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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
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überdacht hatte, sagte er: „Am allerliebsten von der Welt mag ich, wenn ich und Ferkel dich besuchen gehen und du sagst: ,Wie steht's mit einem kleinen Happen?' und ich sage: ,Na ja, ich hätte nichts dagegen einzuwenden, du vielleicht, Ferkel?', und draußen ist so ein Tag voll Flimmern und Summen, und die Vögel singen.“
     
    Wenn wir uns die Zeit nehmen, uns unserer Umgebung und unseres Daseins zu freuen, merken wir, daß wir gar keine Zeit mehr haben, Filztun-Balzrücks zu sein. Aber das macht nichts, denn ein Filztun-Balzrück zu sein ist ungeheure Zeitverschwendung. Wie schreibt der Dichter Lu Yu doch so schön:
     
    Die Wolken droben vereinen und trennen sich,
    Die Brise im Hofe kommt und geht.
    So ist das Leben nun einmal, warum nicht verweilen? Wer kann uns vom Feiern abhalten?
     

     

So ein Bär
     
     
    Wir waren gerade dabei, uns über die Ode An die Freude, den Schlußchor aus Beethovens Neunter Symphonie, zu unterhalten. „Eins meiner Lieblingsstücke“, sagte Puh.
    „Ganz meinerseits“, stimmte ich zu.
    „Meine Lieblingsstelle“, fuhr Puh fort, „ist die, wo sie singen:
     
    „Hoch soll er leben!
    Der Bär, er lebe hoch !“
     
    „Aber —“
     
    „ Ein Hoch für einen Bären!
    Ein Hoch für einen Puh!“
     
    „Aber sie singen doch —“
     
    „Hoch! Der Bär, er lebe hoch!“
     
    „Meine Lieblingsstelle“, betonte er nochmals.
    „Aber sie singen doch gar nicht ,Hoch! Der Bär, er lebe hoch!' in der Ode An die Freude !“ rief ich.
    „Nicht?“
    „Nein.“
    „Warum denn nicht?“
    „Nun, vermutlich haben sie nicht daran gedacht.“
    „Sie haben was?“
    „Weder Ludwig van Beethoven noch der Mann, der den Text von An die Freude geschrieben hat, haben irgend etwas von Bären hineingebracht.“
    „Oh. Ich muß wohl an Ludwig van Bärhoven gedacht haben.“ „Puh, es gibt keinen Ludwig van Bärhoven. Du hast das Lied selbst gemacht.“
    „Habe ich das?“
    „Allerdings.“
    „Oh, also da habe ich es schon gehört“, sagte er.
     
    Wie dem auch sei, jedenfalls kommen wir dadurch auf das zurück, wovon wir hier gerade sprechen — sich des Lebens zu freuen und etwas Besonderes zu sein. Jeder ist nämlich etwas Besonderes, weißt du.
     
    „Es ist schwer, tapfer zu sein, wenn man nur ein sehr kleines Tierchen ist“, sagte Ferkel und schniefte ein wenig.
    Kaninchen, das emsig zu schreiben angefangen hatte, blickte auf und meinte:
    „Gerade weil du ein so kleines Tierchen bist, wirst du bei unserm nächsten Abenteuer sehr nützlich sein.“
    Ferkel geriet bei dem Gedanken, nützlich zu sein, so in Aufregung, daß es ganz vergaß, sich weiter zu fürchten, und als Kaninchen auch noch sagte, Kängas seien nur in den Wintermonaten wild, ansonsten aber von liebenswerter Gemütsart, konnte es kaum noch stillsitzen, so sehr war es darauf erpicht, sofort mit dem Nützlichsein anzufangen.
    „Und was ist mit mir?“ fragte Puh traurig. „Ich bin wohl nicht nützlich, oder?“
    „Mach dir nichts draus, Puh“, sagte Ferkel tröstend, „vielleicht ein andermal.“
    „Ohne Puh“, erklärte Kaninchen feierlich und spitzte seinen Bleistift, „ohne Puh wäre das Abenteuer gar nicht möglich.“ „Ach!“ entfuhr es Ferkel, und es versuchte, nicht enttäuscht dreinzublicken. Puh aber marschierte in eine Zimmerecke und sagte stolz zu sich selbst: „Ohne mich gar nicht möglich. So ein Bär bin ich!“
     
    Wie nützlich wir auch sein mögen, brauchen wir doch oft eine ganze Weile, bis wir unseren eigenen Wert erkennen. Das zeigt die chinesische Geschichte vom Steinmetz:
     
    Es war einmal ein Steinmetz, der mit sich und seinem Leben unzufrieden war.
    Eines Tages kam er am Hause eines wohlhabenden Kaufmanns vorbei und sah durch das offene Tor viele schöne Besitztümer und allerlei Gäste von Rang und Namen. „Wie mächtig dieser Kaufmann doch sein muß!“ dachte der Steinmetz bei sich. Und er wurde ganz neidisch und wünschte, er wäre der Kaufmann. Dann brauchte er nicht länger als einfacher Steinmetz zu leben.
    Da war er zu seiner großen Überraschung plötzlich der Kaufmann; er genoß mehr Luxus und Macht, als er sich jemals hätte träumen lassen, und nur die Armen beneideten oder verachteten ihn. Aber bald darauf wurde ein hoher Beamter in einer Sänfte vorbeigetragen, von Soldaten eskortiert, die Gongs anschlugen. Jeder, ob er auch noch so reich war, mußte sich vor dieser Prozession tief bücken. „Wie mächtig dieser Beamte doch ist!“ dachte er bei sich. „Ich

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