Tanz um Mitternacht
vor Cait. »Freut mich, Sie wieder zu sehen, Miss Harmon.«
Sein eindringlicher Blick beschleunigte ihren Atem. »Oh -ich freue mich auch, Euer Gnaden«, antwortete sie lächelnd und wahrheitsgemäß. Einerseits staunte sie über ihr eigenes Glücksgefühl, andererseits war es nicht verwunderlich. Seit sie ihn kennen gelernt hatte, dachte sie Tag und Nacht an ihn.
Ringsum schwatzten die Leute über ihren Vater, dessen Suche nach Kleopatras Halskette der Anlass dieser Party war. Rand beobachtete die Versammlung ein paar Sekunden lang. Dann wandte er sich wieder zu Cait. »Ich habe in den Zeitungen gelesen, Sie würden sich um Spendengelder bemühen. Nach dem Erfolg dieses Abends zu schließen, müssten Sie Ihr Projekt bald finanzieren können.«
Als Cait einen Schluck Champagner nahm und den Duke über den Rand ihres Glases hinweg betrachtete, spürte sie die gleiche Faszination wie bei der ersten Begegnung. »Wenn man eine so kostspielige Expedition plant, ist es immer schwierig, genug Geld aufzutreiben. Aber ich glaube, die Dinge entwickeln sich sehr günstig.«
Maggie schaute zu ihrem Mann hinüber, der den Professor gerade mit einigen Gästen bekannt machte. »Demnächst wird Andrew mehrere gesellschaftliche Ereignisse organisieren, um Dr. Harmons Forschungsreise zu fördern. Hoffentlich wirst du daran teilnehmen, Rand.«
»Ganz gewiss - wenn ich Miss Harmon auf diesen Partys treffen werde«, beteuerte der Duke lächelnd. Der Klang seiner tiefen Stimme sandte einen wohligen Schauer über Caits Rücken. Dann musterte er einen der Männer, die mit dem Professor sprachen. »Ich nehme an, auch Baron Talmadge wird Dr. Harmon unterstützen.«
»Ja«, stimmte Cait zu, »wir lernten Seine Lordschaft in New York kennen, bei einer ähnlichen Spendenaktion wie dieser. Sobald Baron Talmadge von der Existenz der Halskette erfuhr, erklärte er, man müsse sie unbedingt aufstöbern. Von diesem Gedanken war er ganz begeistert. Während Vater das Projekt plante, schrieb er dem Baron, der ihm seine Hilfe zusagte, und sie gründeten eine Partnerschaft.«
Bei dieser Erklärung schienen sich Beldons Augen zu verdunkeln. Doch dann schenkte er ihr sein sinnliches Lächeln, und sie glaubte, sie müsste sich den sonderbaren Ausdruck in seinem Blick eingebildet haben.
Nun gesellte sich Maggies Ehemann hinzu. »Verzeih die Störung, meine Liebe«, bat er seine Frau. »Aber es ist spät geworden. Morgen früh hat der Professor eine Besprechung, und Cait hält einen Vortrag.«
Verblüfft hob der Duke die Brauen. »Einen Vortrag?«
Caitlins Gesicht nahm einen frostigen Ausdruck an. Natürlich musste sich ein Duke über eine unverheiratete junge Frau wundern, die in der Öffentlichkeit eine Rede halten würde. »Ich spreche vor den Mitgliedern des Vereins Museum Ladies Auxiliary. Danach wollen wir über Santo Amaro, die Arbeit meines Vaters und die geplante Expedition diskutieren.«
»Oh, ich bin beeindruckt, Miss Harmon. Dass ich mich mit einer Wissenschaftlerin unterhalte, wusste ich gar nicht.« Erstaunlicherweise hörte sie keinen Tadel aus seiner Stimme heraus.
»Eine Wissenschaftlerin darf ich mich wohl kaum nennen. Aber ich habe auf meinen Reisen einige bedeutsame Erkenntnisse gewonnen.«
»Zu schade, dass ich dem Förderverein des Museums nicht angehöre... Ihr Vortrag würde mich sehr interessieren, Miss Harmon.«
Geflissentlich ignorierte sie die Hitze, die ihr seine Worte in die Wangen trieben. »Im Gegensatz zu den Männern, die uns aus ihren verrauchten Gentlemen’s Clubs verbannen und uns ständig Anstandsdamen aufbürden, sind wir Frauen viel aufgeschlossener. Wer den Vortrag hören will, hat freien Zutritt. Vielleicht werden Sie Zeit dafür finden, Euer Gnaden.«
Mit einem rätselhaften Lächeln nickte er ihr zu. »Ja - vielleicht.« Doch sie bezweifelte, dass er das Museum besuchen würde.
Höflich verabschiedeten sie sich. Als Cait den Trents aus dem Salon folgte, glaubte sie, der Duke würde ihr nachschauen. Aber wahrscheinlich war das nur albernes Wunschdenken.
Im Kamin des lang gestreckten, holzgetäfelten Arbeitszimmers im Haus des Dukes am Grosvenor Square knisterte ein kleines Feuer. Es war früh am Morgen. An den Fensterscheiben rüttelte ein heftiger Wind.
Rand musterte die beiden Männer, die ihm am Schreibtisch gegenübersaßen - seinen würdevollen grauhaarigen Anwalt Ephram Barclay und seinen besten Freund. Die Stirn gerunzelt, studierte Nicholas Warring die Papiere in seinen schmalen Fingern -
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