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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Beaumont sah kurz zur Nebelbank hinüber. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Der Bug der Revolution durchbrach den Nebel und steuerte wie ein Schlachtschiff auf sie zu.
     
     
    »Das amerikanische Schiff steuert direkt Süd.«
    »Halten Sie sich bereit«, befahl Papanin Tuchewsky.
    Die Revolution war vom Nebel verschluckt, der direkt vor dem Brückenfenster hing. Tuchewsky neigte sich tiefer über den Radarschirm, beobachtete das Schattenbild und entdeckte plötzlich die sich nähernde Elroy. Er mußte Maßarbeit leisten – er mußte ein riesiges Schiff genau im richtigen Augenblick aus dem Nebel bringen –, wenn er nicht versagen wollte.
    »Kurs beibehalten«, befahl er dem Seemann.
    Die Revolution kroch mit niedrigster Geschwindigkeit vorwärts. Das Dröhnen ihrer Motoren wurde vom Nebel gedämpft. Ihr Kurs mußte der Elroy den Weg abschneiden. Tuchewsky blickte unentwegt auf das Schattenbild. Sein Gesicht glänzte von Schweiß; sein Bart war feucht. Er mußte die Geschwindigkeit der Elroy, seine eigene Geschwindigkeit und die Entfernung, die sie trennen würde in dem Augenblick, in dem sie sich gegenseitig entdeckten, einkalkulieren. Er spürte die Anwesenheit des Sibiriers hinter sich.
    »Sie müssen sie mittschiffs rammen…«
    Der Abtaststrahl in der Manschette zeichnete ununterbrochen Lichtpunkte auf, die laufend die Position der Elroy vermittelten, die sich der Durchfahrt zwischen Nebelbank und dem Eisberg näherte. Tuchewsky hörte Papanins Stiefel ruhelos hin und her tappen. »Sind wir nicht zu langsam?«
    »Wollen Sie, daß wir zu früh aus dem Nebel kommen?«
    Auf der Revolution herrschte völlige Dunkelheit, kein einziges Licht brannte, aber Papanins Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Das Schiff kroch weiter vorwärts. Er konnte gerade noch die Fensterrahmen und etwas Fahles, Verschwommenes dahinter erkennen. Sie hätten in einem vernebelten Hafen sein können, so glatt war die See, so ruhig das Summen der langsam drehenden Schiffsmotoren.
    »Momentane Geschwindigkeit beibehalten«, sagte Tuchewsky eintönig.
    »Wie lange noch?« wollte der Sibirier wissen.
    »So lange wie nötig.«
    Papanin kochte, sagte aber nichts. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie mußten das amerikanische Schiff beim ersten Anlauf zerstören. Ein vernichtender Schlag aus dem Nebel heraus, Stahl gegen Stahl, den Bug der Revolution in die Steuerbordseite der Elroy hineinbohren, die Elroy glatt durchtrennen. Er stellte sich vor, wie es sein würde – das russische über dem amerikanischen Schiff, es untertauchend, das zerbrochene Heck zu seiner Linken, der zerstörte Bug zu seiner Rechten. Welcher Teil, fragte er sich, würde wohl zuerst untergehen?
    »Papanin, gehen Sie zum hinteren Teil der Brücke! Halten Sie sich an der Reling fest!«
    Der Sibirier folgte der Aufforderung und hielt sich mit beiden Händen fest, während der Schiffsführer, einer von Papanins Mannschaft, das Steuerrad fester griff. Papanin schaute auf den Nebel vor der Brücke. Wenn es heller wurde, würden sie aus dem Nebel sein und die Elroy vor ihrem Bug sehen. Warum erhöhte Tuchewsky nicht die Geschwindigkeit? Der Kapitän ging vom Radarschirm weg und drückte den Stellhebel auf ›halbe Fahrt‹. Dann ging er zum Radarschirm zurück.
    »Gegenwärtigen Kurs beibehalten.«
    Ein schwach flackerndes Licht war durch das Brückenfenster zu sehen. Der Nebel lichtete sich, während das Motorengeräusch lauter wurde. Auf der Brücke war es sehr warm, und Papanin wischte sich mit einer kurzen Bewegung den Schweiß von der Stirn. Das Klagelied des Nebelhorns der Elroy, das sie schon früher gehört hatten, wurde sehr laut, es war direkt vor ihnen. Tuchewsky blickte weiter auf den Radarschirm und betete. Dann waren sie aus dem Nebel heraus.
    Mondlicht überflutete die Brücke. Die Lichter der Elroy waren blendend hell, direkt vor ihnen. Die Bugwelle der Revolution breitete sich mit der gesteigerten Geschwindigkeit weiter nach Backbord und Steuerbord aus. Der Rumpf des Eisbrechers raste ihnen entgegen. Tuchewsky hielt sich am Radarschirm fest und starrte aus dem Fenster. Nie zuvor hatte er sich mit solcher Intensität auf einen Radarschirm konzentriert – und er hatte alles richtig berechnet. Oder doch nicht? Schneller, um Gottes willen! Er betete, daß der Kapitän der Elroy rechtzeitig reagieren würde, und er versuchte, diesen Befehl dem Gehirn des Amerikaners einzugeben. Geschwindigkeit heraufsetzen! Geht aus dem Weg! Ich gebe euch eine

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