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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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ein spirituelles Lächeln, das ganz tief aus ihrem Inneren kommt. Wer dieses Lächeln einmal gesehen hat, ist einfach nur hin und weg.
    Ein weiteres Detail aus meinen Tagträumen: Sie hat eine Jeans, die hinten einen breiten Riss hat, und zwar oben am rechten Oberschenkel, sodass man einen Blick auf ihre Unterwäsche erhaschen kann. Sie trägt diese Jeans ganz bewusst, und ich denke deshalb nicht schlechter von ihr. Jede vage erotische Geste, die dieses Mädchen macht, wirkt so ungeschickt und unsicher, dass man sie dafür nur noch mehr vergöttert. Gott segne sie. Heutzutage sieht man fünfzehnjährige Mädchen, deren Jogginghosen hinten mit Sachen wie Princess oder Flirt bedruckt sind, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
    Es kann sein, dass ich total danebenliege. Wie gesagt, wir sind uns noch nie begegnet. Sie hat nie erwähnt, ob ihre Jeans wirklich ein Loch hat. Aber ich weiß, dass Zuhra Gedichte schreibt – das hat sie mir zumindest gesagt. Obwohl sie sie niemandem zeigen würde. Sie mag Silvia Plath und Anne Sexton. Außerdem spielt sie Gitarre. Ich habe ihr erzählt, dass Rasulullah gesagt hat, es wäre besser, wenn dein Körper mit Eiter gefüllt wäre als mit Versen, und dass Allah die Musiker am Jüngsten Tag in Affen und Schweine verwandelt, aber ich habe danach ein Smiley eingefügt. LOL hat sie zurückgeschrieben.
    Ich weiß auch, dass Zuhra trinkt. Sie trinkt so viel, dass immer einer von ihren Kuffar-Freunden auf sie aufpassen muss, wenn sie ausgehen: Sie müssen auf sie aufpassen und darauf achten, wie viele Drinks sie schon hatte, sie stoppen, wenn sie genug hat, und schmierige Typen verscheuchen. Sonst trinkt sie, bis sie umfällt und sich anpinkelt. Zuhra betrachtet ihr eigenes Leben unter Aspekten wie persönliche Tragödie und nachlassende Widerstandskraft, die unvermeidlich zur Selbstauslöschung führen, wie ihre Heldinnen es vorgelebt haben. Silvia Plath und Anne Sexton haben sich umgebracht. Zelda Fitzgerald starb in einer brennenden Irrenanstalt.
    Ich stand da und beobachtete den Monitor, dabei trug ich den Ihram der Pilger: zwei weiße Tücher, den Izar und den Rida . Den Izar hatte ich um die Taille gewickelt, den Rida über meine linke Schulter gelegt, sodass die rechte Schulter und der rechte Arm unbedeckt waren. So hatte man es zu Zeiten Mohammeds gemacht, Friede sei mit ihm. Meine nackten Füße standen auf dem kalten Boden des Raumschiffs. Labbaik Allahumma, Labbaik.
    Über dem Ihram trage ich einen unförmigen Raumanzug, den man benötigt, um in der vergifteten Erdatmosphäre zu überleben. Als ich ihn anzog, fragte ich mich, wie es wohl gewesen sein muss, die heilige Stadt zu besuchen, als sie noch existierte – als es noch die Kaaba, den Zamzam-Brunnen, die Stätte Abrahams und die der Steinigung des Teufels in Mina gab; lange bevor Mekka, Tokio, New York und Paris zu vollkommen identischen Drecklöchern geworden waren. Die heilige Stadt sieht heute genauso aus wie an dem Tag, als der Säugling Ismael vor Durst schrie und seine Mutter verzweifelt zwischen diesen beiden Hügeln hin und her lief.
    Gute Nacht, Islam. Süße Träume.
    – Abu Afak, Zehn Millionen Meilen fern der Heimat
    Das Buch ist gar nicht schlecht. Manchmal wird es etwas kitschig, aber auf charmante Weise. Ich habe es mir im Internet bestellt.
    Manchmal denke ich, Jehangir war ein islamischer Rob Van Dam, mit seinen ganzen unglaublichen Aktionen, die vorher noch nie da gewesen sind, wie er sich in den ganz großen Five Star Frog stürzt und sich danach die Rippen hält, als hätte er üble Schmerzen. Dann halte ich inne. Vielleicht war Jehangir auch nur ein Abtrünniger, ein Penner, ein fauler, chaotischer Alkoholiker, der etwa so erwachsen war wie ein ejakulierender Elfjähriger. Vielleicht macht das auch gar keinen Unterschied.
    Wenn er mir etwas hinterlassen hat, dann ist es diese einfache Erkenntnis:
    Ich kann mir meine Fragen selbst beantworten.
    Scheiß auf den hiesigen Imam, scheiß auf die Gelehrten von Medina, scheiß auf Siraj Wahhaj, scheiß auf Cat Stevens. Scheiß auf die Traditionalisten und scheiß auch auf die Apostaten – scheiß auf Ibn Warraq, scheiß auf Anwar Sheikh, scheiß auf Ali Sina, scheiß auf sie alle, ich kotze jedes Buch aus, das ich jemals gelesen habe, gebt mir den Islam in einem Kornfeld in einer sternenklaren Nacht, wenn der Wind durch mein Hemd bläst, und lasst mich leichtsinnig vom Wege Allahs abweichen, auch wenn es zu gar nichts führt und nur wehtut.

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