Tanz des Verlangens
wissend, dass es aussehen musste, als ob er das Laken anschrie.
Murdochs Miene verriet, dass er nicht wusste, ob er über Conrads Verhalten lachen oder weinen sollte. Schließlich sagte er: „Kristoff hat uns darüber informiert, dass heute Abend eine Schlacht stattfinden wird. Also werden wir vermutlich für zwei Tage fort sein.“
„Wir werden dir gestatten, dich innerhalb der Grenzen dieses Grundstücks frei zu bewegen“, fügte Nikolai hinzu. „Der Kühlschrank ist mit Blutkonserven für mehrere Wochen gefüllt, und ich werde meine Frau bitten …“
„Ich komm schon allein zurecht“, warf Conrad rasch ein.
„Also gut.“
„Dann befreit mich vollständig“, sagte Conrad, überrascht durch ihr Entgegenkommen.
Nikolais Blick wanderte von den Zeitungen zu Conrads Augen, und er stieß lautstark den Atem aus. „Das können wir nicht. Du bist schon zu weit gekommen, als dass wir einen Rückfall riskieren könnten. Bald werde ich dich bitten, eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung von höchster Bedeutung. Aber dazu musst du stabil sein.“
Conrad stieß ein bitteres Lachen aus. „Seit wann bittet ihr mich, eine Entscheidung zu treffen, statt dies selbst zu tun?“
Nikolais Miene war bitterernst. „Seit ich meinen Bruder drei Jahrhunderte lang verloren habe.“
16
„Wettest du gerne, Conrad?“ Néomi war überrascht, dass ihre Stimme nicht zitterte.
Er hatte sich rasiert, wodurch der markante Schnitt seines schmalen Gesichts so richtig zur Geltung kam. Und das ohne jede Vorwarnung. Sie war in den Raum geweht, um gleich darauf zu erstarren, sprachlos angesichts seines Anblicks, wie er da auf seinem Bett ruhte.
Schrecklicher Mann. Sie fragte sich, warum sie ihm einfach nicht böse sein konnte.
Er runzelte die Stirn, als er ihre Reaktion bemerkte. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, was sein Anblick bei Frauen auslöste. „Kommt drauf an.“
Als sie gestern von ihren ausgedehnten Träumereien erwacht war, hatte sie einen Stapel Zeitungen auf dem Fußboden entdeckt.
„Ich hab ein paar von denen zu fassen bekommen, die außerhalb deiner Reichweite lagen“, hatte er schroff gesagt.
Für einen Mann wie Conrad war das wohl ungefähr so, wie wenn ein anderer Mann ihr Blumen gepflückt hätte. Auch wenn seine Geste sie ein wenig besänftigt hatte, hatte sie doch gezögert, als er sie bat, in seiner Nähe zu bleiben.
„Warum sollte ich freiwillig bei dir sein wollen?“, hatte sie gefragt. „Du wirst doch nur wieder meine Gefühle verletzen oder mich wegen des Schlüssels bedrängen.“ Wegen des Schlüssels, den sie Murdoch gestohlen und versteckt hatte.
„Meine Brüder waren vorhin hier“, hatte Conrad geantwortet. „Sie sagten, sie würden für die nächsten zwei Tage weg sein. Also gibt es ein Moratorium in Bezug auf den Schlüssel. Und ich werde dich nicht beleidigen.“
Offenbar hatten seine Brüder ihm erlaubt, sich frei zu bewegen, wenn seine Hände auch immer noch vor dem Körper gefesselt waren – selbst nachdem er ihnen mitgeteilt hatte, dass hier ein Geist lebte.
Die Vorstellung, dass er ihnen gegenüber steif und fest behauptet hatte, er hätte den Geist dazu bringen können, seine Existenz zu beweisen, wenn er nicht gerade schliefe , war zu komisch. Sich vorzustellen, wie er ein Bettlaken anbrüllte, war zum Totlachen.
Sie hatte beschlossen, ihm noch eine Chance zu geben. Aus diesem Grund hatte sie an diesem Abend ein Kartenspiel mitgebracht.
„Ich fordere dich zu einundzwanzig Runden vingt-et-un heraus. Wer von uns eine Runde verliert, muss eine Frage beantworten, wahrheitsgemäß und umfassend. Jede Frage.“
Er setzte sich auf. „Abgemacht.“
Sie schwebte über dem Fußende des Bettes, ihm genau gegenüber. Er hatte Schwierigkeiten mit den Karten, da seine Hände immer noch gefesselt waren, bat sie aber nicht um Hilfe. Und sie musste sich mit aller Kraft auf ihre Telekinese konzentrieren, was bedeutete, dass sie wieder würde lange schlafen müssen. Aber trotzdem hielten beide durch.
Nachdem er die erste Runde gewonnen hatte, verzog er seine Lippen. Es war noch nicht ganz ein Lächeln, aber trotzdem musste sie sich schütteln.
„Gewonnen.“
Ja, das hast du … Im Spiel der Anziehungskräfte sollten Lippen wie die seinen als unfairer Vorteil verboten werden.
Was hatten sich die Frauen seiner Zeit eigentlich dabei gedacht , sich einen Mann wie ihn entgehen zu lassen? Sie hätte sich am liebsten mit den Karten in ihrer Hand Luft
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