Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
gestorben. Während vor den Toren der Festung das letzte Aufgebot der Menschen und Alben, die wie Tarean falschen Zeichen des Hexers gefolgt und in die Falle gelockt worden waren, verzweifelt gegen Calvas’ Wolflingheere gekämpft hatte, war Tarean in ein langes, erbittertes Duell des Willens gezogen worden. In dessen Verlauf hatte ihm der Dunkle nicht nur das ganze Ausmaß seines perfiden Plans offenbart, er hätte den Widerstand des Jungen auch beinahe mit der Enthüllung gebrochen, dass sein Vater keineswegs tot, sondern als gepeinigte Seele im Grimmwolf aufgegangen war.
    Doch so wie Iegi und die Vogelmenschen im letzten Moment als Retter in der Not aufgetaucht waren, um schließlich das Schlachtenglück auf der Ebene zum Guten zu wenden, so hatte das beherzte und selbstlose Eingreifen von Tareans Gefährten zum rechten Zeitpunkt die Klauen gelöst, die der Hexer hoch droben in seinem eisigen Thronsaal bereits um den Hals des Jungen geschlossen hatte. Zuletzt hatte Tarean beiden, dem Grimmwolf und seinem Meister, die machterfüllte, in weißem Drachenfeuer brennende Klinge Esdurials in den Leib gestoßen und so nicht nur Anreon von Agialon erlöst, sondern auch das Ende der beiden Ungeheuer herbeigeführt. Jetzt schmorte der Wolfsdämon in den unheiligen Tiefen der Dunkelreiche, und Calvas, der sechzehn Jahre lang seine Schreckensherrschaft über den Westen von Endar verbreitet hatte, lag tot und begraben unter den Trümmern von At Arthanoc, das nach der Schlacht von den Steinernen bis auf die Grundmauern geschleift worden war.
    Sechs Monde war das nun schon her.
    Nach dem Ende der Schlacht, nachdem die letzten Grawlrotten, deren Einigkeit sich gleichzeitig mit ihrem unirdischen Heerführer in heiße, rauchgeschwängerte Luft aufgelöst hatte, verjagt und die Gefallenen mit allen angemessenen Ehren bestattet worden waren, hatte Jeorhel, der Hochkönig von Albernia, Tarean angeboten, sich ihm und den Resten des Heeres anzuschließen und über den Drakenskal-Pass, Anfurt und Agialon marschierend ruhmreich in die Heimat zurückzukehren. Der Junge hatte sich eine Nacht Bedenkzeit ausgebeten, und während dieser Nacht hatte er festgestellt, dass er nach all den bestandenen Abenteuern überallhin wollte, nur nicht zurück ins Almental nach Dornhall. Wilfert war tot, vor At Arthanoc gefallen, und was war Dornhall schon ohne ihn? Der bescheidene Sitz des alternden Thans einer unbedeutenden Gemarkung am Rande der Zivilisation, eine kleine, sich selbst genügende Welt mit einfachen Menschen, die von alltäglichen Mühsalen geplagt werden.
    Tarean schnaubte und blies gleichzeitig einen Schweißtropfen davon, der sich an seiner Nasenspitze gebildet hatte, während er sich den Hang hinaufplagte. Obwohl er gerade als Kind in den ersten Jahren seines Exils auf Dornhall – in den Gängen und Hallen innerhalb der Mauern und den Wiesen und Wäldern um diese herum – ein für jene Zeit ungewöhnlich glückliches und behütetes Dasein geführt hatte, war ihm die Burg seines Ahns in den letzten Sommern kaum noch wie eine Heimat vorgekommen – und heute weniger denn je.
    Das hatte er auch Auril gesagt, als sie ihn in Gedanken versunken auf einem Hügel unweit des Heerlagers aufgespürt hatte. Daraufhin hatte ihn die Albin mit der Eröffnung überrascht, dass sich ihre Wege dann am nächsten Tag für einige Zeit trennen würden. Auf sein Nachfragen hatte sie ausweichend reagiert. Sie würde mit Bromm und dem Heer nach Cayvallon gehen, denn ihr Vater brauche sie dringend am Hofe des Hochkönigs.
    Ich brauche dich auch , hatte auf Tareans Zunge gelegen, doch er hatte gewusst, dass dies selbstsüchtig geklungen hätte, und stattdessen nur gefragt: »Wann werden wir uns wiedersehen?«
    »Spätestens nach der Schneeschmelze im Frühjahr« , hatte die Albin versprochen, doch bei den Worten hatte auf ihrem Gesicht eine so seltsame Trauer und Wehmut gelegen, dass Tarean ganz anders geworden war. Und als sie ihn dann plötzlich geküsst hatte, das erste Mal überhaupt und dabei mit einer Leidenschaft, als sei es zugleich das letzte Mal, hätte er sich am liebsten an sie geklammert und ihr gesagt, dass er alles tun wolle, sogar ins Almental gehen, nur um sie nicht zu verlieren.
    Doch er hatte es nicht getan.
    Und so hatten sich die Gefährten mit zahlreichen Treueschwüren auf den Lippen und der einen oder anderen heimlichen Träne im Augenwinkel getrennt. Kiesel war zurück nach Tiefgestein, in die Stadt der Unterirdischen, gegangen, und

Weitere Kostenlose Bücher