Target 5
Reedereikontor enden.«
»Besser als eine Leiche auf dem Boden der. Eisberg-Gasse.«
»Sie fährt raus«, sagte Papanin. »Der andere Eisberg, den wir auf der Luftaufnahme gesehen haben, muß sich losgelöst haben.«
Der Sibirier stand auf der Brücke der Revolution und beugte sich über die Manschette des Radarschirms, wobei er seinen Kopf fast ganz hineinsteckte. Der grünliche Schimmer des Schirms fiel auf das glatte Gesicht, den kahlrasierten Kopf und seine Hände und verwandelte ihn in ein grünes Gespenst.
»Wie lange noch?« fragte Kramer nervös.
Papanin blickte kurz vor dem Radarschirm auf und schaute zu Tuchewsky, der auf der anderen Seite der Brücke stand und – die Hände hinter sich verschränkend – Papanin den Rücken zuwandte. »Sie können jetzt Ihre Maschinen starten«, rief Papanin ihm zu. »Ab sofort können wir sie mit dem Radar verfolgen.« Er konzentrierte sich wieder auf die Manschette, während er Kramers Frage beantwortete. »Bis Mitternacht schätze ich – bis Mitternacht wird alles vorbei sein.«
Die Elroy dampfte auf südlichem Kurs die Eisberg-Gasse hinunter. Ihre Motoren liefen mit halber Kraft. Ihr Bug glitt durch das milchige Wasser; sie war hell erleuchtet. Es gab jetzt eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Position genau festzustellen: Ihr kräftiges Nebelhorn dröhnte pausenlos, ein tiefes, trauriges Tuten, das über den Ozean widerhallte, und der Widerhall war von Bedeutung. Denn irgendwo in dem Nebel mußte es Wände geben, Wände aus Eis, von denen das Echo abprallte.
Vier Männer, durchgefroren und vor Kälte erstarrt, standen am Bug und versuchten, ständig in Bewegung zu bleiben. Nur Beaumont rührte sich kaum, sondern starrte unentwegt durch sein Fernglas und suchte die See ab. Hinter ihnen knirschten Schritte.
»Kaffee für euch…«
Da Silva und Borzoli gossen ihnen aus einer Thermosflasche dampfenden Kaffee in Pappbecher, aber als sie ihn hinunterschluckten, war der Kaffee lauwarm. Der Obermaat schickte Borzoli zurück auf seinen Posten in der Nähe des Floßes und bat den Beobachter, achtern backbord etwas zu überprüfen, bevor er sprach. »Schmidt hat das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.«
»Freut mich, daß wenigstens einer glücklich ist«, meinte Beaumont.
»Bis jetzt läuft alles ganz glatt.«
Beaumont sagte nichts, trank seinen Kaffee aus und hob wieder das Fernglas an die Augen. Seine Arme waren vom Hochhalten des Glases ermüdet, seine Augen schmerzten von der Kälte und von dem fortwährenden Schauen durch die Linsen. Eine eineinhalb Kilometer lange, schmale Fahrrinne lag vor ihnen, eine ruhige, mondbeschienene See. Dahinter verlor sich alles im Nebel. Auf der Backbordseite tauchte ein riesiger Eisberg auf, ein häßliches Monstrum mit einem Plateau. Vor Steuerbord lag eine große Nebelbank, ein dichter Schleier, der fast siebzig Meter hoch über dem Ozean hing und, soweit sie sehen konnten, sich die ganze Länge der Fahrrinne entlangstreckte.
»Nichts zu sehen auf dieser Seite«, meldete Da Silva, als Beaumont sein Glas auf die Nebelbank richtete. »Nur ein Haufen Nebel.«
»Ist die Funkstörung noch so stark wie bisher?« erkundigte sich Beaumont.
»Noch stärker. So schlimm wie noch nie.«
»Das bedeutet, daß wir sehr nah an der Störungsquelle sind.«
Die Elroy kam dem Engpaß, der von dem großen Eisberg backbord und der Nebelbank steuerbord gebildet wurde, immer näher und änderte geringfügig den Kurs, um genau durch die Mitte zu fahren. Das Eis unter Graysons Stiefeln knirschte; er bewegte seine gefühllos gewordenen Füße. Langer versuchte sich aufzuwärmen, indem er die Arme um seinen Körper schlug. Hinter ihnen knallte eine Tür zu; Da Silva war auf die Brücke zurückgegangen; jetzt waren sie mit dem wachhabenden Matrosen allein.
Langer beobachtete Beaumont, der mit dem Ellbogen auf der Reling lehnte, durch das Glas starrte und es dabei langsam nach Steuerbord schwenkte. Offensichtlich irritierte Beaumont die riesige, undurchdringliche Nebelbank. Sie war jetzt weniger als fünfhundert Meter entfernt und zwang die Elroy in den Engpaß zwischen sich und dem Eisberg.
»Was ist das in dem Nebel weiter südlich vor Steuerbord?« rief Grayson.
Beaumont hatte die große Masse schon im Visier, die wie ein schwimmender Felsen aus dem Nebel kam. Es war der Hohleisberg, der ihnen einen trügerischen Eindruck von festen Klippen bot. Sie waren jetzt in dem Engpaß mit dem Plateaueisberg backbord angelangt.
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