Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
einem auffordernden Nicken, nachdem sie eine Weile die Blicke über den eindrucksvollen Aufmarsch hatten schweifen lassen. Sie lenkten ihre Reittiere den sanften Abhang hinab und ritten dann in einigem Abstand an den Reihen der Soldaten vorbei in Richtung der Spitze des Heereszuges.
Von denen, die sie bemerkten, wurde ihre Ankunft mit neugierigen Blicken verfolgt. Insbesondere Zaeena in ihrer schwarzen Rüstung und auf dem Rücken ihrer riesigen Katze erregte die Aufmerksamkeit der Alben. Aber auch die Vogelmenschen auf ihren Greifen sorgten für Gemurmel.
Iegi nickte denen, die ihn anstarrten, freundlich zu. Er fragte sich, ob wohl einige unter den Männern und Frauen waren, mit denen er bereits auf dem Schlachtfeld von At Arthanoc gekämpft hatte. Wenn ihr darauf hofft, dass erneut eine Armee aus Greifenreitern unvermittelt aus den Wolken stürzt, um euch zu helfen, muss ich euch diesmal enttäuschen. Callyn und ich sind die Einzigen, die kommen.
Er sah zu dem Taijirinmädchen hinüber. Iegi hatte Callyn geraten, sich ebenfalls ein bisschen in Pose zu werfen, um Eindruck zu machen, und sie hielt sich tapfer an seiner Seite, den Kopf hoch erhoben und das rote Gefieder etwas gespreizt. Eine leichte Röte auf Callyns Wangen und die Art, wie sich ihre Hände in Ro’iks Nackenfedern krallten, deuteten allerdings darauf hin, dass sie furchtbar aufgeregt war. So viele Fremde auf einem Haufen hatte sie zweifellos noch nie in ihrem Leben gesehen. »He«, rief Iegi und zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Keine Sorge. Die sind genauso sprachlos wie du. Und solange ich bei dir bin, kann dir gar nichts passieren. Ich passe auf dich auf, das habe ich doch versprochen.«
Obwohl Iegi Callyn damit eigentlich hatte beruhigen wollen, nahm die Röte in ihrem Gesicht nur noch zu. Sie schaute zu ihm hinüber und bedachte ihn mit einem schüchternen Lächeln, das wiederum dazu angetan war, Iegis Herzschlag zu beschleunigen. Bei den Lichtgefiederten, sie ist eine Schönheit , fuhr es ihm durch den Sinn. Es war nicht das erste Mal, dass ihm dieser Gedanke kam, seit sie sich kennengelernt hatten, und er musste sich geradezu zwingen, von unbedachten Handlungen abzusehen. Auril hatte ihm an ihrem gemeinsamen Abend im »Blauen Schwert« in Bristaja eingeschärft, Callyn Zeit zu lassen, denn schließlich war er der erste Taijirin, den sie seit dem Tod ihrer Eltern vor vielen Jahren zu Gesicht bekam. Dementsprechend hatte Iegi sich geschworen, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen und nichts zu überstürzen. Bisher war ihm das seiner Ansicht nach ganz passabel gelungen.
Von vorn näherte sich ihnen ein albischer Reiter, und der Prinz lenkte Ishilrin an die Seite von Hattson und Zaeena, um mitzubekommen, was gesprochen werden würde. Der Alb hob die Hand. »Ich grüße Euch. Seid Ihr gekommen, um Euch uns anzuschließen?«
»In der Tat«, erwiderte Hattson. »Außerdem würden wir gerne mit Hochkönig Jeorhel sprechen. Wir haben wichtige Kunde für ihn. Und abgesehen davon wird er sich wahrscheinlich freuen, den einen oder anderen von uns zu sehen.«
Der Alb hob in einem Ausdruck höflicher Verwunderung die Augenbrauen. »Tatsächlich? Wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?«
»Ich bin Hattson von Yelk, ein Kristalldrachenritter. Das sind meine Begleiter, Ritterin Zaeena Tsaar, Ritter Halfbadur von Bergspitze, Prinz Iegi von Airianis und Drachensteinwächter Janosthin Tiefenerz. Diese beiden sind Haffta und das Mädchen Callyn, die Ziehtochter Lord Brahes.« Er deutete der Reihe nach von einem zum nächsten.
Der Alb neigte beipflichtend den Kopf. »Nun, das ist wirklich eine außergewöhnliche Gemeinschaft und der Aufmerksamkeit des Hochkönigs mehr als würdig. Folgt mir.« Er wendete sein Pferd und ritt voraus. Iegi und die anderen schlossen sich ihm an. Der Taijirinprinz sah, dass die Miene von Aurils Mutter angespannt war, so als fürchte sie eine Konfrontation mit Jeorhel. Warum dem so war, wusste Iegi allerdings nicht. Halt, warte , schoss es ihm durch den Kopf. Erzählte Auril nicht, dass ihre Mutter ihren Vater im Stich gelassen habe und dass dieser später ein einflussreicher Mann am Hofe des Albenkönigs geworden sei? Wenn dem wirklich so war, gehörte Sinjhen zweifellos zum Tross Jeorhels. In diesem Fall stand ihnen möglicherweise ein aufregendes Wiedersehen bevor.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich an all den Fußsoldaten, Berittenen, Karren und Kutschen vorbei bis zur Spitze des Heeres vorgearbeitet hatten. Auf den
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