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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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glühend roten, lidlosen Augen schleuderte der Dunkle dem Jungen hasserfüllte Blicke entgegen, die mit eiskaltem Zorn in Seen aus flüssigem Licht erwidert wurden.
    »Das wirst du bereuen«, dröhnte der Titan.
    »Wir werden sehen«, gab der Junge zurück.
    Der Dunkle zischte wütend, hob den Stab und warf sich ihm entgegen. Krachend trafen die Waffen aufeinander, und sofort schloss er die mächtigen Arme um den schuppigen Leib des Feindes. Zur Antwort zuckte das sechsfach gehörnte Kristallhaupt des Jungen vor, und er versetzte dem Mann einen Schlag vor die Brust, der ihn erneut zurücktaumeln ließ. Doch diesmal gewährte der Dunkle ihm keine Atempause. Wieder und wieder drang er auf ihn ein, seine Pranken holten zu machtvollen Schlägen aus und fielen wie Hammerschläge auf ihn herab, und mit jedem Mal, da Klinge und Stab krachend aufeinanderprallten, stieg mehr schwarzer Qualm in die kalte Höhlenluft auf, verpestete sie mit fauliger, dunkler Magie und legte sich wie ein trüber Schleier auf sein strahlendes, gläsernes Schuppenkleid.
    Der Junge hustete, und für einen Herzschlag trübte sich sein Blick, als ihm das beißende Hexenwerk die Tränen in die Augen trieb. Er blinzelte, und diesen Moment nutzte der Titan, um einen donnernden Schlag auf seiner Schulter zu landen. Der Junge schrie auf und hätte beinahe das Schwert fallen lassen. Er spürte, wie sein Arm taub wurde, und als seine Klauen mit halber Kraft nach dem Ungetüm ausholten, fiel es dem Dunklen leicht, sie an seinem Stab harmlos abprallen zu lassen.
    »Du kannst nicht gewinnen«, grollte der Riese. »Du hast mich auch letztes Mal nicht alleine bezwingen können.«
    »Ihr unterschätzt die Macht des Schicksals. Deine Augen sehen viel und weit, doch die wahre Natur der Dinge wird dir stets verschlossen bleiben. Selbst wenn du mich jetzt besiegst, wirst du letztlich scheitern.«
    »Letzte Worte eines Todgeweihten!«
    Der Dunkle hob die Hand, sprach ein Wort der Macht, und die Faust des Titanen traf ihn mit furchtbarer Gewalt. Der Junge wurde zu Boden geworfen, und er fauchte gepeinigt, als er spürte, wie sich spitze Felsbrocken in sein Schuppenkleid bohrten. Er versuchte sich aufzurappeln, doch schon war sein Feind über ihm und schlug erneut zu. Und wieder. Und wieder.
    Scheppernd entglitt Esdurial seiner kraftlosen Rechten, und sofort ließ das gleißende Strahlen der Klinge nach, verging wie eine Flamme, der es an Nahrung mangelt. Der Junge lag mit dem Rücken halb auf einem der schwarzen, geborstenen Steinblöcke, und der massige Körper des Riesen nagelte ihn am Boden fest. Noch rangen sie miteinander, aber Zorn und Hass verliehen dem Dunklen übermenschliche Kräfte. Brüllend wuchtete er ihn in die Höhe und warf ihn mit aller Gewalt zu Boden.
    Ein heißer Schmerz durchflutete den Körper des Jungen, und es fühlte sich an, als sei sein ganzer Leib zerschmettert. Er zischte wütend , und der Widerstand brannte ungetrübt in seinen Augen. Doch seine Glieder waren gebrochen, und er war seinem Feind wehrlos ausgeliefert. Er wusste, dass er diesen Kampf verloren hatte.
    Ein letztes Mal hob er den Blick , während der Dunkle turmhoch über ihm aufragte, dann ballte der Herr der Tiefe die gewaltige Pranke und rammte sie dem Kristalldrachen durch die Brust direkt ins Herz. Das Licht Esdurials flackerte ein letztes Mal, dann erlosch es.

 
    1
    EIN PFAD IM NEBEL
    Majestätisch erhoben sich die gewaltigen Gipfel der Wolkenberge in den strahlend blauen Morgenhimmel. Die höchsten Grate der titanischen Felsmassive waren von weißen Schneefeldern bedeckt, die im gelben Licht der aufgehenden Sonne den Eindruck erweckten, als seien sie mit flüssigem Gold überzogen. Für gewöhnlich verirrte sich keine Menschenseele hinauf in diese einsamen Bergeshöhen, deren helles Gestein der Landschaft einst ihren Namen verliehen hatte. Doch an diesem Frühlingsmorgen erklomm eine einzelne Gestalt, geradezu winzig vor dem Panorama der stummen, steinernen Riesen, den unwegsamen Pfad an der Ostflanke des Shraikhar, des Hohen Wächters.
    Schon vor Tagesanbruch hatte Tarean die Vogelmenschenstadt Airianis auf dem Rücken eines Greifen verlassen und war über die stillen, von Nebel verhangenen Täler hinweggesegelt. Er hatte sich von dem Vogelpferd bis zu einem schattigen Tannenwäldchen bringen lassen, das ungefähr eine Meile oberhalb der wiesengrünen Talsohle lag. Dann war er abgestiegen, hatte den Greifen in dem Wissen zurückgelassen, dass ihn das treue, kluge Tier

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