Tanz der Verführung
oft in Ickleton besucht und mir den Hof gemacht. Mir Blumen und Geschenke gebracht und von dem Tag gesprochen, an dem wir Mann und Frau werden würden. Er war sehr … hartnäckig.«
»Hartnäckig?«
Sie zuckte die Achseln. »Er wollte, dass ich meinen Vater zu einer offiziellen Verlobung dränge. Als ich abgelehnt habe, hat er versucht, mich zu küssen. Aber ich habe ihn weggestoßen. Da ist er wütend geworden. Mein Vater hat ihm daraufhin verboten zurückzukehren, solange er sich nicht mäßigte.« Sie schluckte schwer. »Ich habe meinem Vater gesagt, dass ich Garmonn nicht heiraten wollte, und er hat mich verstanden. Auch er mochte die Veränderungen an Garmonn nicht. Außerdem hasste er die gefährlichen und dummen Streiche, in die er Rudd verwickelte.«
Rexana machte eine Pause und schnipste eine Ameise von ihrem Kleid. »Ich glaube, Vater wollte Lord Darwell mitteilen, dass es niemals eine Verbindung zwischen mir und Garmonn geben würde. Doch noch bevor er das tun konnte, wurden er und Mutter krank und starben.«
Ihre Worte waren nur noch ein Flüstern. Sie schniefte und zog ihre Hand weg. »Lasst mich los, Fane, ich habe Euch alles erzählt, was Ihr wissen wolltet.«
Nein, alles hatte sie ihm noch nicht erzählt. Sie hatte ihn zwar davon überzeugen können, dass sie Garmonn nicht begehrte, aber über etwas schwieg sie noch immer. Noch immer lag Anspannung um ihre Augen, und ihre Haltung verriet Vorsicht.
Wenn er sie jetzt in seine Arme nahm, würde sie dann nachgeben? Wenn er ihr Küsse und Zärtlichkeiten bot, wenn er sie überredete, dass sie sich ihm anvertrauen konnte, würde sie dann herausschreien, was sie wusste? Würde sie ihm dann erlauben, sie auf die Decke herabzudrücken und ihre Anspannung in einem langsamen, zärtlichen Liebesspiel zu lösen?
Fanes hitziges Blut drängte ihn, sie zu berühren. Doch sein Verstand warnte ihn. Er hatte sie noch nicht genug umworben, noch gehörte sie ihm nicht ganz.
Er umarmte sie ein letztes Mal und ließ sie dann los. Sie rieb sich die Augen und erhob sich, atmete schwer und warf ihre Schultern zurück, als wollte sie trotz allem, was geschehen war, ihr Vorhaben ausführen.
Auch Fane stand auf. »Eines Tages werdet Ihr mir den Rest erzählen, Liebste.«
»Den Rest, Mylord?«
Er lächelte.
Ihr Gesicht erblasste im strahlenden Sonnenlicht, und ihr Blick schärfte sich. Er erwartete eine beißende Antwort, stattdessen hob sie ihre Röcke, wandte sich ab und ging auf die grasenden Pferde zu.
Ihre Haltung verriet, was ihre üppigen Lippen verschwiegen hatten. Niemals würde sie sich ihm anvertrauen.
Rexana unterdrückte das Schluchzen, das in ihrer Kehle aufzusteigen drohte, und ging zu ihrem Pferd. Als die Stute eine Fliege abschüttelte und einen Schritt vorwärts tat, um weiter zu grasen, griff Rexana nach den herabhängenden Zügeln.
Eines Tages werdet Ihr mir den Rest erzählen, Liebste.
Sie zwang sich, nicht mehr an Fanes Worte zu denken. Sie würde sich
nicht
von der in ihrem Blut pulsierenden Angst oder dem bedrohlichen Gefühl einer bevorstehenden Falle unterkriegen lassen. Sie hatte Fane alles erzählt, was er wissen wollte. Sie hatte ihm von sich und Garmonn, aber nichts von Thomas erzählt. Gott sei gedankt.
Der warme, tröstliche Duft des Pferdes stieg ihr in die Nase. Sie legte ihre Hände auf das weiche Fell des Tieres und schloss die Augen. Als Kind war sie oft auf dem Rücken ihres Pferdes durch die Felder gestreift, eins mit dem Tier und dem Wind, Rudd dicht hinter ihr. Auf diesen unschicklichen Ausritten war sie ihren langweiligen und ermüdenden Pflichten entkommen.
Wenn sie jetzt auf ihre Stute sprang, sie zum Galopp antrieb und so weit ritt, wie die staubige Straße sie trug, würde sie dann noch einmal das berauschende Gefühl von Freiheit erleben?
Würde Fane ihr nachreiten oder sie ziehen lassen?
Durch das Seufzen des Windes hindurch hörte sie, wie er den Lederbeutel zuband. Kurz darauf schüttelte er die Decke aus.
Rexanas Stimmung verfinsterte sich. Ihre törichten Gedanken vergifteten ihren Verstand. Sie konnte Rudd nicht im Kerker lassen, konnte sich vor ihrer Verantwortung, das Sendschreiben zu finden, Rudd zu befreien und dafür zu sorgen, dass die Anklage wegen Verrats aufgehoben wurde, nicht drücken. Sie konnte nicht einfach davonreiten, denn ihre Verpflichtung gegenüber Rudd würde sie schnurstracks wieder nach Tangston Keep führen.
Doch eine leise Stimme in ihr flüsterte ihr zu, dass sie niemals
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