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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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Putzaufgaben der dänischen Schulbuchmeinung angepasst. Seit sie in Dänemark lebt, ist aber auch bei Nicole der Spülschwamm verschwunden. »Alle Dänen, die ich kenne, finden das einfach ekelig«, sagt sie.
    Ich dagegen könnte mich jedes Mal wieder darüber aufregen, wenn Roberto sich ein Spiegelei brät. Er füllt Olivenöl in eine Pfanne, bis eine zwei Zentimeter dicke Schicht den Boden bedeckt (und nein: Das ist keine Übertreibung), schlägt dann das Ei hinein und verteilt schließlich geduldig immer wieder mit einem Löffel das heiße spritzende Öl auf dem Eigelb, damit es sozusagen auch von oben gebraten wird. Das kann doch nicht gesund sein! In Spanien stehe ich mit dieser Meinung aber leider allein da. Wenn ich sage, dass zu viel Fett nicht gut sei wegen der vielen Kalorien, dann schütteln alle nur milde lächelnd den Kopf: Diese Deutschen, die haben einfach keine Ahnung, schließlich kochen sie immer mit Butter, und dass DAS ungesund ist, weiß man ja. »Von Olivenöl wird man nicht dick«, höre ich deshalb immer wieder. In einem Ton, der suggeriert: Das konntest du natürlich nicht wissen, aber es ist tatsächlich so!
    In Spanien werden Eier nun mal eher frittiert als gebraten, und es wird auch sonst niemals beim Kochen mit Olivenöl gespart. Als Roberto neulich für meine Familie kochte, befanden meine Brüder deshalb, das Essen sei nicht zubereitet, sondern »in Öl ertränkt« worden. Würde ich immer wieder darüber diskutieren, dann wären das von vornherein Diskussionen im Ungleichgewicht: Ich würde mich bestärkt fühlen von meiner Umgebung – und er müsste umso mehr dagegen ankämpfen. Sogar auf das Streiten hat es also Einfluss, in welchem Land wir leben.
    Ãœber ein anderes Thema haben Roberto und ich neulich aber dann doch wieder einmal diskutiert. Es ging um das Problem Ordnung und Sauberkeit. Und ja: Wir stritten nicht, wir diskutierten! Er brachte seine Argumente vor, ich erklärte meine, und keiner erhob dabei übermäßig die Stimme. Ich sagte am Ende, dass ich seine Wünsche verstanden hätte und zählte auf, was meine Wünsche waren. Dann nahmen wir uns in den Arm und gingen zur Arbeit.
    Noch bevor er dort ankam, hatte ich ihm eine E-Mail geschrieben. »Danke für diese gute Auseinandersetzung«, stand darin.
    Auch für so etwas gibt es natürlich mittlerweile einen Fachbegriff: »positive Verstärkung«. Das soll ja bekanntlich bei allen Männern Wunder wirken.

Wie man sich in die Beziehung seiner Kinder einmischt
    (und wann man es besser lässt):
    Die Sicht der Eltern
    NEUSTRELITZ, 19. AUGUST
    Ob ich wohl heil in Neustrelitz ankomme? Ich sitze hinter dem Lenkrad meines Leihwagens und starre auf die Straße. Bloß nicht die Konzentration verlieren, sage ich mir, lasse die Scheiben etwas herunter und Luft in den Wagen. Nicht, dass ich eine schlechte Fahrerin wäre. Nein, ich bin eine grottenschlechte. Ich besitze seit 12 Jahren den Führerschein, bin seitdem etwa einmal jährlich eine längere Strecke Auto gefahren und habe dreimal eine fette Macke produziert. Statistisch gesehen also alle vier Fahrten.
    Wie ich damals den Transporter heil nach Kopenhagen gebracht habe? Ich habe alle 45 Minuten eine Pause gemacht, mir weder Radio noch Musik gegönnt, bin immer schön hinter einem LKW geblieben und ja: Ich habe sogar gebetet. Immerhin ist das Auto, das ich mir heute geliehen habe, um von Berlin in die Mecklenburger Pampa zu kommen, auf meiner Seite. Es besitzt eine phantastische Einparkhilfe, mit der selbst ein Blinder einparken könnte, und eben hat es ganz charmant von allein die Scheibenwischer eingeschaltet, als der Regen plötzlich vom Himmel prasselte. Ganz so, als hätte es meine Überforderung hinter dem Lenkrad geahnt. Hoffentlich hört der Regen bald auf. Wenn es am Samstag immer noch so gießt, das wäre ein Albtraum.
    Nur noch ein paar Kilometer bis nach Neustrelitz. Ich werde also pünktlich zur Probe in Marikes Elternhaus ankommen. Vielleicht bin ich ja doch keine so große Autofahr-Niete. Hinter mir auf dem Sitz liegt meine Querflöte. Wegen jahrelanger Vernachlässigung war sie schon ganz braun angelaufen, als ich sie neulich aus der Schublade holte. Aber jetzt ist sie frisch poliert, und ich habe sogar fleißig das wahnsinnig schwierige Stück geübt, das Marikes Bruder Hannes für das Brautpaar

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