Tanz um Mitternacht
Nick eine große Hilfe.«
»Was willst du jetzt tun?«, fragte Nick und hielt den beiden Männern die Tür des Arbeitszimmers auf.
Lächelnd betrat Rand den Marmorboden der Eingangshalle. Er versuchte sich einzureden, sein lebhaftes Interesse an Professor Harmon würde nicht einmal teilweise mit dessen Tochter Zusammenhängen. Aber dann gestand er sich ein, dass das nicht stimmte. »Soviel ich weiß, kann man heute Morgen im Britischen Museum einen sehr interessanten Vortrag hören. Wenn ich Glück habe, könnte ich etwas Nützliches erfahren.«
Nick verdrehte skeptisch die Augen. »Wenn mich nicht alles täuscht, hält Miss Harmon diesen Vortrag - unser kleiner Blaustrumpf.«
»Nun, man kann nie wissen, was für faszinierende Leute man in einem Museum trifft«, entgegnete Rand und grinste noch breiter.
3
So leise wie möglich nahm Rand in der letzten Reihe des kleinen Vortragssaals Platz, wo Caitlin Harmon ihre Arbeit auf Santo Amaro Island beschrieb. Eigentlich hatte er beabsichtigt, nur einen kurzen Blick in den Raum zu werfen. Aber während sie die Suche ihres Vaters nach Kleopatras Halskette zu schildern begann, konnte er nicht widerstehen und setzte sich.
Er hatte versucht, unbemerkt einzutreten, was ihm als
einzigem Mann unter fast drei Dutzend Frauen natürlich misslang. Letzten Endes freute er sich über das Aufsehen, das seine Anwesenheit erregte und Cait in ihrer Konzentration störte. Sekundenlang fehlten ihr die Worte, und ihre Wangen färbten sich feuerrot. Doch sie fasste sich sofort wieder. Nach einem kurzen Blick in ihre Notizen fuhr sie fort, wo sie ihren Bericht unterbrochen hatte, erzählte die Legende von der Halskette und erläuterte, was ihr Vater bisher herausgefunden hatte.
Wie viel von alldem mag stimmen, fragte sich Rand. Und welche Rolle spielt Phillip Rutherford bei den Aktivitäten des Professors?
»Bis vor kurzem gab es nur geringfügige Beweise für die Existenz des Schmucks«, erklärte Cait. »Aber seit Jahren kursieren Gerüchte über die fabelhafte Schönheit dieser Halskette. Sie besteht aus Diamanten, so groß wie Hühnereier, und phantastischen Smaragden und Rubinen. Angeblich ließ Marcus Antonius das Geschmeide als Geschenk für Kleopatra anfertigen. In einigen ägyptischen Dokumenten wird auf die ungewöhnliche kunstvolle Gestaltung der Kette hingewiesen, die kompliziert ineinander verflochtenen, mit den kostbaren Steinen verzierten feinen Bänder aus gehämmertem Gold. Bedauerlicherweise wurde sie gestohlen. Viele hundert Jahre lang blieb sie spurlos verschwunden.«
Lächelnd ließ sie ihren Blick über die aufmerksamen Gesichter des Publikums wandern.
»Bis mein Vater mit gezielten Nachforschungen begann. Vor ein paar Jahren fand er in den Archiven von Den Haag zufällig bemerkenswerte Dokumente - die eidesstattlichen schriftlichen Erklärungen eines Seemanns namens Hans Van der Hagen, die er vor fast achtzig Jahren abgegeben hatte. In diesen Papieren wird die Existenz der Halskette erwähnt. Van der Hagen gehörte zur Besatzung eines holländischen
Sklavenschiffs, der Zilverijder. Seiner Aussage zufolge hatte er zusammen mit seinen Kameraden Sklaven entlang der Elfenbeinküste gefangen genommen und zwischen den religiösen Schätzen eines Eingeborenenstamms ein Geschmeide von unschätzbarem Wert entdeckt. Wie es von Ägypten auf die andere Seite des afrikanischen Kontinents gelangt war, weiß niemand. Jedenfalls passt Van der Hagens Beschreibung genau auf die Halskette der Kleopatra.«
Eine Zeit lang herrschte tiefe Stille im Raum. Dann fragte eine der Zuhörerinnen: »Was geschah mit der Kette, nachdem sie die holländischen Seefahrer gefunden hatten?«
»Jetzt kommen wir zum interessantesten Teil der Geschichte«, erwiderte Cait. »Allem Anschein nach wurde sie an Bord der Zilverijder gebracht - der Name des Schiffs bedeutet übrigens >Silberreiter<. Nahe der entlegenen Insel Santo Amaro geriet das Schiff in einen Sturm. Den holländischen Berichten zufolge ist das Schiff gesunken. Aber Van der Hagen schwor, es sei an der Felsenküste zerschellt. Drei Besatzungsmitglieder blieben am Leben - Leon Metz, der Erste Offizier, der Seemann Spruitenberg und natürlich Hans Van der Hagen. Wie den Dokumenten zu entnehmen ist, die mein Vater gefunden hat, wurde die Habgier den drei Männern zum Verhängnis. Der Erste Offizier wollte sich die Halskette mit aller Macht aneignen. Und so tötete er Spruitenberg. Van der Hagen überlebte den Mordanschlag. Irgendwie
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