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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Vater und letztlich auch an ihm verübt hatte. Zum Abschied hatte ihm Wilfert, der ehemalige Knappe seines Vaters, Esdurial, das magische Schwert Anreons, überreicht. Und so gewappnet war Tarean in die ihm fremde, weite Welt ausgezogen, in dem vielleicht vermessenen, vielleicht in seiner schlichten Reinheit bewundernswerten Glauben, vollbringen zu können, woran alle Helden in den letzten sechzehn Jahren gescheitert waren.
    Platschend trat der Junge mit dem linken Fuß in kühles Nass. Er fluchte leise und zog das Bein zurück. Er war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ihm der kleine, gurgelnde Gebirgsbach, der seinen Pfad kreuzte, gar nicht aufgefallen war. Unwillig schüttelte er seinen Stiefel und wandte gleichzeitig mit zusammengekniffenen Augen den Kopf, um sich zu orientieren. Saftige Bergwiesen erstreckten sich vor seinen Augen im strahlenden Sonnenschein bis ins Tal hinab und zogen sich gleichermaßen noch ein gutes Stück an den steilen Berghängen empor. Einige letzte, der wärmenden Sonne hartnäckig widerstehende Eisbrocken, Erinnerungen an einen bitterkalten Winter, wurden von einem Meer aus weiß-gelben Wildblumen umspült. Und hoch über den Wipfeln der Nadelhölzer, die auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht wuchsen, kreiste ein großer Vogel, doch gegen die Sonne, die ihn blendete, vermochte Tarean keine Einzelheiten zu erkennen. Wahrscheinlich ein Kronadler auf Beutesuche.
    Etwas voraus wurde das Gelände steiniger, und es schien dort eine Art Aufstieg zu geben, der auf beinahe direktem Weg zum Gipfel führte, welcher einige Hundert Höhenmeter über ihm aufragte. Dieser Pfad würde zweifelsohne schweißtreibender sein als der lange Weg entlang der Bergflanke, aber dafür auch deutlich kürzer.
    Der Junge zögerte einen Augenblick, dann wandte er sich den Felsen zu – nur um sich bereits nach fünf Schritten zu fragen, ob es eine so gute Wahl gewesen war, die er soeben getroffen hatte.
    Damals hatte der Weg klar vor ihm gelegen. Er war einfach losgezogen, immer nach Osten, ohne groß über die Widrigkeiten und Hindernisse nachzudenken, die ihm den Weg versperren mochten. Das hatte einige leichtfertige Entscheidungen und so manche brenzlige Situation zur Folge gehabt, aber im Grunde hatte Tarean das Gefühl, sich ganz wacker geschlagen zu haben. Zugegeben, er hatte Hilfe gehabt. Das Irrlicht Moosbeere, die Albin Auril, der Werbär Bromm und der in den Tiefen der Erde lebende Steinerne Kiesel waren ihm im Laufe seiner Reise begegnet und hatten sich rasch zu guten Freunden und treuen Gefährten entwickelt. Ohne ihren Beistand, dessen war er sich heute sicher, hätte er At Arthanoc vermutlich niemals lebend erreicht – oder vielleicht doch?
    Calvas hat doch nur mit dir gespielt … , flüsterte die hämische Stimme des Zweifels in Tareans Innerem, wie so oft, wenn er sich die Frage stellte, was er letztendlich eigentlich vollbracht hatte. Er hatte At Arthanoc erreicht, und er hatte Calvas herausgefordert. Doch dies war ihm nur möglich gewesen, weil genau das der Wille des Hexenmeisters gewesen war. Er hatte Tarean die Vision gesandt, er hatte Wilfert eingeflüstert, dem Jungen Esdurial zu überlassen, und er hatte Tarean und seine Begleiter zwar durch die von ihm unterworfenen Landstriche gejagt, sie aber niemals wirklich aufzuhalten versucht – zumindest waren das seine Worte gewesen. Was aber könnte passender sein, als dass mir der Erbe des Mannes, der mir einst den Weg geebnet hat, jetzt zum endgültigen Sieg verhilft? Darum war es dem Dunklen gegangen: den Jungen in seine Hände zu bekommen, um ihn dem Grimmwolf zu opfern, wie Jahre zuvor schon Tareans Vater.
    Tarean hätte bei dieser Konfrontation beinahe den Tod gefunden. Und wenn ich nicht aufpasse, ich törichter Narr, dann finde ich ihn hier und heute , fügte er über sich selbst erbost in Gedanken hinzu, als sich unvermittelt ein Stein unter seinem Fuß löste und er sich mit dem ganzen Körper an den Felsen pressen musste, um nicht abzurutschen. Das Gelände wurde nun zunehmend steiler und unwegsamer, sodass er sich mittlerweile auf allen vieren auf den Gipfel zubewegte. Aber Tarean war im Gebirge aufgewachsen und ein geübter Kletterer, und noch war der Weg nicht so abenteuerlich, dass er all seine Aufmerksamkeit erfordert hätte. Nein, ich werde heute nicht sterben , bekräftigte er lautlos, griff mit der Hand nach dem nächsten Felsvorsprung und zog sich entschlossen weiter.
    Er war schließlich auch damals nicht

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