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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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verborgen oder gar geleugnet hatte, ihn nun wie eine mächtige Woge dahintriebe.
    Lange bevor der Morgen dämmerte, erhob sich Taran und sattelte den grauen, silbermähnigen Hengst Melynlas. Während Gurgi noch blinzelnd und gähnend sein eigenes Pferd fertig machte – ein kurzes, stämmiges Pony, das fast so zottig war wie er selbst –, ging Taran allein zu Hen Wens Umzäunung. Das weiße Zauberschwein quiekte kläglich, als Taran sich niederkniete und seinen Arm um das Tier legte. Es schien seinen Entschluss zu kennen.
    »Leb wohl, Hen Wen«, sagte Taran und kraulte ihr das borstige Kinn. »Denk in Freundschaft an mich. Coll wird für dich sorgen, bis ich … Oh, Hen«, murmelte er, »werde ich meine Suche glücklich beenden? Kannst du mir das sagen? Kannst du mir irgendein Zeichen geben, das mir Hoffnung macht?« Aber das Orakelschwein schnaubte und grunzte nur bekümmert. Taran seufzte und gab Hen Wen noch einen letzten liebevollen Patsch.
    Dallben war auf den Vorhof getreten, und neben ihm hielt Coll eine Fackel hoch, denn es war noch dunkel. Das Gesicht des alten Kriegers drückte wie das Dallbens in dem ungewissen Dämmerlicht freundliche Anteilnahme aus. Taran umarmte sie. Es schien ihm, er habe beide nie mehr geliebt als in diesem Augenblick des Scheidens.
    Gurgi saß zusammengekrümmt auf dem Pony. Seinen ledernen Vorratsbeutel, der niemals leer wurde, hatte er über die Schulter gehängt. Taran trug nur sein Schwert an der Seite und das silberbeschlagene Schlachtenhorn Eilonwys, als er sich auf den ungeduldigen Melynlas schwang. Er zwang sich, nicht zurückzublicken, denn er wusste, ihn würde dann der Abschied noch trauriger stimmen.
    Die beiden Gefährten ritten in gleich bleibendem Tempo dahin, während die Sonne immer höher über die welligen, baumbestandenen Hügel stieg. Taran sprach wenig. Gurgi trabte träge hinter ihm her und holte sich hin und wieder aus dem ledernen Schnappsack eine Handvoll Nahrung, die er zufrieden schmatzend kaute. Als sie an einem Fluss Halt machten, um ihre Pferde zu tränken, stieg Gurgi ab und ging zu Taran.
    »Lieber Herr«, rief er, »Gurgi folgt, wohin er geht, ja! Wohin wendet er sich beim Streifen und Schweifen? Zum edlen Fürsten Gwydion nach Caer Dathyl? Gurgi will goldene Türme sehen und hohe Hallen zum Schmausen.«
    »Ich auch«, erwiderte Taran. »Aber das wäre verlorene Mühe, denn Dallben hat mir gesagt, dass Prinz Gwydion und König Math nichts über meine Herkunft wissen.«
    »Dann zu Fflewddur Fflam? Ja, ja! Kühner Barde wird uns empfangen mit herzlichen Grüßen und vielen Genüssen, mit herrlichen Klängen und frohen Gesängen!«
    Taran lächelte über Gurgis Eifer, aber er schüttelte den Kopf. »Nein, mein Freund, nicht nach Caer Dathyl und nicht ins Reich Fflewddurs.« Er wandte sich nach Westen.
    »Ich habe alles genau bedacht, und ich glaube, es gibt nur einen Ort, wo ich vielleicht das finde, was ich suche«, sagte er langsam. »Die Marschen von Morva.«
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da bemerkte er, dass Gurgis Gesicht aschfahl wurde. Dem armen Kerl klappte der Unterkiefer herunter. Er schlug sich mit den Händen an den zottigen Kopf und begann angstvoll zu stöhnen und zu schluchzen. »O nein, nein!«, winselte er. »Gefahren lauern in bösen Sümpfen. Kühner, vorsichtiger Gurgi, fürchtet für sein armes, zartes Haupt! Er möchte nie, nie mehr dorthin zurück! Schreckliche Hexen verwandeln ihn in hässliche Kröte mit Platschen und Plumpsen! Oh, furchtbare Orddu! Furchtbare Orwen! Und Orgoch, oh, Orgoch, die Schlimmste von allen noch!«
    »Und doch habe ich vor, ihnen ein zweites Mal gegenüberzutreten«, sagte Taran. »Orddu, Orwen und Orgoch – ob sie eine Person oder drei sind – sind so mächtig wie Dallben. Vielleicht sogar mächtiger. Nichts ist ihnen verborgen. Sie kennen alle Geheimnisse. Es wäre doch möglich, dass sie die Wahrheit wissen. Könnte es nicht sein«, fuhr er hastig fort und seine Stimme klang hoffnungsvoll, »könnte es nicht sein, dass meine Eltern aus edlem Geschlecht stammten? Und dass sie mich aus irgendeinem Grund zur Erziehung Dallben überließen?«
    »Lieber Herr ist aber doch edel!«, schrie Gurgi. »Edel, großzügig und gütig zu armem Gurgi! Braucht Hexen nicht zu fragen!«
    »Ich spreche von edlem Blut«, erwiderte Taran und lächelte über Gurgis Einwände. »Wenn Dallben es mir nicht sagen kann, dann vielleicht Orddu. Ob sie will, weiß ich nicht, aber ich muss es versuchen. Ich möchte

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