Tanz der Verführung
Griff zusammen. »Wie meint Ihr das, Mylord?«
»Sagt mir, was zwischen Euch und Garmonn ist.«
Angst zeigte sich in ihren Augen, bevor ihr Blick wieder kühl wurde, kühler noch als das Wasser am Grunde des Flussbeckens. Die unsichtbare Schlange um seinen Hals drückte fester zu.
»Zwischen mir und Garmonn ist nichts«, antwortete sie schließlich. »Warum fragt Ihr?«
»Ich glaube Euch nicht.«
Sie versteifte sich und spreizte die Finger wie eine Katze, die ihre Krallen ausfährt. »Fane, lasst meine Hand los, Ihr haltet mich auf. Nach all dem, was gerade eben geschehen ist, habe ich kein Bedürfnis, über Garmonn zu sprechen.«
»Ich auch nicht«, sagte Fane und fuhr liebkosend mit seinem Daumen über ihr Handgelenk. »Dennoch hätte er mich beinahe mit seinem Schwert durchbohrt. Ich glaube, mir steht eine Erklärung zu.«
Er spürte den Schauder, der durch ihren Körper fuhr. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ sie nicht los.
Ihre Augen glühten. »Was sollte ich Euch noch erzählen, das Ihr nicht schon wisst? Er ist Rudds Freund, arrogant und rücksichtslos. Er kann gut mit dem Schwert umgehen, und er verachtet Euch.«
»Und begehrt Euch.«
Angst legte sich auf ihr Gesicht. »Sein Interesse für mich ist nicht mehr von Bedeutung, seit ich mit Euch vermählt bin.«
O ja, Liebste, dachte Fane, aber wir sind noch nicht vollkommen Mann und Frau. Unsere Ehe wurde noch nicht vollzogen.
»Begehrt Ihr Garmonn, Rexana?«
Ein ungläubiges Lachen entfuhr ihr. Sie schüttelte den Kopf, als könne sie nicht glauben, was er da sagte. »Seid Ihr eifersüchtig auf Garmonn?«
Fanes Wangen brannten, aber er sah nicht weg. »Ich bin auf jeden eifersüchtig, der Ansprüche auf das erhebt, was mir gehört.
Ihr
gehört mir. Bis zu dem Tag, an dem ich sterben werde. Ich werde niemals einen anderen Mann in Eurem Herzen akzeptieren.«
Traurig lächelnd entspannte sie ihre Hand und legte ihre Handfläche wie eine erblühende Blume an seine. »Garmonn wird mir niemals etwas bedeuten.«
Freude stieg in Fane hoch, doch er verkniff sich ein Lächeln. Alles in ihm schrie danach, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen. Doch vorher brauchte er noch eine Antwort auf die Fragen, die ihn quälten. »Warum nicht? Einst wolltet Ihr ihn doch heiraten?«
Sie sah über die sich wiegenden Gräser und Blumen, als blickte sie in die Vergangenheit. »Als wir beide noch jünger waren, besprach man eine mögliche Heirat zwischen uns, offiziell verlobt waren wir jedoch nie. Meine Eltern waren mit Lord Darwell befreundet. Er plädierte für diese Heirat, und anfangs befürworteten auch meine Eltern sie, vermutlich, weil dies unseren Familien Vorteile gebracht hätte.« Mit ihrer freien Hand wischte sie sich eine vom Wind verwehte Haarsträhne aus dem Gesicht, dann verschattete sich ihr Blick wieder. »Doch als Garmonn von seinem Kreuzzug zurückkehrte, hatte er sich verändert. War brutal und rücksichtslos geworden.« Sie machte eine Pause. »Beängstigend.«
Fane nickte. »Der Krieg verändert oftmals einen Mann, kann seine Seele verkümmern, sie grausam werden lassen.«
Sie blickte ihn lange an, als sähe sie weit mehr als nur seine sonnengebräunte Haut und die verunstaltenden Narben. Dann sagte sie nachdenklich: »Ihr seid während Eurer langen Gefangenschaft und Folter nicht grausam geworden, und ich wette, Eure Seele hat weit mehr gelitten als die von Garmonn.«
Ihre Worte trafen Fane an seiner empfindlichsten Stelle, und er schrie innerlich auf. Der Schrei hallte wider und wider in seinem Kopf, als wäre er in einer bodenlosen Höhle ausgestoßen worden. Wie konnte sie es wagen, in demselben Atemzug von seiner und Garmonns Seele zu sprechen? Sie hatte kein Recht, darüber zu urteilen, wenn sie noch nicht einmal wusste, was Fane zu erdulden gehabt hatte oder welche Entscheidungen er im Namen des Herrn und des Königs hatte fällen müssen.
»Lasst uns nicht von mir sprechen«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Wir reden hier von Garmonn.«
Ihre Augen wurden feucht, und sie wandte den Blick ab. Weinte sie etwa um Garmonn? Um den Mann, der er einmal gewesen war, bevor Schlachten, Blutvergießen und Tod ihn verändert hatten? Vielleicht vermisste sie die ehrbare, standesgemäße Ehe, von der sie geträumt hatte, die sie aber nicht eingegangen war.
Fane bemühte sich um einen angemessenen Ton. »Hat er nach seiner Rückkehr nach England gehofft, Euch zu heiraten?«
Sie nickte kurz. »Er hat mich
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