehen, was meine Gefängniswärter sagten, und belauschte die Gespräche zwischen Gazir und seinen Leuten.«
    Rexana lächelte. »Durchaus ein Vorteil für einen Spion.«
    Er nickte. »Eines Tages hörte ich, wie meine Wachen davon sprachen, dass ein Schiff eines christlichen Königs in der Nähe von Acre gesichtet worden war. Ich weinte vor Erleichterung, wusste aber auch, dass ich im Kerker meinem König von größerem Nutzen war. Ich schrieb also auf Pergamentfetzen alles auf, was ich hörte, und Leila schmuggelte sie unter ihrem Schleier hinaus. Sie überbrachte meine Nachrichten geheimen Boten, die sie wiederum den Kreuzrittern brachten. Später erfuhr ich, dass viele seiner Untergebenen Gazir verachteten.« Fane deutete auf Rexanas Hand. »Dieser Saphirring, den Ihr tragt, gehörte einst Leila. Sie benutzte ihn, um sich ihren Boten gegenüber zu erkennen zu geben.«
    Rexana drehte den glänzenden Ring an ihrem Finger. »Ich verstehe.«
    »Als König Richards Heer auf Acre marschierte«, fuhr er fort, »wurde meine Lage sehr gefährlich. Gazir drohte, mich zu köpfen und meinen Schädel dem König als Beweis dafür überbringen zu lassen, dass seine Kreuzritter niemals gewinnen würden. Er rief sein Heer zusammen, um Saladin zu unterstützen und einen Angriff vorzubereiten. Jedes Mal, wenn Leila loszog, um eine Nachricht zu überbringen, fürchtete ich um ihr Leben. Ich wusste, dass sie eines grausamen Todes sterben würde, wenn man sie erwischte. Wir waren uns also einig, dass ich fliehen musste.
    Eines Nachts betäubte sie die Wachen des Kerkers und öffnete meine Zelle. Sie hatte mir orientalische Gewänder mitgebracht und führte mich dann durch die Gänge der Bediensteten hinaus. Ich konnte kaum laufen, aber sie zwang mich dazu. Als wir in die Stadt liefen, hörten wir den Alarm.« Er musste schlucken, denn die Erinnerung an jene verzweifelte Nacht überwältigte ihn. »Wir rannten über den Markt in die Gassen hinein und durften nicht rasten, sonst hätte uns der Tod gedroht. Leila brachte mich zu einem Haus, in dem einer ihrer Kontaktmänner wohnte. Wir versteckten uns zwei Tage lang in einem geheimen Kellerzimmer, bis Gazir seine Wachen wieder zurückrief.« Fane atmete schwer. »Die Flucht aus dem Kerker war ein schrecklicher Moment für mich gewesen, ich hatte ungeheure Angst. Gazir hätte uns noch immer aufspüren können. Und er hätte keine Gnade walten lassen. Leila … wusste das.«
    Rexana senkte den Blick. »Ihr meint, sie hat sich von Euch verführen lassen.«
    Fane starrte auf den Felsen herab. Bis jetzt hatte er noch niemandem erzählt, was zwischen ihm und Leila vorgefallen war. Doch von allen Menschen verdiente es vor allem Rexana, davon zu erfahren. Er hoffte nur inständig, dass sie ihn nicht dafür hassen würde.
    »Sie hat mich gebeten, bei ihr zu liegen. Und auch ich kann nicht leugnen, Rexana, dass ich sie begehrte. Ich war monatelang mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, und ich

Weitere Kostenlose Bücher