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Tanz der Verführung

Tanz der Verführung

Titel: Tanz der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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reizte ihre Augen. Doch das machte ihr nichts aus. Es war wunderbar, wirklich wunderbar, ihn zu umarmen.
    »Lasst ab von ihm«, brummte Fane.
    »Niemals«, sagte sie und legte ihren Kopf an Rudds Schulter.
    »Die Wache wird ihm seine Fesseln abnehmen, wenn Ihr es gestattet.«
    Fanes rauhe Worte griffen wie unsichtbare Hände nach ihr. Für einen Augenblick trat sie zurück. »Meint Ihr das wirklich so?«
    »Ja.«
    Trotz ihres Ärgers empfand sie auch Dankbarkeit. Dieses Zugeständnis machte Fane nur ihr zuliebe. Schnell jedoch gewann ihre Wut wieder die Oberhand. Ihr Bruder verdiente es nicht, so angekettet zu werden.
    Sie ging einen Schritt zurück, griff nach Rudds kalten Fingern, ließ sie dann aber wieder los. Auf ein kurzes Zeichen von Fane kam der mürrische Wachmann herbei und öffnete die Fußfesseln. Die Metallringe sprangen auf, die Kette fiel rasselnd zu Boden. Rudd stand bewegungslos da und sah sie mit feuchten Augen an, während der Wächter seine Handgelenke befreite.
    Sobald er frei war, stolperte er auf sie zu und umarmte sie innig. Die Wache verließ die Zelle.
    Lange hielt Rudd seine Schwester in den Armen, dann löste er sich von ihr, hielt sie aber in Reichweite fest, blickte zur Tür und dann wieder zu ihr.
    »Geht es dir gut, liebe Schwester?«, fragte er mit schwankender Stimme.
    Sie lächelte und nickte. »Jetzt noch viel besser, nachdem ich dich endlich gesehen habe.«
    »Auch ich wollte dich sehen, aber Linford hat es nicht gestattet.«
    Die Schritte hinter ihr warnten sie, dass Fane in ihrer Nähe stand und alles mithören konnte. Der Ärger brodelte in ihr wie kochendes Öl, doch sie wollte die wertvollen Augenblicke mit ihrem Bruder nicht vergeuden. »Auch ich bat darum, dich treffen zu dürfen«, sagte sie, drückte seine Hände und spürte, wie er zitterte.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass du seine Frau bist«, sagte Rudd entsetzt. »Wie ist das gekommen? Er hat dir doch nichts getan oder dich misshandelt? Bei Gott, wenn er …«
    »Er behandelt mich gut. Aber sag, wie geht es dir?«
    »Ich kann es kaum erwarten, diesen elenden Ort endlich zu verlassen.«
    Seiner Stimme war die Qual anzuhören, die er erlitt. Er versuchte zwar, tapfer zu sein, dennoch war er erst fünfzehn Jahre alt und noch viel zu jung, um sein Leben hinter Gittern zu verbringen oder wegen Verrats hingerichtet zu werden.
    Sie sah zu ihm auf. »Ich weiß, dass du kein Verräter bist. Sag mir, was ich tun soll, um zu beweisen, dass du unschuldig bist. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, das verspreche ich dir.«
    Sein Mund verzog sich zu einem wackligen, fast mitleidigen Grinsen. Dann fiel sein Blick auf die Brosche, die an ihrem Kleid steckte.
    »Es freut mich, dass du sie trägst.«
    Lächelnd berührte sie den kleinen Pfeil. »Natürlich tue ich das. Sie ist wunderschön, und ich trage sie jeden Tag. Ich werde sie auch dann noch tragen, wenn du wieder frei und von allen Anschuldigungen losgesprochen bist.«
    Als sie mit ihren Fingern über das Gold fuhr, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht?
    Thomas konnte doch für Rudds Ehre und Rechtschaffenheit bürgen. Sie und Rudd hatten Thomas jede Woche besucht, als er sich von seiner Pfeilwunde erholte. Ihr Bruder hatte Thomas’ Familie Geld gegeben, damit sie einen Heiler bezahlen und Essen kaufen konnte. Und war es nicht Thomas’ Bruder gewesen, der die Brosche zum Zeichen des Dankes für sie gefertigt hatte?
    Freude durchströmte sie so heiß wie geschmolzenes Metall. Sie musste nur so schnell wie möglich zu Thomas gehen und ihren Bruder aus dieser schrecklichen Gefangenschaft befreien.
    Rudd beugte sich näher zu ihr, bis sein zerlumpter Ärmel ihr Handgelenk berührte. »Rexana?«
    »Gib die Hoffnung nicht auf«, murmelte sie. »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich habe dich enttäuscht.«
    Seine gemurmelten Worte waren scharf wie spitze Steine. Was meinte er damit? Hatte er sie enttäuscht, weil er ihre Heirat mit Fane nicht verhindert oder ihren Erwartungen nicht entsprochen hatte? Oder hatte er ein Versprechen an die Eltern nicht gehalten? Sie erstickte ihre Unsicherheit im Keim, warf ihm die Arme um den Hals, um zu zeigen, dass sie an seine Unschuld glaubte und ihn liebte.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, sie drohte die Beherrschung zu verlieren. Doch vor Rudd wollte sie nicht weinen, wenigstens jetzt nicht. Nicht, wenn sie vielleicht einen Weg gefunden

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