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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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den rechten Teil des Zeltes einnahm und auf dem zahllose winzige Einheitsabzeichen zu einem komplizierten Schlachtplan aufgestellt worden waren. Der Ritter entbot den Anwesenden mit einem Nicken seinen Gruß. »Ihr habt nach mir gerufen?«
    »Ja, Herr Anreon«, ergriff der Hochkönig der Alben das Wort. Das edel geschnittene, fahlgraue Gesicht, das von langem, silberweißem Haar umflossen wurde, zeigte keinerlei Gefühlsregung, nur seine bernsteinfarben glühenden Augen erweckten den Eindruck, als brenne ein inneres Feuer in ihnen. »Unsere Späher wissen zu berichten, dass sich der Feind in Bewegung gesetzt hat. Der Sturm, auf den wir warten, wird schon bald über uns hereinbrechen.«
    »Was hat Calvas aufzubieten?«, fragte Anreon.
    »Die Zahl des Feindes ist schwer zu bestimmen, denn sein Heer ist weit verstreut und es wird von einem Mantel aus Dunkelheit geschützt. Doch wenn unsere Schätzungen der Wahrheit entsprechen, so übertrifft Calvas’ Armee die unsere um fünffache Kopfstärke.«
    »Fünfzigtausend Mann?«, entfuhr es Wilfert erschrocken, der bislang schweigend hinter seinem Ritter ausgeharrt hatte.
    Jeorhel schien den Knappen nur widerwillig zur Kenntnis zu nehmen. »Es sind nicht diese fünfzigtausend, die uns Sorgen bereiten. Der überwiegende Teil seines Heeres besteht aus Wolflingen, die zwar voller Wildheit und Todesverachtung kämpfen, doch der Hass der einzelnen Stämme untereinander entzweit sie und nimmt ihnen einen Großteil ihrer Stärke. Nein, der eigentliche Schrecken …« Er wechselte einen Blick mit dem Großmeister und sprach dann an Anreon gewandt weiter. »Der eigentliche Schrecken geht von dem aus, der sie eint. Denn solange sie dem Einen folgen, sind sie wie eine Flut, die alles, was in ihrem Weg steht, in Blut ertränkt.«
    Anreons Miene verhärtete sich. »Der Grimmwolf.«
    »Ganz recht.«
    »Wurde er gesehen?«
    Ulrik von Agialon ergriff das Wort. »Nein, aber das ist ohne Belang. Er wird an Calvas’ Seite in die Schlacht ziehen.« Der weißhaarige Mann schritt um den Tisch herum auf den Ordensritter zu. »Darum müsst Ihr, Anreon, das Buch jetzt an Euch nehmen. Ich spüre, dass es, noch bevor die Nacht zu Ende geht, seinen Wert unter Beweis stellen muss.« Mit einer einladenden Geste deutete er auf den hinteren Teil des Zeltes, der mit einem schweren Vorhang abgetrennt war. »Kommt.«
    Gemeinsam traten sie durch den Vorhang. In dem angrenzenden Bereich des Zeltes war es dunkler und dank zweier Kohlepfannen, die einen quer durch den Raum gelegten Läufer flankierten, auch wärmer. Ulrik und Anreon schritten über den aus festen Fasern geknüpften Teppich, dessen Bilder die Geschichte einer noch nicht allzu lange zurückliegenden Heldentat erzählten. »Der Weg des Helden« nannte man in Anreons Heimat derlei von einer ruhmreichen Tat kündenden Webstücke. Der Ordensritter vermochte nicht zu sagen, wie oft er diesem hier bereits gefolgt war. Nur an das eine, das erste Mal, konnte er sich in allen Einzelheiten erinnern. Damals waren der scheinbar endlose Sumpf, die schroffen Gebirgsgrate, die Menschen fressenden Trolle und die uralte, verfallene Feste, die er in einer pechschwarzen Gewitternacht erreicht hatte, Wirklichkeit gewesen.
    Der Läufer führte zu einem kleinen Altar, auf dem ein altes Buch lag. Der lederne Einband war von der Farbe geronnenen Blutes, Beschläge aus mattschwarzem Metall zierten die Ecken und auf der Vorderseite des Einbands fand sich eine Prägung, die eine stilisierte schwarze Flamme zeigte.
    Ein Mönch, der über seiner weißen Robe den dunkelblauen Überwurf der Kristalldrachen trug, erwartete sie. Der Ordensbruder war jedoch kein Ritter, sondern einer der Gelehrten, die in der Stammburg der Kristalldrachen in Agialon in großer Zahl lebten und dort das Wissen der Welt sammelten, katalogisierten und behüteten.
    »Bruder Lanfert.«
    »Herr Anreon.« Der Mönch deutete eine Verbeugung an. »Hiermit gebe ich Euch das Buch der Verbannung zurück, das Ihr aus der Feste Nyrdheim geborgen habt. Wir haben es studiert, so lange es uns möglich war, und versucht, die Worte der alten Sprache zu entschlüsseln, in der es einst verfasst wurde.« Er wandte sich um, schlug das Buch mit gewichtiger Miene auf und suchte eine Passage im hinteren Teil der Schrift heraus, bevor er dem Ritter bedeutete, näher zu treten.
    »Das Ritual ist kaum zu bewerkstelligen, wenn es über große Entfernung hinweg wirksam sein soll, doch einfach, wenn man der Kreatur, die man zu

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