Tanz im Feuer
Bericht über den Brand inVenezuela sah. Es war eine so grauenvolle Feuerhölle, ein so gefräßiger, alles vernichtender Feuersturm, dass weltweit darüber berichtet wurde.
Zum Glück konnte sich Leigh ein paarTage mit der Arbeit im Einkaufszentrum ablenken. DieWeihnachtsdekoration musste abgenommen und neues Dekomaterial musste bestellt werden. Der Haustechniker, den sie noch vorWeihnachten alsVertretung eingearbeitet hatte, nutzte den unerwarteten Urlaub für einen Besuch bei seinen Eltern in Illinois. Die Blumentröge mit den frischen Pflanzen, die anstelle der inzwischen verwelktenWeihnachtssterne eingepflanzt werden sollten, wurden am Dienstag geliefert. ZweiTage lang war Leigh damit beschäftigt, die Blumen zu arrangieren und das Einpflanzen zu überwachen.
Die Bewohner der Saddle Club Estates mussten denWeihnachtsschmuck an ihren Häusern selbst abnehmen und bis zum nächstenWinter lagern. Leigh heuerte zwei Studenten an, die ihr halfen, die Leuchtgirlanden an Chads Haus abzumontieren. Mit ihrem Schlüssel öffnete sie ihnen die Garage und zeigte ihnen die Abstellkammer am hinteren Ende.Während sie darauf wartete, dass die beiden die Lichterketten anschleppten, stand sie neben demTruck, der in der Garage parkte, strich mit den Händen über den abblätternden, rostdurchsetzten Lack und hing ihren Gedanken nach.
Am schlimmsten waren die Abende. Amelia war außer sich vor Glück, dass sie den ganzenTag über auf Sarah aufpassen durfte. Leigh hatte ihr angeboten, Sarah zu der Babysitterin zu bringen, bei der sie früher immer gewesen war. Aber derVorschlag wurde entrüstet zurückgewiesen. Stewart schien es nicht das Geringste auszumachen, dass plötzlich zwei weiblicheWesen mehr unter seinem Dach lebten. Er ging unbeirrt seinen Geschäften nach und befasste sich wie sonst auch den ganzenTag mit der Leitung seinerViehranch.
Als ein Blizzard aus New Mexico herüberzog, der dieTemperatur ins Bodenlose fallen ließ und über dreißig Zentimeter Schnee mit sich brachte, wurde das Füttern der Herden zu einer echten Herausforderung. InWesttexas, wo sonst nie mehr als ein paar Zentimeter Schnee fielen, kam das öffentliche Leben zum Erliegen. Die Highways wurden geschlossen; die Schüler und Angestellten bekamen unerwarteterweise ein paarTage frei; jeder, der nur einen FunkenVernunft besaß, blieb zu Hause.
Am zweitenTag ihrer unvorhergesehenen Gefangenschaft zogen sich Amelia und Leigh in die Küche zurück, wo sie Kekse backten. Stewart war kurz zuvor von derWeide hereingekommen; zusammen mit ein paar Cowboys hatte er Heuballen auf dieWeiden gefahren. Er saß imWohnzimmer, sah fern und wartete hungrig auf die erste Ladung Kekse.
»Leigh, Chad wird dich ewig auf Händen tragen, wenn du dieses R ezept lernst. Der Junge kann diese Dinger kiloweise essen«, erklärte Amelia, während sie mit dem Finger einenTropfenTeig vom Schüsselrand kratzte, um zu probieren, ob er süß genug war. »Nun pass auf, was jetzt kommt, ist nicht ganz einfach. Du musst …«
»Leigh, Amelia, kommt schnell her!«, rief Stewart vomWohnzimmer her. Seiner Stimme war anzuhören, dass es dringend war. Leighs erster Gedanke war, dass Sarah etwas zugestoßen war, aber als sie insWohnzimmer trat, sah sie, dass das Baby friedlich auf seiner Krabbeldecke hockte und versuchte, sich die Kinderrassel in den Mund zu stecken.
»Stew…«, setzte Amelia an und wollte schon entrüstet die Hände in die Hüften stemmen, doch Stewart schnitt ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung dasWort ab.
»Psst. Seht nur.« Aufgeregt deutete er auf den laufenden Fernseher.
Der Nachrichtensprecher, über dessen linker Schulter eine KarteVenezuelas eingeblendet war, sprach gerade von einer neuen Entwicklung bei dem Brand, der seit über einerWoche in Südamerika tobte.
»Alle Bemühungen, das Feuer einzudämmen, waren bislang vergeblich. Heute nahmen die Ereignisse eine dramatischeWendung, als ein weiterer Öltank mit einem Fassungsvermögen von mehrerenTausend Barrel Öl explodierte. Der Öltank gehört zu einer ganzen Gruppe vonTanks, die durch diese Explosion ebenfalls höchst gefährdet sind. Aus Sicherheitsgründen können sich unsere R eporter dem Feuer höchstens auf drei Kilometer nähern, deshalb sind bislang nur wenige Einzelheiten bekannt.
Angeblich wurden bei der Explosion mehrere Menschen verletzt. Es soll sich dabei vorwiegend um Angestellte der Löschfirma Flameco handeln, aber über die Identität derVerletzten und das Ausmaß derVerletzungen
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