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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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duschen.

 
     
     
    Kapitel VII
     
     
    Umar erzählte uns, dass Sayyed die Schlüssel für die Moschee in Rochester hatte und wir sie uns für Itikaf borgen könnten.
    »Aber keine Frauen.«
    »Umar«, entgegnete Rabeya, »Ich komme aus Rochester – ich bin dort ständig in die Moschee gegangen.«
    »Das sind die Regeln. Keine Frauen in der Moschee.«
    »Ja, natürlich, wie in diesem Hadith – wie geht das noch? ›Die Frau, der Hund und der Esel stören beim Gebet.‹ Das ist super.«
    »Und ich will auch nicht, dass der Liwatiya mitkommt.«
    »Der wa–?«
    »Muzammil Sadiq«, sagte Umar. »Muzammil von den Ahl-ul-Lut . Ich habe an sich nichts gegen ihn, wer La ilaha alla Allah sagt, ist mein Bruder, aber ich will ihn nicht dabei- haben.«
    »Warum denn nicht, wenn er dein Bruder ist?«, fragte Fasiq.
    »Was ist, wenn ich einschlafe?«
    »Er wird sich schon zusammenreißen können«, stöhnte Rabeya. »Es wird zwar hart für ihn, weil du so verdammt scharf bist, Umar. Vielleicht solltest du ihn fesseln, bevor du einschläfst, dann bist du auf der sicheren Seite.« Umar verdrehte die Augen.
    »Ich glaube, Muzammil würde sich eher von dir und deinem Hass bedroht fühlen«, sagte Jehangir. »Wie gefällt dir das?«
    »Das ist okay für mich.«
    »In deinen scheiß Pick-up passen wir sowieso nicht alle rein«, konterte Jehangir. »Wenn wir meinen Wagen nehmen, dann sind Muzammil und Rabeya bei der Dschamaat dabei.«
    »Maschallah«, antwortete Umar.
    »Nein«, sagte Rabeya. »Ich respektiere die Regeln der Moschee. Es ist zwar Blödsinn, aber wir wissen nicht, wer sonst noch da sein wird.«
    »Okay«, sagte Jehangir. »Aber Muzammil kommt mit.«
    »Gut«, sagte Umar. »Vielleicht hilft es ihm.«
    »Hilft ihm bei was ?«, blaffte Rabeya, doch Umar ignorierte sie und ging weg.
    »Kein Bier«, sagte Umar, als wir unsere Taschen im Kofferraum verstauten, und warf Jehangir einen scharfen Blick zu. Dann sah er Fasiq an. »Und kein Gras.« Er schaute rüber zu Muzammil. »Und kein … äh, kein schwules Zeugs.«
    »Mist«, sagte Muzammil, ohne seinen Sarkasmus zu verbergen. »Ich wollte gerade fragen, ob wir nicht am Campus vorbeifahren und meine ganzen Schwulenpornos holen können – denn die brauche ich normalerweise in der Moschee.«
    »Wahnsinnig witzig«, entgegnete Umar.
    »Manchmal bringe ich auch meine zionistischen Truppen und einige Schweine mit …«
    »Das reicht.«
    »Wie spät ist es?«, fragte Fasiq.
    »Fast elf«, sagte Umar. »Wir werden gegen Mitternacht da sein, Inschallah wa ta’ala.«
    »Ich sitze nicht in der Mitte«, rief Fasiq, als er hinten einstieg.
    »Ich auch nicht«, rief Muzammil, sodass ich mich zwischen die beiden quetschen musste.
    Jehangir saß am Steuer. Umar nahm den Beifahrersitz, er hatte die Wegbeschreibung von Sayyed dabei. Wir nahmen die I -90 nach Osten und fuhren an einer futuristisch wirkenden Flugzeuglandebahn mit grünen, roten und weißen Lichtern vorbei. Dann kam erst mal nichts.
    »Habe ich euch schon von der Moschee erzählt, die ich mal in Montana gesehen habe?«, fragte Jehangir.
    »Ich glaube nicht«, antwortete ich von hinten, wo ich eingezwängt mit den Händen auf den Knien saß.
    »Ich fuhr auch auf der 90 … Ich kam an einer Scheune vorbei, und auf dem Dach des Silos war ein riesiger verrosteter Halbmond angebracht. Auf dem Dach stand ›Allah‹ in riesigen arabischen Buchstaben, und darunter › MOSCHEE AL - TAQWA ‹. Also fuhr ich rechts ran, sprang über den Zaun und ging durch ein Kornfeld. Ich konnte nicht anders. Der Imam war echt cool. Er kam aus dem Jemen, glaube ich. Er hatte einen Bart, trug eine Kufimütze, ein Flanellhemd und Jeans, die von den Knien abwärts voller Schmutz waren, genau wie seine Arbeitsstiefel, denn er war immer noch ein richtiger Farmer.«
    »Wie sah es drinnen aus?«
    »Komisch. Ein bisschen wie eine Scheune und ein bisschen wie eine Moschee. Es gab einen Mihrab und einen Minbar. Hübsche Teppiche. Aber man konnte erkennen, dass es eigentlich eine Scheune war. Ich weiß nicht.« Jehangir legte eine Kassette ein. Es kam »People Who Died« von der Jim Carroll Band. Da niemand etwas sagte und es draußen nichts zu sehen gab, waren die Dunkelheit und der Song die einzige geistige Stimulation – die Dunkelheit wurde von der Straßenbeleuchtung und den Scheinwerfern der Autos noch betont, und der Song war kraftvoll und traurig in seiner vibrierenden Schwermut – und diese Autofahrt nach Rochester, zu einer Moschee, diese

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