Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
sich Silas gewünscht, diese hohen Herren wären nicht allein, sondern mit ein paar weiteren Hundert Gefolgsleuten eingetroffen.
An diesem Morgen war Silas dann nach dem Aufstehen eingefallen, dass doch Tarean irgendwie mit dem Prinzen der Vogelmenschen befreundet war – zumindest hatten das einige Heimkehrer des Calvas-Feldzugs erzählt. Er fragte sich, ob das bedeutete, dass der zum Schwarzärgern berühmt gewordene Sohn des Fluchbringers sich irgendwo in der Nähe herumtrieb. Wahrscheinlich reitet er ganz vorn an der Seite Hochkönig Jeorhels, die Nase erhoben und die Hand auf dem Knauf seines ach so wundersamen Zauberschwertes , dachte der rothaarige Junge missmutig.
Diesen Gedanken wälzte er noch immer in seinem Kopf herum, als auf einmal Unruhe entstand und der gesamte Heereszug unter lautem Rufen zum Anhalten aufgefordert wurde. Neugierig reckte sich Silas in seinem Sattel empor. »Was ist denn nun los?«
»Truppen aus Durai, Herr. Sie versperren uns den Weg.« Der albische Späher wirkte ein wenig unglücklich, so als fürchte er, der Hochkönig werde ihn persönlich für diese schlechte Nachricht verantwortlich machen.
Doch Jeorhel war kein Mann, der Boten umbrachte. »Wie viele Männer?«, fragte er nur ruhig.
»Ich schätze, etwa fünfhundert.«
»Damit sind sie uns mehr als zehn zu eins unterlegen, sollten sie versuchen, uns aufzuhalten«, knurrte Marschall Urbas von der Agialonischen Garde.
»Wir sind nicht gekommen, um gegen das nondurische Reich Krieg zu führen, Marschall«, stellte Jeorhel klar. »Wir sind hier, um zu helfen.« Er wandte sich an Aurils Vater. »Sinjhen, nehmt zwei Männer und sucht den nondurischen Heerführer auf. Sagt ihm, ich möchte mit ihm sprechen.«
Der Angesprochene nickte und wollte soeben zwei Soldaten zu sich winken, als ihn Aurils Mutter aufhielt. »Warte. Nimm Hattson und mich mit. Es kann nicht schaden, ein wenig Eindruck zu schinden. Zwei Kristalldrachenritter sollten hierfür genau das Richtige sein, zumal die Kristalldrachen selbst an der Seite der Nondurier kämpfen.«
»Ich komme auch mit«, rief Iegi.
»Das kann ich Euch nicht erlauben«, widersprach Jeorhel. »Ihr seid der Erbe eines Reiches. Botengänge sind unter Eurer Würde.«
Der Taijirinprinz grinste. »Ich werde keinem verraten, wer ich bin. Aber wenn wir den Anschein erwecken, eine Vielvölkerstreitmacht zu sein, die für Endar kämpft und nicht für Albernia, dürfte das die Nondurier nur noch mehr beeindrucken. Außerdem bin ich ein alter Bekannter von General Jaular – mehr oder weniger zumindest. Vielleicht ist das ganz nützlich.«
»Also gut«, gab der Hochkönig mit einem Nicken sein Einverständnis.
Zu viert ritten sie los, durch das nasse gelbbraune Steppengras. Der Regen hatte in den frühen Morgenstunden zwar aufgehört, aber der Himmel war noch immer voll dunkelgrauer Wolken. Gleichzeitig herrschte bereits jetzt eine dumpfe, drückende Schwüle, die geradezu nach einem reinigenden Gewitter schrie. Es war kein guter Tag, um zu kämpfen – vom Sterben ganz zu schweigen. Iegi hoffte, dass die Nondurier das genauso sahen.
Die Verteidiger von Durai – denn dafür hielten sich die nondurischen Truppen zweifellos – hatten sich nördlich der Metropole aufgestellt und versperrten somit die Handelsstraße, die am östlichen Rand von Durai vorbeilief und dann den Abidhar überquerte. Es handelte sich überwiegend um Fußtruppen, verstärkt durch ein paar Reiter. Flugschiffe hatten die Hundeköpfigen nicht aufgeboten. Das wollte in Nondur, und insbesondere in Durai, etwas heißen. Entweder hielten die Verteidiger der Stadt einen Teil ihrer Streitkräfte zurück, oder aber alle verfügbaren Einheiten waren nach Süden geschickt worden. Das hielt Iegi für wahrscheinlicher.
Er erinnerte sich noch gut an seinen letzten Besuch vor einigen Monden. Damals waren sie auf der Flucht vor den Goldenen Klingen gewesen, Söldnern in den Diensten des Geistes von Calvas, und ihre spektakuläre Bruchlandung mitten auf dem Marktplatz hatte für einiges Geschrei gesorgt. Vielleicht war es doch nicht so klug, dass ich mitgeritten bin. Möglicherweise erinnert sich noch jemand daran , dachte er mit leichtem Unbehagen. Andererseits hatten sie wirklich kaum Schaden angerichtet, obwohl Ardos Flugschiff über Ziegeldächer gehüpft war wie ein flacher Stein über eine glatte Seeoberfläche und am Ende sogar ein Bethaus durchbrochen hatte. Außerdem sah in den Augen der Nondurier sicher ein Taijirin aus wie
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