Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
die Verbrechensrate ziemlich hoch, das ist der arme Teil von Croydon. Dann wird es noch schlimmer nach Norden zu... Brixton, Peckham... viele Verbrechen, wenig oder kein Geld, hoher Anteil ethnischer Minderheiten an der Bevölkerung, die nie eine Chance bekommen.«
    »Ja.«
    »Ich bin schon so viele Jahre dabei und habe hier im Süden gearbeitet, und eine Sache ist klar, und zwar, daß diejenigen, die früher schon geringe Chancen hatten, jetzt überhaupt keine mehr haben«, sagte Macdonald.
    »Das bedeutet Verbrechen.«
    »Das bedeutet Verbrechen, und das bedeutet Schweigen. Früher war es so, daß die Reichen es für sich behielten, einigermaßen diskret waren, aber heute gibt es eine offene Verachtung in dieser Gesellschaft, in der wir leben. Diejenigen, die haben. die scheißen offen und arrogant auf die, die nicht haben. Das kann ich täglich sehen.«
    »Aber es liegt wohl nicht nur an der Armut und Hautfarbe.«
    »Was?«
    »Das ist die ganze Ausgrenzung. Die Abweichung. auf vielfache Weise.«
    »Ja.«
    »Wir sehen davon auch die ersten Anzeichen«, sagte
    Winter.
    »In Schweden? Sie wissen nicht, wovon Sie reden.« »Ich glaube schon.«
    »Daß es wie hier werden sollte? Gott bewahre euch.«
    »Spricht da der zynische Polizist?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Macdonald und schlürfte einen Mundvoll Tee.
    »Aber es ist dieses Gefühl als Bulle.« sagte Winter, »das aus einem eine zynische Person macht. man bekommt das Gefühl, daß es nur einen selbst gibt, daß man allein ist, daß sich kein anderer einen Scheiß darum kümmert. Man entdeckt, daß die Menschen so verdammt viel lügen, die ganze Zeit. Nicht nur der Verdächtige. ein Verbrecher, der überführt ist, zweifelsfrei überführt durch Zeugen. sondern auch andere.«
    »Und dann kommen die Schuldigen, die sie ja nun sind, zu leicht davon. Ich versuche, diese Gedanken zu verdrängen, aber das fällt schwer. Solche Gedanken sind es, die einen zum Zyniker machen«, sagte Macdonald.
    »Und die grauenhaften Sachen.«
    »Wie bitte?«
    »Was man sieht.«
    Macdonald antwortete nicht.
    »Die Auswirkungen von Gewalt. Das erzeugt Zynismus.«
    »Ja.«
    »Und trotzdem ist der tägliche Kontakt mit den Menschen das einzig Wichtige, das, was uns in Gang hält.«
    »Wir arbeiten viel damit«, sagte Macdonald, »wenn Menschen ermordet worden sind, wenn sie verschwunden sind. Wir bringen überall Zettel an, wie Sie gesehen haben, und wir bekommen Tausende Anrufe von der Allgemeinheit, wie Sie gerade im Moment hören.«
    Macdonald machte eine Armbewegung zum Flur hin. Aus den Zimmern waren die Rufzeichen zu hören, schwach, aber deutlich.
    »Vor einigen Jahren hatten wir einen Fall«, sagte Macdonald, »ein Junge, nicht älter als zwölf, war vergewaltigt und ermordet worden, und uns allen zusammen standen die Haare zu Berge. Was zum Teufel hatten wir da auf den Hals bekommen, wer zum Teufel lief da frei herum?«
    »Das Gefühl ist bekannt.«
    »Wir bekamen einen Anruf von einem Mann, der sagte, er sei in der Gegend, wo der Junge gefunden worden war, als Kind Zeitungsausträger gewesen. Da hat ein Mann gewohnt, der hat mich angefaßt, sagte der Anrufer. Es gab Geschichten über ihn, aber man hat nichts unternommen. Heute bin ich 32, aber ich habe dieses Scheusal nie vergessen, sagte er.«
    »Hatte er den Namen?«
    »Er hatte den Namen und die Adresse, und wir machten eine Routineüberprüfung, ja, der Alte wohnte da, und er war nicht gerade uralt. Wir kratzten an ihm und, ja, er war es. Er brach direkt zusammen.«
    »Das kommt nicht so häufig vor«, sagte Winter.
    »Nein, aber es geht dabei nicht nur um Glück. Nicht, wenn man es in einer größeren Perspektive betrachtet. Wären wir nicht zugänglich gewesen und wäre es den Leuten nicht bewußt gewesen, daß wir zugänglich sind, wenn auch ein wenig versteckt, dann hätte dieser junge Mann nicht angerufen.«
    »Auf so einen Anruf warten wir jetzt«, sagte Winter. Er hatte vergessen, seinen Tee zu trinken. Macdonald redete die ganze Zeit.
    »Möchten Sie frischen?«
    »Das wäre schön.«
    »Es macht keine Umstände.«
    »Für Sie nicht.«
    Macdonald sah ihn an und rieb sein Knie.
    »Was macht die Fußballverletzung?« fragte Winter.
    »Die ist am Sonntag weg und am Montag wieder da. Übrigens, möchten Sie mitmachen?«
    »Wobei?«
    »Ein Match mit dem Pubteam spielen?«
    »Wo?«
    »Richtung Farningham. Das ist in Kent, drei Meilen down the road. Ich wohne dort. Dort liegt auch der Pub.«
    »Wenn ich dann noch da

Weitere Kostenlose Bücher