Tanz im Feuer
ist bislang nichts bekannt. Sobald neue Details bekannt werden, werden wir Sie wieder unterrichten. Und jetzt zurück zu unserem Programm.«
Mit der Fernbedienung schaltete Stewart denTon aus. Starr vor Entsetzen beobachtete Leigh, wie eine Frau einen neuen Kühlschrank gewann und vor Aufregung auf der Bühne herumhüpfte, den Showmaster abküsste und ihn fast mit seiner Mikrofonschnur erdrosselt hätte. Leigh kam es irgendwie abartig vor, dass jemand so über einen neuen Kühlschrank jubelte, während anderswo Menschen verbrannten, verletzt wurden … starben.
Die Dillons waren einfühlsam genug, um sie nicht mit irgendwelchen Banalitäten trösten zu wollen. Leigh wusste, dass auch Chads Eltern sich Sorgen machten. Sie würden ihr nicht einreden, sich keine zu machen.
Der Nachmittag schleppte sich scheinbar endlos dahin. Niemand war hungrig, trotzdem gaben sich alle den Anschein von Normalität und aßen den Eintopf, der seit dem Mittag auf Amelias Herd köchelte.
Als kurz nach sechs dasTelefon klingelte, starrten sie einander an, suchten in der Miene des anderen nachTrost und fanden keinen. Schließlich stemmte sich Stewart auf seiner Krücke hoch und ging an den Apparat.
Sie hörten seine ruhige, tiefe Stimme aus dem Arbeitszimmer. Instinktiv wussten Leigh und Amelia, dass es um Chad ging.Tröstend drückte Amelia Leighs Hand. Als Stewart wieder in derTür auftauchte, wurden Leighs schlimmste Befürchtungen bestätigt.
»Er wurde zusammen mit ein paar anderen verletzt. Sie werden gerade nach Houston geflogen. Um genau zu sein, sie werden in Kürze dort landen.«
Leigh kniff die Augen zu. Sie zog ihre Hand unter Amelias weg und begann sich nervös mit dem Daumen über den Handrücken der anderen Hand zu reiben. »Wie … wie …« Mehr brachte sie nicht heraus.
»Ich weiß nicht, was ihm passiert ist und wie schlimm es ist. AmTelefon war ein Angestellter der venezolanischen Ölgesellschaft, die Flameco beauftragt hat. Sein Englisch war etwa so gut wie mein Spanisch. Mehr weiß ich nicht.« Er kam an denTisch und hielt sich mit einer Hand an der Lehne seines Stuhls fest. »Wir können Flameco anrufen, aber ich bezweifle, dass man uns in der Zentrale Genaueres sagen kann.Wir können nur …«
»Ich fliege hin«, fiel ihm Leigh insWort. Sie stand auf und ging entschlossen auf dieTreppe zu.
»Leigh.« Amelias Stimme ließ sie innehalten. »Das kannst du nicht. Du weißt ja gar nicht, was dich dort erwartet. Ich lasse dich bestimmt nicht allein nach Houston fliegen. Außerdem kannst du bei dem Wetter …« Sie deutete auf das Fenster und ließ die verschneite Landschaft dahinter für sich selbst sprechen. Die Zweige der Pekannussbäume vor dem Haus waren mit zentimeterdickem Eis überzogen. »Alle Straßen und Flughäfen sind geschlossen.«
»Ich gehe«, wiederholte Leigh eigensinnig. »Chad besitzt ein Flugzeug. Er hat einen Piloten. Gil wird mich nach Houston fliegen, und wenn ich ihm eine Pistole auf die Brust setzen muss. Und du …«, sie wandte sich Stewart zu, »… hast einen Geländewagen mitVierradantrieb. Du hast Heu ausgefahren. Du kannst mich auch zum Flughafen bringen. Ich muss zu ihm.« Sie starrte Stewart und Amelia mit eiserner Entschlossenheit an. Doch plötzlich brach ihre grimmige Miene in sich zusammen, und sie flüsterte leise: »Bitte helft mir.«
Sie sah, wie die Lichter der R ollbahn langsam auf sie zukamen. Der Pilot hatte mit dem Landeflug auf den kleinen Privatflughafen nördlich von Houston begonnen. Der Flug war grauenhaft gewesen.Während der ersten Hälfte hatten sie sich durch den immer noch wütendenWintersturm kämpfen müssen; stundenlang war das kleine Flugzeug von den eisigenWindstößen durchgerüttelt und durch die Luft geschleudert worden. Der Pilot hatte wenig dazu beigetragen, Leigh ihre Ängste zu nehmen. Den ganzen Flug über hatte er ununterbrochen vor sich hin auf »diese eigensinnigenWeiber« geschimpft, denen Gott nicht mehrVerstand gegeben hatte als einer Gummiente.
Der Sturm, der ganz Nordtexas lahmgelegt hatte, hatte sich in Houston zu einem kalten Schauer gewandelt. Die Lichter entlang der R ollbahn spiegelten sich auf dem nassen Beton. Das Flugzeug setzte auf, bremste ab und rollte dann an einer R eihe von Privathangars vorbei, bis es das kleineTerminal erreicht hatte.
Leigh befreite sich aus ihrem Gurt und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie tatsächlich, so wie Stewart es ihr versprochen hatte, von einem Wagen mit Chauffeur abgeholt wurde,
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