Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Hochkönigs von Albernia. Wenn wir uns auf Euer Wort verlassen können, so könnt Ihr Euch auf das unsere verlassen.«
In Gorrions dunklen Augen blitzte kurzes Erkennen auf, aber ansonsten ließ sich der Kapitän nichts anmerken. »Nun schön, das klingt nach einem annehmbaren Handel. Dennoch bräuchte ich einen gewissen … äh … Vorschuss, um Proviant für die Reise einzukaufen und meine Mannschaft auf die Fahrt einzustimmen.«
»Wie viel braucht Ihr?«, wollte Auril wissen.
Er sagte es ihr, und die Albin nickte. »In Ordnung.« Sie holte ihren aus dem Besitz Hattsons und Iegis aufgefüllten Geldbeutel hervor. »Aber versucht nicht, uns zu hintergehen. Ich bin ziemlich nachtragend.«
Gorrion legte eine Hand auf die Brust und machte ein gekränktes Gesicht. »Was denkt Ihr nur? Eure Worte rühren an einer Seite meines Inneren, auf der verletzter Stolz geschrieben steht. Ich will Euch wirklich helfen. Schließlich würde das Leben nur noch halb so viel Spaß machen, wenn Endar in der Finsternis versinkt.« Er verbeugte sich erneut und wedelte zum Abschied mit der Hand. »Die Sturmbraut liegt im Norden der Stadt am ersten Pier. Findet Euch dort morgen in aller Frühe ein. Dann legen wir ab.«
»Wir werden da sein«, versprach Tarean. »Und habt vielen Dank.«
Kapitän Gorrion machte auf dem Fuß kehrt und schlenderte pfeifend von dannen.
»Ich traue ihm nicht«, brummte Bromm, nachdem der Seefahrer außer Hörweite war. »Er wirkt wie ein Schurke.«
»Das ist wahr«, erwiderte Auril. »Und genau genommen traue ich ihm auch nicht. Aber manchmal verbirgt sich unter einem schurkischen Äußeren ein aufrichtiges Herz. Wir beide sind der lebende Beweis. Abgesehen davon fürchte ich, dass er unsere einzige Hoffnung ist, diesen Ort hier zu verlassen.«
Sie drehten sich wieder um und blickten aufs Meer hinaus. Als die Sonne versank, kam ein kalter Wind auf, und Tarean hatte das unbestimmte Gefühl, dass das Wetter schlechter werden würde.
Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, und er schien sie nicht mehr schließen zu wollen. Vor drei Tagen hatten sie Bristaja verlassen, und seit gestern Mittag regnete es beinahe ohne Unterlass. Ihren Reittieren schien das – abgesehen von Grinjah, der ein wenig gereizt wirkte – kaum etwas auszumachen. Die Stimmung der Reiter war weniger gut. Halfbadur hatte seine Wolldecke über den Kopf gezogen und nippte auffällig oft an seinem Silberfläschchen. Zaeena starrte finster unter ihrer Helmkrempe hervor, während Wasser in einem steten Rinnsal über ihre Plattenteile lief und von den breiten Schulterstücken tropfte. Iegi hatte seine Flügel so gespreizt, dass die wasserabweisenden Federn seinen Körper halbwegs beschirmten, und Callyn, der dieser Trick offenbar unbekannt gewesen war – in den Räumen von Nyrdheim hatte es eher selten geregnet –, hatte es ihm kurz darauf etwas unbeholfen nachgemacht. Einzig Hattson und Haffta wirkten von dem Wetter unbeeindruckt. Der breganorische Ritter hatte die letzten siebzehn Jahre in Rûn verbracht und war Regentage daher gewöhnt, und die Grawlfrau besaß eine so dicke Haut, dass es mehr brauchte als ein bisschen Wasser von oben, um ihre Laune zu trüben.
Dabei gab es für die Gefährten, einmal abgesehen vom Wetter und dem Umstand, dass sie in den Krieg zogen, keinen Grund, unzufrieden zu sein. Am Morgen hatte Iegi einen Erkundungsflug unternommen und dabei in der Ferne nicht nur die Handelsstraße ausgemacht, sondern auch das Heer des Hochkönigs, das sich im Eilmarsch nach Süden bewegte. Es lagen nur noch wenige Meilen zwischen ihnen und ihren albischen Verbündeten, und Hattson, der die Führung ihrer kleinen Gruppe übernommen hatte, trieb sie unerbittlich voran.
Schließlich erreichten sie einen Hügelkamm und erblickten den Heereswurm, der sich auf der Straße durch das ockerfleckige Braun der regennassen Steppe wand. Seit dem Abmarsch aus dem Almental hatte er noch spürbar an Größe gewonnen, was vor allem auf agialonische Gardisten sowie einen großen Trupp Alben und Menschen zurückzuführen war, die sich nahe Anfurt Jeorhels Mannen angeschlossen hatten. Gut fünftausend Männer und Frauen aus Albernia, Breganorien und Thal gehörten mittlerweile zum Gefolge des Hochkönigs. Einige weitere Hundert liefen oder ritten den Kriegern ungeordnet und in einigem Abstand nach, wobei es entweder reine Abenteuerlust war oder die Hoffnung auf Beute, die sie antrieb.
»Stellen wir uns Jeorhel vor«, entschied Hattson mit
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