Tanz der Verführung
Garmonn«, unterbrach Fane sie, »aber ich habe Rexana niemals zu irgendetwas gezwungen. Das habe ich nicht nötig.«
Garmonn umklammerte nun fester sein Schwert.
»Lügner!«
Rexana sah im Geiste schon, wie Garmonn zuschlug, sah Fanes schmerzvoll verzerrtes, bleiches Gesicht und dickes, rotes Blut auf den Steinen.
O Gott. O mein Gott!
Wie aus der Ferne hörte sie Fanes grimmige Stimme. »Senkt Euer Schwert, Garmonn, sofort.«
»Fahrt zur Hölle.«
Die Steine in Fanes Hand knirschten bedrohlich. »Ihr befindet Euch auf meinem Land, stört meine Ruhe und bedroht mich sogar. Außerdem habt Ihr meine Frau erschreckt. Wollt Ihr vielleicht ein wenig Zeit in meinem Kerker verbringen?«
»Ich habe Euch nichts getan. Ihr habt kein Recht, mich einzusperren.« Garmonn verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen. »Mein Vater wird Euch schon davon überzeugen, wie sehr Ihr Euch irrt.«
»Ihr könnt Euch nicht für den Rest Eures Lebens hinter der Stellung Eures Vaters oder seinem guten Willen verschanzen.«
Das dumpfe Dröhnen nahender Hufschläge untermalte Fanes letzte Worte. Rexana atmete schmerzvoll ein und riskierte einen Blick. Lord Darwell ritt mit seinem Ross an den Wachen vorbei, ließ die Zügel fallen und sprang mit einem lauten Grunzen aus dem Sattel.
Hoffnung überkam sie, denn Garmonns Vater war einer der wenigen, die noch Einfluss auf ihn hatten. Vielleicht konnte er das Blutvergießen verhindern.
Er wischte sich die Stirn mit seinem Mantelsaum ab, rannte am Ufer entlang, rutschte auf den feuchten Steinen ab, strauchelte und kam dann neben Fane zum Stehen.
»Garmonn, was tust du da? Senke sofort dein Schwert, bevor du ein Unglück heraufbeschwörst.«
»Lord Darwell«, brummte Fane. »Ich habe Euch heute gar nicht erwartet.«
Darwell neigte seinen grauen Kopf. »Guten Tag, Mylord, Mylady. Wir waren auf dem Heimweg.«
Erstaunt hob Fane die Augenbrauen. »Ach so?«
»Ich habe Garmonn gestern in einem Wirtshaus getroffen. Wir haben beschlossen, die Nacht über zu bleiben, denn mein Sohn war … äh … nicht in der Lage zu reiten.« Darwell räusperte sich und schielte dann zu Garmonn hinüber. »Steck das Schwert weg, du machst dich ja lächerlich.«
Garmonn verzog den Mund, rührte sich aber nicht von der Stelle.
»Linford wollte über Rexana herfallen.«
»Keiner von uns kann genau sagen, was wir gesehen haben.« Darwell zog den Gürtel um seine Taille zurecht. »Ich bin sicher, dass es eine vernünftige Erklärung dafür gibt, falls Eure Lordschaft es uns überhaupt erklären will.«
»Rexana ist ins Wasser gefallen. Ich habe ihr geholfen und nur getan, was jeder gesittete, frisch vermählte, verliebte Ehemann auch getan hätte«, erklärte Fane.
Darwells Augenbrauen zuckten. »Verstehe.«
»Glaubt ihm kein Wort, Vater, er lügt wie diese gerissenen Sarazenen.« Garmonn hob die Spitze seines Schwertes und warf Fane einen drohenden Blick zu.
Rexana verspürte ein flaues Gefühl im Magen, doch sie ignorierte Fanes Worte und die warnende Stimme in ihr und stieg auf den nächstgelegenen Felsen. »Fane hat mir nichts getan, das schwöre ich. Es gibt keinen Grund, wegen mir Blut zu vergießen. Nicht einen!«
»Ist das wahr, Rexana?«, murmelte Garmonn. »Oder versucht Ihr nur, sein armseliges Leben zu retten?«
»Es ist wahr.«
Fane schloss seine Finger fester um die Kieselsteine. »Ich sagte Euch schon zweimal, Ihr sollt Euer Schwert wieder einstecken. Entweder Ihr folgt meinem Befehl, oder meine Männer werden Euch festnehmen.«
»Meinen Sohn festnehmen?« Verzweiflung blitzte für einen Moment in Darwells Augen auf. Er hob flehend die Arme und ging zu Garmonns Pferd. »Tu, was Sheriff Linford von dir verlangt, mein Sohn, wir wollen doch nicht noch weitere Unannehmlichkeiten, nicht wahr?«
Garmonn biss die Zähne zusammen. Dann senkte er fluchend sein Schwert und schob es wieder zurück in die Scheide.
Als er nach den Zügeln seines Pferdes griff, sah er Rexana an. Für einen kurzen Augenblick schien ihr Herz stehen zu bleiben. Sein Blick erinnerte sie an jenen Wintertag und an die Warnung, die er damals ausgesprochen hatte, falls sie jemals irgendjemandem davon erzählen sollte. Und so hatte sie Rudd nur erzählt, dass der arme Thomas bei einem Unfall verwundet worden sei. Rudd kannte nicht die wahre Geschichte. Das war auch besser so, denn sein Leben wäre sonst in schrecklicher Gefahr gewesen.
Garmonn sah Fane an. »Wir sehen uns wieder, Sheriff«, zischte er. Dann riss er sein
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