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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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die Wand. Winters Nackenhaar war kalt vor Schweiß. Die Waffe in der Achselhöhle scheuerte. Bölger begann, sich auf den Fersen zu wiegen und dann den Kopf vor und zurück zu schieben. Die Männer hielten ihn fester.
    Die Tür wurde geöffnet. Winter sah Macdonald gleich links, den Pferdeschwanz, die Lederjacke. Macdonald sah ihn nicht an, er verfolgte Bölgers Bewegungen. Die Männer führten Bölger über die Schwelle, auf die Seite.
    Macdonald näherte sich Bölger, nur zwanzig Zentimeter trennten sie. Winter sah, daß sie genau gleich groß waren.
    Das Licht war hier drinnen weicher als auf dem Flur, es hatte seine Quellen im Frühling draußen und in einer Stehlampe, die drei Meter tief im Zimmer stand. Männer standen an den Wänden entlang. Sie waren bereit für die Gegenüberstellung. Der Spiegel nahm eine der Wände ein.
    Ein rauher Laut war aus Bölgers Kehle zu hören. Er zitterte, die Muskeln seiner Oberarme spannten sich.
    Winter ließ den Blick auf seinem Oberkörper, alles war in diesem einen Augenblick erstarrt.
    Winter ging hinaus und in das Zimmer, das sich auf der anderen Seite der Spiegelwand befand.
    Das Bett stand in einer Ecke des Zimmers. Die Räder waren blockiert, das Bett sah aus, als wäre es von der älteren Art, die früher in schwedischen Krankenhäusern verwendet wurde, aber es war modern, eigens für Lufttransporte konstruiert. Männer standen hinter dem Kopfende.
    Ein Mensch lag im Bett, und das schwarze Gesicht sah vor dem Weiß wie eine Maske aus. Es war mit Gazebinden umwickelt, aber an manchen Stellen schien die Haut durch.
    Es war Christian Jaegerbergs Gesicht. Es war Christian Jaegerberg, der in dem Bett lag.
    Winter hatte den Jungen nie leibhaftig gesehen, nur auf Fotos.
    Die Augen des Jungen glänzten. Er sah Bölger an, keinen andern. Er sah durch die Wand, die ein Fenster war. Bölger konnte ihn nicht sehen. Es schien, als versuchte der Junge den weißen bandagierten Arm zu heben, der längs den Konturen des Körpers im Bett lag.
    Jetzt bewegte er den Kopf, vor und zurück, wie Bölger sich vorher vor dem Zimmer bewegt hatte. Er blickte auf Bölger, wie ein Opfer seinen Mörder ansieht, und nickte dann.
    Winter trat ans Bett vor und lauschte auf seine leise Stimme. Es gab keinen Zweifel mehr.
    Winter ging auf den Flur und betrat den Raum, in dem Bölger längs der Wand gegenüber dem Spiegel stand. Sieben Männer standen neben ihm, aber sie waren für
    Winter unsichtbar. Bölger war still, regungslos. Er blickte auf Winter, dann zum Spiegel und nickte. Er weiß es, dachte Winter. Er weiß, wer dahinter liegt. Er bewegt sich jetzt nicht. Er ist ruhig.
    Was hatte ich erwartet, dachte Winter. Daß er zittern würde, daß der Mund weiß und rot würde vor Schaum, wenn er begriffe?
    Winter schloß die Augen und sah im Geist Bölger vor sich, wie er sich mit voller Kraft vorwarf und die Männer mit furchtbarer Stärke hinter sich herschleifte, und Wint...
    Er öffnete die Augen und sah Bölger mit geschlossenen Augen dort stehen. Niemand rührte den Mörder an. Bölger rührte sich nicht, sein Blick war nun auf Winter geheftet, mit einer Schärfe, die Winter kein einziges Mal gesehen hatte, seit sie ihn zum Verhör abgeholt hatten.
    »Es ist nie vorbei, und es ist nicht zu Ende«, sagte Bölger plötzlich, und die Schärfe im Blick war verschwunden.
    Sie saßen in Winters Zimmer. Winter spürte den Schweiß kalt auf dem Körper. Macdonald war blaß, die Haut spannte sich über den Wangenknochen.
    »Ich dachte, er würde für immer in Wahnsinn versinken«, sagte Winter.
    »Mhm.«
    »Er ist noch da«, sagte Winter. »Es war ein Risiko.«
    Er zündete eine Corps an. Die Hände zitterten leicht wie in einem Nachklang.
    »Er hat gesagt, daß es nicht zu Ende ist«, fuhr Winter fort, als er den ersten Rauch zur Decke geblasen hatte. »Bölger hat gesagt, daß es nie vorbei ist.«
    »Ich weiß, was er meint«, sagte Macdonald.
    »Bitte?«
    »Ich glaube, ich weiß, was er meint. Wenigstens zum Teil.«
    Winter wartete auf die Fortsetzung, er rauchte wieder, ohne etwas zu schmecken.
    »Laß mich an die Enttäuschung erinnern, als ihr Vikingsson laufenlassen mußtet. oder davor. der ganze Scheiß mit der Wilderei«, sagte Macdonald.
    »Ja.«
    »Er ist ja wieder frei.«
    Winter war still, bleich.
    »Deine Fotocollage.«
    »Worauf willst du hinaus, Steve?«
    »Keiner von uns hat doch den Wikinger aus den Gedanken fallenlassen oder aus der Ermittlung oder wie wir die jetzige Lage bezeichnen

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