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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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bin im Himmel, dachte er zumindest, was Reggae betrifft. Oder ich bin auf Jamaika.
    Er stöberte die CDs durch. Er sah mehrere Kunden im Laden, die Schweden oder Deutsche oder Dänen sein mochten, aber er wollte mit niemandem reden. Er achtete nicht auf irgendwelche Sprachen.
    Er fand Nattty DreadRise Again von The Congos und die Doppel-CD Heart of the Congos. Und Super Cat von Scalp Dem. Einiges von Acid Jazz, Roots Selection. Beenie Man, Lady Saw, Wayne Wonder, Tanya Stephens. Und Spragga Benz.
    Er fand Bounty Killer, die neue, My Xperience. Die Scheibe würde frühestens in drei Jahren nach Göteborg kommen und dann nur auf Bestellung. Er sah die Titel nach: Fed Up. Living Dangerously. War Face, ein Remix. The Lord Is My Light & Salvation. Der Titel gefiel ihm. The Lord Is My Light & Salvation.
    Er fand noch etwas von Bounty Killer, Guns Out, zusammen mit Beenie Man eingespielt.
    Bounty Killer zog ihn an, die harten Texte, verteufelt, wie ein echter Rebell. Er sah die Titel durch: Kill Or Be Killed. Deadly Medley. Das war gut. Deadly Medley. Mobster. Nuh Have No Heart. Off The Air Bad Boy. Das war hart, kompromißlos.
    Er fand noch mehr von Sugar Minott. International auf RAS Records, mit Hopeton >Scientist< Brown als Produzent.
    Ich könnte hier drinnen zehntausend loswerden, dachte er.
    Er blätterte in dem Heft zur History of Trojan Records. Das wollte er haben.
    Schließlich bekam er einen Platz an den Kopfhörern und reichte seinen Stapel rüber. Der Junge hinter dem Tisch hatte Rastalocken, die an den Enden mit blauen Schleifchen geschmückt waren. Vielleicht gehört das zu dem Laden hier, dachte er.
    Der Junge hörte: Shaggy, Trinity von African
    Revolution, Chaka Demus & Pliers, und einen Klassiker von Culture, den er nicht mehr gehört hatte, seit so ein Typ ihn ausgeliehen hatte und damit verschwunden war.
    Dr. Wildcat. The Dread Flimstone Sound. Der alte Gregory Isaacs.
    Er hörte die Congos, Sodom and Gomorrow.
    Am besten war Somma. Die Platte hieß Hooked Light Rays, und er wußte, das war es, als er die Stimmen hörte. Nur Stimmen, wie ein schwarzer gregorianischer Chor oder so was, oder afrikanische Sklaven unten im Laderaum des Schiffs, auf dem Weg nach Amerika.
    Er beschloß, sich am ersten Tag zu beschränken, gleichsam nur daran zu schnuppern. Kaufte er gleich alles, könnte er sich auf nichts konzentrieren, wenn er die Musik auf seinem tragbaren CD-Player einschaltete. Das gäbe auf der Straße ein einziges Gefummel mit den Platten. Er könnte ausgeraubt werden. Er würde sich nicht entspannen, unbeschwert sein können.
    Er kaufte Somma und zitterte fast, als er die Scheibe in das Gerät einlegte. Er drückte die Stöpsel in die Ohren und hörte die Stimmen wieder, als er aus dem Geschäft trat. Er ging die Atlantic Road hinunter auf den Bahnhof und den großen Markt zu. Die Stimmen stiegen und sanken, plötzlich kamen diese wahnsinnigen Klänge, wie wenn ein Irrer im Geschirrschrank losgelassen wäre, aber auch wieder nicht. Es schrie in seinen Ohren. Die Musik war lebendig, wie eine Person, die durch einen langen Tunnel oder Flur läuft und sich vorwärts heult, mit den Instrumenten vor sich und dem schweren Chor hinter sich.
    Er stand vor der U-Bahn-Station und hatte den Viadukt rechts von sich. Der Viadukt war grün und weinrot oder hellrot. Genau gegenüber in der Brixton Road lag Red Records. Nur sachte, dachte er, es kommen noch mehr
    Tage.
    Der Zeitungskiosk vor ihm hatte schwarze Kundschaft und schwarze Zeitschriften. Ebony, Pride, Essence. Blues & Soul.
    Er roch Düfte, die er noch nie gerochen hatte. Menschen schleppten Tierteile, die er nie gesehen hatte, oder Obst und Gemüse. Plötzlich war er hungrig, so hungrig, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht gewesen war. Er war an einem fetzigen Lokal vorbeigekommen, so wie es aussah, auf dem Coldharbour Lane. Aunty irgendwas. Cuisine irgendwas. Er ging zurück und bog in die Electric Avenue ein. Das war der beste Straßenname, den er jemals gesehen hatte.

31
    Es war Morgen, und Winter ging durch die Polizeigarage und die schmalen Treppen hinauf zu den Räumen der Fahnder. Zwei Männer, die kugelsichere Westen trugen und Automatikwaffen in den Händen hatten, kamen ihm entgegen. Die Wände im Treppenhaus waren ohne Farbe, als ginge die normale Welt zu Ende, wenn man von der Parchmore Road eintrat. Ein Ventilator summte. Er hörte ununterbrochen Telefone läuten.
    Auf dem Flur nach der Treppe herrschte ein ständiges Kommen und Gehen

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