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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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bin.«
    »Sie sind noch da«, sagte Macdonald.
    »Ich kann auf jeden Fall noch eine Tasse nehmen«, sagte Winter, um das Thema zu wechseln.
    Macdonald stand auf, ging auf den Flur hinaus und blieb eine Weile fort. Er kam selbst mit dem Tablett zurück.
    »Die Frau ist am Computer beschäftigt.«
    »Also mußte es der Sohn machen«, sagte Winter.
    »Bitte?«
    »Der Sohn der Magd«, sagte Winter und hoffte, daß »The Servicewoman's Son« genügte.
    »Das ist ein Buch eines der weltberühmten Autoren Schwedens«, sagte er.
    »Strindberg«, sagte Macdonald.
    »Wer ist das hier, der alles kann?«
    »Ich habe es in der Übersetzung, und ich werde es in einem der ersten Jahre gleich nach der Pensionierung lesen.«
    Winter trank Tee. Er war stark und süß. Die Wärme von draußen war durchs Fenster zu spüren, direkt auf seinem Rücken. Macdonald hatte Linien im Gesicht, die nicht mehr von den Jalousien herrührten. Der Kollege hatte sich rasiert. Die Haut spielte ins Blaue. Die schwarzen Augenbrauen wuchsen fast zusammen. Eine Lesebrille lag neben dem Dokumentenstapel. Als Macdonald an ihr herumfingerte, sah sie wie für ein Kind gemacht aus, denn sie verschwand ganz in seiner Hand. Auf dem Fußballplatz muß er furchtbar sein, dachte Winter, schlimmer als ich.
    »Haben Sie Zeugen für diesen Mann?« fragte Winter.
    Macdonald ließ die randlose Brille los. Die Linien im Gesicht vertieften sich, als er sich vorbeugte.
    »Einige«, sagte er, »und der beste Zeuge glaubt, daß unser Mann wie ich aussieht.«
    »Wie Sie?«
    »Das hat er gesagt.« »Was hat er gemeint?«
    »Wie ich es verstanden habe, handelt es sich um einen großen Burschen, der langes dunkles Haar hat.«
    »So weit sind wir auch gekommen«, sagte Winter. »Groß und dunkel.«
    »Es kann ein Bekannter sein und nichts weiter«, sagte Macdonald.
    »Nein.«
    »Nicht?«
    »Glauben Sie es selbst?« fragte Winter. »Eigentlich nicht.«
    »Der Mann, der mit Per Malmström durch den Park ging, ist unser Mann. Welchen Grund hätte er sonst, sich zu verstecken?«
    »Es gibt andere Gründe, eine abweichende sexuelle Veranlagung könnte einer davon sein.«
    »Daß der Mann schwul ist? Daß er nicht will, daß es seine Familie erfährt?«
    Macdonald zuckte die Achseln.
    »Ihre Vermutung ist so gut wie meine«, sagte er. »Wir haben mehrere, die sich selbst angezeigt haben, aber das sind unsere üblichen Spinner gewesen.«
    »Ich habe die Anschläge gesehen«, sagte Winter.
    Er hatte sie an der Station Clapham High Street gesehen, wo Macdonald ihn am Abend zuvor abgesetzt hatte: Pers Bild, das Macdonald aus Schweden bekommen hatte. Der Text über den Mord, den Ort, den Park; die Fakten, die weiterzugeben die Polizei unschlüssig gewesen war. Die Aufforderung, Angaben zu machen.
    Der Anschlag sah aus wie ein absurdes Plakat, wie etwas aus einem Film. Winter hatte eine blitzschnelle Übelkeit verspürt.
    Er hatte es ohne Vorwarnung zu sehen bekommen.
    Das Papier war an der Unterkante ausgefranst. Es hatte schon den bleichen Belag bekommen, der besagt, daß alles zu spät ist. Die Anschläge hingen an drei Pfeilern und waren alle im gleichen Zustand, da sie zum selben Zeitpunkt festgeklebt worden waren. Die Züge kamen und gingen, und manche lasen den Text und riefen Thornton Heath an, aber bislang vergebens.
    Als Winter zur Victoria Station kam, entdeckte er an einem der Pfeiler am Ausgang die untere rechte Ecke eines Anschlags über Per Malmströms Tod. Sie flatterte im Wind der Züge, die immer noch kamen und gingen. Das war das einzige, was von dem Plakat übrig war, der Rest war weg. Als hätte jemand den größten Teil eines Plans von London weggerissen und nur die südöstliche Stadt übriggelassen.
    Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen, als ob es etwas bedeutete, als ob es in sich eine Mitteilung wäre.

32
    Lars Bergenhem wartete draußen. Die Männer kamen und gingen. Die Tür pendelte, und wenn sie aufging, schlug ein Lichtstrahl heraus durch den Abend.
    Er stand auf der Seite, auf die Licht vom Haus fiel. Hinter ihm knackten die Güterzüge auf ihrem Eisen. Es klang wie Seufzer nach langen Tagen draußen auf den Schienen. Der Bahnhof war spärlich beleuchtet. Das Licht stammte von Glühlampen an Pfählen, die in großen Abständen zwischen den Wagen aufragten. Eine Lok rollte irgendwo mitten in dem stillen Verkehr ein. Er hörte einen Ruf und eine Antwort, ein Knirschen von Bremsen, dann Geräusche wie von Schlägen mit einem schweren, stumpfen

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