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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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er so stark in blaugoldenem Licht, dass es schwer zu sagen war, ob sich unter der Aura tatsächlich ein Leib aus Fleisch und Blut befand oder ob das Geschöpf – in einer Art Umkehrung eines Dunkelgeists – vollkommen aus Licht bestand. Der Hüne stieg ans Ufer und öffnete dabei die Augen. Seine Pupillen strahlten so weiß wie frisch gefallener Schnee, die kaum dunklere Iris wies goldene Sprenkel auf. In einer beiläufigen Bewegung hielt er den rechten Arm in die Luft, und aus dem Nichts wuchs ein blau loderndes Flammenschwert, das sich selbst hinter Hattsons Langschwert nicht zu verstecken brauchte.
    Als er am Ufer angekommen war, blieb er dort stehen. Seine Aura verebbte ein wenig und enthüllte einen muskelbepackten, golden schimmernden Körper, der völlig nackt war, aber keinerlei Geschlechtsmerkmale aufwies. Die strahlenden Augen des Riesen suchten die Lichtung ab und verharrten auf Tarean und seinen Freunden.
    »Oh, oh, das riecht nach Ärger«, entfuhr es Bromm.
    »Ich bin der Arkont, der Wächter dieses Ortes«, sprach der Hüne mit dunkler, volltönender Stimme. »Was ist euer Begehr?«
    Auril bedeutete Tarean mit einer Geste, das Antworten zu übernehmen.
    Der Junge räusperte sich, um den Kloß in seiner Kehle zu lösen, und trat vor. »Mein Name ist Tarean, und das sind meine Gefährten, Auril, Bromm und Moosbeere. Wir kommen aus den westlichen Reichen und ersuchen um eine Audienz beim Ersten Licht – also, falls wir hier richtig sind.« Er räusperte sich erneut.
    »Ihr seid dem Sanktuarium des Ersten Lichts nahe.« Der Arkont neigte den Kopf in Richtung der muschelartigen Felsformation. »Dorthin müsst ihr gehen.«
    »Und … äh … dürfen wir einfach so passieren? Du willst uns keinerlei weitere Fragen über unsere Absichten stellen?« Das schien beinahe zu leicht.
    »Das Erste Licht kennt eure Absichten. Ihr dürft passieren, wenn ihr dies wünscht. Geht durch den Nebel und folgt dem Weg, der euch in die Tiefe des Sanktuariums führt.« Der Wächter rührte sich nicht von der Stelle, aber er machte auch keine Anstalten, ihnen den Weg zu versperren, als Tarean schulterzuckend einen Blick mit den anderen wechselte und sie anschließend in den Dunst hineinwateten, der sich als kaum knietief erwies.
    Plötzlich vernahmen sie ein höchst unerwartetes Geräusch. »Hilfe«, schrie ein dünnes Stimmchen hinter ihnen im Farnwald. »Ich werde von Ungeheuern angegriffen. Hilfe.« Ein mehrstimmiges, aufgeregtes Quäken untermalte die Rufe.
    Tarean blieb stehen. »Hört ihr das?«
    Auril verharrte neben ihm. »Ja.«
    »Wir müssen ihm helfen!« Der Junge machte kehrt und watete zum Ufer zurück.
    »He, was ist mit dem Ersten Licht? Tarean, eine ganze Welt steht auf dem Spiel.«
    »Und was für eine Welt wäre das, wenn niemand einem Bedrängten in der Not beisteht?«, gab Tarean zurück.
    »So hilf mir doch jemand!«, schien das Stimmchen die Worte des Jungen zu bekräftigen.
    »Auril, wir müssen es zumindest versuchen.«
    »Na schön«, lenkte die Albin ein. »Du gehst mit Moosbeere und suchst das Erste Licht auf. Bromm und ich kümmern uns um diese Ungeheuer.« Sie zog ihre Schwerter und machte Anstalten, ans Ufer zu steigen, doch der Wächter hielt sie auf. »Nein«, sagte er. »Entweder sucht ihr alle das Sanktuarium auf oder niemand.«
    »Sagt wer?«, fragte Auril mit finsterer Miene.
    »Ich«, erwiderte der Arkont. »So lautet das Gesetz.«
    »Was für ein unsinniges Gesetz ist das denn?«, brauste die Albin auf. »Ich …«
    »Auril«, unterbrach sie Tarean. »Es hat keinen Sinn, sich mit dem Wächter zu streiten. Lass uns gemeinsam nachsehen, was dort hinten vor sich geht. Hinterher kehren wir an diesen Ort zurück. Auf einige Augenblicke mehr oder weniger kommt es sicher nicht an. Das stimmt doch, oder?« Er blickte den Riesen fragend an.
    Der Wächter bedachte ihn mit einem nicht zu deutenden Blick. »Wir werden sehen«, erwiderte er.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ich werde entscheiden, ob ich euch passieren lasse, wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Hilfe! Ist denn niemand hier?«, drang das Stimmchen erneut aus dem Wald und erinnerte sie daran, dass dies wahrlich nicht der richtige Zeitpunkt für lange Erwägungen war.
    »Gut, von mir aus«, sagte Tarean daher, stieg aus den weißen Schwaden und rannte los. Auril, Bromm und Moosbeere eilten hinter ihm her.
    Sie mussten nicht lange suchen, um den Urheber der Hilferufe zu finden. Nachdem sie etwa hundert Schritt durch den Nebel gerannt waren

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