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Tanz im Feuer

Tanz im Feuer

Titel: Tanz im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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drehte sie sich halb auf dem Beifahrersitz um und verkündete: »Ich hätte es dir ja gleich sagen können, aber deinVater war der Meinung, ich sollte mich um meinen eigenen Kram kümmern.«
    »Und dieser Meinung bin ich immer noch, Lois. Sei ruhig«, wies Harve seine Frau zurecht.
    »Nein, ich werde nicht ruhig sein. Nicht jetzt. Habe ich dir nicht von Anfang an gesagt, dass sie einen schrecklichen Fehler macht? Habe ich dir nicht gleich gesagt, dass sie sich in die gleiche Sackgasse manövriert wie damals mit Greg?Wie haben wir sie angebettelt, zu uns zurückzukommen, nachdem er gestorben war – aber nein! Sie musste es ja unbedingt allein schaffen. Sie hatte nichts Besseres zu tun, als auf der Ladefläche eines Lieferwagens ein Baby zu bekommen. Jetzt sieh dir an, wohin das geführt hat! Man sollte meinen, sie würde irgendwann etwas dazulernen. Aber von mir will sie sich ja nichts sagen lassen!«
    Harve Jackson starrte angestrengt durch dieWindschutzscheibe. »Das ist ihre Sache, Lois«, knurrte er.
    Leigh ließ ihre Eltern die Sache unter sich ausmachen. Es war ihr egal, dass die beiden über sie redeten, als wäre sie gar nicht da. Sie hatte nicht das Gefühl, da zu sein. In Gedanken war sie weit, weit weg – auf einem verlassenen Highway, den sie unklugerweise genommen hatte, obwohl sie hochschwanger war.
    Hatte er nicht etwas in der Art gesagt, als er ihr damals geholfen hatte? Hatte er sie nicht für ihreTorheit getadelt? Plötzlich schoss ihr ein Satz durch den Kopf. Sie sind die tapferste Frau, die mir je begegnet ist. Auch das hatte er gesagt und ihr dabei ein strahlendes Lächeln geschenkt.Wieder sah sie die weißen Zähne in dem braunen, wettergegerbten Gesicht aufblitzen. Die Bartstoppeln. Die blauen Augen. Diese lachenden, fröhlichen Augen. Diese mitfühlenden Augen. DasTuch, das er sich wie ein Apache um die Stirn gebunden hatte. Das dichte, dunkle Haar, das darunter hervorschaute. Seit damals hatte sie ihn nicht mehr mit einem Stirnband gesehen. Sie musste ihm unbedingt sagen, wie gut ihr das gefallen hatte.Vielleicht, wenn sie einesTages zusammenTennis spielen würden oder …
    Plötzlich bohrte sich Angst wie ein Messer in ihr Herz.Vielleicht würde dieserTag nie mehr kommen.Vielleicht hatte sie durch ihren heftigen Ausbruch alles kaputtgemacht. O Gott, was hatte sie nur angerichtet?
    Damals, an jenem glühend heißen Sommertag, als sie mutterseelenallein mit ihrer Angst und ihren Schmerzen auf dem Highway gewartet hatte – damals hatte sie ihm vertraut. Obwohl er ihr damals vollkommen fremd und anfangs auch unheimlich gewesen war, hatte sie ihr Leben und das Leben ihres Kindes in seine Hände gelegt.Warum misstraute sie ihm jetzt, wo sie ihn viel besser kannte – wo sie seine Frau war?Warum hatte sie sich jetzt, wo sie wusste, was für ein liebevoller und rücksichtsvoller Mensch er war, wo sie ihn aus ganzem Herzen liebte, von ihrer Angst hinreißen und besiegen lassen? Sollte Liebe nicht stärker sein als Angst?
    Sie sind die tapferste Frau, die mir je begegnet ist. Ihr Mann wird bestimmt stolz auf Sie sein.
    Nein, das war er bestimmt nicht. Er konnte doch nicht stolz auf eine Frau sein, die ihn ohne einWort desTrostes, ohne eine liebevolle Geste, ohne einen Kuss weggeschickt hatte. Hoffentlich glaubte er jetzt nicht, sie würde ihn nicht lieben. Aber musste er jetzt nicht daran zweifeln, dass sie ihn mit jener absoluten, selbstlosen Hingabe liebte, die einen Menschen befähigte, auch die größten Opfer zu bringen, und die unentbehrlich ist, wenn eine Ehe in guten wie in schlechten Zeiten halten soll?Was war, wenn er nicht wusste, wie sehr sie ihn liebte?Was wäre, wenn ihm auf seinem Einsatz etwas zustoßen würde und er nie erfahren würde …
    »Dreh um«, sagte sie plötzlich.
    Lois’ immer noch andauerndes Klagelied, wie dumm und töricht Leigh gehandelt hatte und wie gut sie es hätte haben können, wenn sie nur auf ihre Mutter gehört hätte, verstummte jäh. Der Kopf fuhr über der R ückenlehne herum, so dass die festgesprayten Haarlocken ins Hüpfen kamen. Fassungslos starrte Lois ihreTochter an. »Wie bitte?« Ohne sich um den bohrenden Blick ihrer Mutter zu kümmern, wiederholte Leigh: »Dad, bitte dreh um. Ich bleibe bei den Dillons.«
    »Tu das bloß nicht, Harve«, zeterte Lois. »Sie weiß ja nicht, was sie da redet. Liebes …«, wandte sie sich mitleidsvoll wieder an Leigh.
    »Dreh um oder lass mich hier aussteigen.Wenn es gar nicht anders geht, gehe ich eben zu Fuß

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