Tanz der Verführung
würde fliehen können, selbst dann nicht, wenn Rudd frei war. Denn ihr Körper und Teile ihres Herzens und ihrer Seele gehörten bereits Fane.
Hinter sich hörte sie Schritte im Gras. Fane kam auf sie zu; sie spürte, wie sein Blick ihren Rücken herabglitt. Und wieder geriet ihr Blut in Wallung.
Eines Tages werdet Ihr mir den Rest erzählen, Liebste.
Nein! Das würde sie nicht, das Risiko war einfach zu hoch.
Sie umklammerte die Zügel ihrer Stute und kniff verärgert die Lippen zusammen. Warum sollte sie ihm alles erzählen? Schließlich hatte auch er ihr nur wenig Einblick in seine Vergangenheit gewährt. Er warb um ihr Herz, und dennoch sagten die Gerüchte über ihn, dass er zuvor eine leidenschaftliche Affäre mit einer sarazenischen Kurtisane gehabt hatte. Manche sagten sogar, dass er sie geliebt hatte.
Stimmte das?
Als er zu seinem Ross trat, sah Rexana ihn an. Sie war seine Frau, und dennoch kannte sie die Wahrheit nicht. Es war nicht fair, dass sie ihre Vergangenheit preisgeben sollte, seine jedoch unter einem geheimnisvollen exotischen Schleier verborgen bleiben durfte.
Und noch ungerechter fand sie, dass sie nichts darüber erfahren sollte, was wirklich zwischen ihm und seiner orientalischen Geliebten vorgefallen war.
Fane warf den Ledersack über den Sattel seines Pferdes. Seine Muskeln unter dem Wams spannten sich, als er den Beutel befestigte, und Rexana sah weg.
»Wir werden jetzt aufbrechen.«
»Ja.«
»Ich weiß, dass Ihr mir noch nicht genug vertraut, um mir alles erzählen zu können, was Ihr über Garmonn wisst. Ihr fürchtet etwas. Doch ich versichere Euch, er wird Euch niemals etwas antun. Denn ich werde es nicht zulassen.«
Sie schnallte ihren Sattel fest. Fanes Worte umfingen sie wie eine Umarmung, am liebsten hätte sie geweint vor Erleichterung. Monatelang hatte sie die Wahrheit über jenen Wintertag für sich behalten. Konnte sie Fane vertrauen? Würde das die Qualen in ihr lindern?
Dennoch war sie auf der Hut. Fane versuchte, sie mit heiligen Schwüren zu überreden, ihm alles zu erzählen. Wusste er aber erst einmal die Wahrheit, musste er seine Pflicht tun und Nachforschungen anstellen. Garmonn würde bald davon erfahren und wissen, dass sie Fane alles gesagt hatte. Rudds Leben wäre in Gefahr.
»Ich habe Euch alles über Garmonn erzählt, was ich erzählen konnte. Warum drängt Ihr mich so?«
Fane schüttelte den Kopf. »Ich kann Euch besser schützen, wenn Ihr mir vertraut und mir sagt, was Ihr wisst.«
»Euch
vertrauen?
Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man, dass mein Bruder Euer Gefangener ist. Ich kenne Euch kaum, Mylord. Ihr seid vor dem Gesetz mein Ehemann, doch das meiste, was ich über Euch weiß, stammt von Gerüchten und Geschwätz.«
Er hob die Schultern. »Mit der Zeit werdet Ihr mir schon vertrauen.«
»Tatsächlich?«
»Glaubt Ihr wirklich alles, was über mich erzählt wird, Rexana?« Fane sah sie prüfend an.
»Nein, aber …«
»Fürchtet Ihr etwa, Garmonn könnte anderen davon erzählen, was er heute zwischen uns beobachtet hat?«
Sie fürchtete sehr viel Gefährlicheres als ein wenig Gerede. Und dennoch wärmte ein Lächeln ihre Lippen, als sie Fane ansah. Er hatte ihr soeben einen Weg aufgezeigt, wie sie seinen Verdacht zerstreuen konnte.
Sie nickte und sagte: »Garmonn wird zu seinen Kameraden nicht gerade freundlich von uns sprechen.«
Fane lachte, und der Klang schwebte über die Felder. »Wir können das Geschwätz unterbinden, Liebste, und beweisen, dass Garmonn lügt. Er kann seinen Freunden erzählen, dass ich über Euch hergefallen bin, doch alle werden sehen können, wie verliebt wir sind.«
»Mylord, ich bin nicht verliebt.«
Er grinste. »Auch das ist nur eine Frage der Zeit.«
14. Kapitel
F ane rutschte in seinem Sattel hin und her, um einen Krampf in seinem vernarbten Oberschenkel zu lindern. Er sah zur Burg von Tangston auf, die sich direkt vor ihm über der steinigen Straße erhob. Die Sonnenstrahlen waren länger geworden, und ein Teil der Mauern und des Wachturms war bereits in Schatten getaucht, ein faszinierendes Spiel aus Licht und Dunkel. Genau wie das Verhältnis zwischen ihm und Rexana, auch da wechselten sich wunderbare Momente mit großer Verunsicherung ab.
Rexana ritt ein Stück hinter ihm, gefolgt von den Wachen. Er dachte daran, wie sie noch vor ein paar Augenblicken ausgesehen hatte, als er sich das letzte Mal zu ihr umgedreht hatte. Da hatte sie stolz und gerade auf ihrer Stute gesessen, die Lederzügel
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