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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ihn nicht gehört hat. Ich habe ihn nicht nur gehört – ich glaube, ich habe ihn ganz kurz gesehen, als der Nebel sich einige Sekunden lang verzog.«
    »Und das bedeutet, daß Papanin weiß, wo wir sind?«
    »Ich fürchte – ja. Mit der Zeit – wann auch immer – werden wir es wissen, vielleicht, wenn der Hohleisberg sich löst.«
    Der Hohleisberg brach irgendwann am Freitag, den 25. Februar, los. »Ungefähr zweiundzwanzig Uhr…«, berichtete das Logbuch. Sein Abzug war nicht spektakulär; es gab kein Entzweireißen von Eis und keine Überflutung. Es gab einfach ein lautes, erschreckendes Krachen, bei dem allen an Bord der Puls stockte. Von seinem Posten hinten auf der Brücke sah Da Silva, was geschehen war. Die große Spier, die sich in die Bucht hineingezwängt hatte, war auseinandergebrochen; der Hohleisberg, noch intakt, löste sich vor dem Eingang der Bucht. Da Silva schaute ihm nach. Und wie ein halbuntergetauchtes Ungeheuer folgte der riesige, abgebrochene Spier im Sog dem Haupteisberg.
    Als Schmidt, zusammen mit Beaumont, die Brücke erreichte, hatte sich der Anblick, an den sie sich gewöhnt hatten – die umschlossene Lagune mit dem hochaufragenden Felsen auf der anderen Seite – verändert. Der Ausgang stand wieder offen. Dahinter war der Koloß in dem sich zusammenballenden Nebel kaum noch sichtbar. Er verschwand ganz, während sie zuschauten. Schmidt erlaubte sich ausnahmsweise einen Ausdruck des Gefühls: Er atmete geräuschvoll aus.
    »Das wär’s. Wir starten, sobald ich die Schraube in Bewegung kriege – egal, was da draußen auf uns wartet.«
     
     
    Die Situation in der Eisberg-Gasse – soweit sie bekannt war – hatte Leonid Breschnew in Moskau seit Tagen verfolgt, immer besorgt, daß etwas geschehen könnte, was den Besuch des amerikanischen Präsidenten im Mai in der russischen Hauptstadt verhindern würde. Plötzlich war jede Verbindung mit Oberst Papanin abgebrochen: Die Funkstörung, die die Elroy so wirkungsvoll isolierte, schnitt auch die Revolution von der Außenwelt ab.
    Am Freitag, den 25. Februar 1972 – während der amerikanische Eisbrecher noch an Bord seines Riesentransporters driftete –, beriet sich Breschnew zweifellos mit Marschall Andrej Gretschko, und der sowjetische Verteidigungsminister entschloß sich zu einem Ablenkungsmanöver. Er wollte irgend etwas finden, um gewisse Journalisten, die Gerüchten über Ereignisse in der Arktis nachgingen, auf andere Gedanken zu bringen. Ganz gleich, was kam – die Krise durfte in der Weltpresse nicht erwähnt werden, und deswegen passierte etwas anderes – etwas, das nah genug bei der Eisberg-Gasse geschah, um die Gerüchte plausibel zu machen, aber weit genug entfernt, um die Aufmerksamkeit von den Ereignissen abzulenken, die sich Hunderte von Kilometern weiter nördlich abspielten.
    Die Times vom Mittwoch, dem 1. März, veröffentlichte den ersten Bericht, der überschrieben war:
     
    Washington, 29. Februar
    Ein havariertes sowjetisches Unterseeboot, das vier Tage lang in einem schweren nordatlantischen Sturm bei Windstärke 8 trieb, wurde heute von einem russischen Schlepper ins Schlepptau genommen, wie ein Sprecher der amerikanischen Marine bekanntgab.
    Starker Seegang… der sich inzwischen wieder gelegt hat, erschwerte es dem Schlepper, eine Schleppleine auf das Schiff zu werfen, das neunhundert Kilometer nordöstlich von Neufundland liegt.
    Das U-Boot, das zu der ›Hotel‹-Klasse gehört, hat eine neunzigköpfige Crew an Bord. Es wurde zuerst von einem Aufklärungsflugzeug des amerikanischen Stützpunktes Keflavik auf Island gesichtet…
    Weitere sowjetische Schiffe, der Tanker Liepaya und der Fischverarbeitungstrawler Ivan Chigrin, sind ebenfalls unmittelbar in das Gebiet vorgestoßen.
    Die Ursache für die Manövrierunfähigkeit des sowjetischen Schiffes ist bisher unbekannt.
     
     
    Obwohl die Zeitungen der Welt voll von Berichten über die Rückkehr des amerikanischen Präsidenten von seinem kürzlichen Besuch in Peking waren, erschien der Bericht über das sowjetische Unterseeboot, das knapp der Katastrophe entronnen war, in vielen Zeitungen, zusammen mit Luftaufnahmen, die angeblich das in Not befindliche Schiff zeigten, das in fünfzehn Meter hohen Wellen trieb und von stürmischem Wind hin und her gepeitscht wurde. Das Ablenkungsmanöver funktionierte – nicht eine Zeile wurde über die vermißte Elroy geschrieben, die längst auf ihrem Weg durch den St.-Lawrence-Strom zu ihrem Heimathafen Milwaukee

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