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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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die Frau mit Gewalt holt. Aber durfte er sich von Regeln der Tiere leiten lassen? War er nicht ein Mensch? Was taten diese in solchen einem Fall? Er war verwirrt, denn er wußte es nicht.
    Er wünschte sich, das Mädchen fragen zu können, doch er gelangte zu der Einsicht, daß sie diese Frage durch ihr vergebliches Bemühen, sich ihm zu entwinden und ihn zurückstoßen, bereits beantwortet hatte.
    Inzwischen hatten sie ihr Ziel erreicht, und Tarzan von den Affen ließ sich mit Jane in den starken Armen behend auf den dichten Rasen der Arena fallen, wo die großen Affen beratschlagt und den wilden Tanz des Dum-Dum getanzt hatten.
    Obwohl sie viele Meilen zurückgelegt hatten, war noch immer Nachmittag und das Halbrund in gedämpftes Licht getaucht, das durch das dichte Laubdach über ihren Köpfen drang.
    Die Grasfläche sah weich, kühl und einladend aus. Die unzähligen Geräusches des Dschungels schienen weit entfernt und auf das bloße Echo verworrener Laute reduziert zu sein, die an- und abschwollen wie die Brandung einer fernen Küste.
    Ein Gefühl traumhaften Seelenfriedens überkam Jane, als sie ins Gras sank, wo Tarzan sie niederließ, und als sie aufblickte und die riesige Gestalt über sich sah, trat ein starkes Empfinden vollkommener Sicherheit hinzu.
    Sie beobachtete ihn unter halb geschlossenen Lider, wie er über die kleine, halbrunde Lichtung auf die Bäume an der anderen Seite zuging, und sah die anmutige Haltung, die vollendete Symmetrie seiner beeindruckenden Gestalt und die Art, wie sein wohlgeformter Kopf auf den breiten Schultern ruhte.
    Was für ein vollkommenes Wesen! Unter diesem gottgleichen Äußeren konnte sich keine Grausamkeit oder niedrige Gesinnung verbergen. Nie hat je ein Mensch solcherart den Fuß auf diese Erde gesetzt, seit Gott den ersten nach seinem Ebenbild schuf, dachte sie.
    Mit einem einzigen Satz war Tarzan in den Bäumen verschwunden. Sie wunderte sich, wohin es ihn trieb. Wollte er sie in dem einsamen Dschungel ihrem Schicksal überlassen?
    Besorgt blickte sie um sich. Jede Liane und jeder Busch wirkten wie ein Versteck, hinter dem irgendein großes und schreckliches Tier auf der Lauer lag und darauf wartete, die blitzenden Zähne in ihr weiches Fleisch zu schlagen. Jedes Geräusch kam ihr wie das unsichtbare Anschleichen einer gefährlichen, bösen Kreatur vor.
    Wie anders war jetzt alles, da er sie verlassen hatte!
    Wenige Minuten erschienen der verängstigten Frau wie Stunden, sie saß, die Nerven zum Zerreißen gespannt, und wartete darauf, daß das lauernde Etwas zum Sprung ansetzen und ihrer düsteren Vorahnung ein jähes Ende bereiten würde.
    Fast betete sie, die furchbaren Zähne würden ihr möglichst bald zu Bewußtlosigkeit verhelfen und die qualvolle Furcht beenden.
    Da hörte sie plötzlich ein leichtes Geräusch hinter sich. Mit einem Schrei sprang sie auf und wandte sich dem vermeintlichen Ende zu.
    Da stand Tarzan, über und über mit reifen, süßen Früchten beladen. Jane taumelte und wäre gefallen, hätte er seine Last nicht fallen lassen und sie aufgefangen. Sie verlor nicht das Bewußtsein, klammerte sich aber fest an ihn und zitterte und bebte wie ein verängstigtes Reh.
    Tarzan strich ihr sanft übers Haar und versuchte, sie zu trösten und zu beruhigen, wie Kala es mit ihm getan hatte, wenn Sabor, die Löwin, oder Histah, die Schlange, ihn, den kleinen Affen, zu Tode erschreckt hatten.
    Einmal drückte er seine Lippen leicht auf ihre Stirn, und sie bewegte sich nicht, schloß nur die Augen und seufzte.
    Sie konnte ihre Empfindungen nicht analysieren, ihr war auch gar nicht daran gelegen, es zu versuchen. Sie gab sich voll der Sicherheit dieser starken Arme hin und war’s zufrieden, ihre Zukunft dem Schicksal zu überlassen; schließlich hatten die letzten Stunden sie gelehrt, dieser seltsamen, wilden Kreatur des Waldes in einem Maße zu vertrauen, wie sie es nur bei wenig Menschen ihres Bekanntenkreises tun würde.
    Als sie sich der Absonderlichkeit dessen bewußt wurde, dämmerte ihr ganz langsam die Erkenntnis, daß sie möglicherweise etwas kennengelernt hatte, von dem sie zuvor wirklich keine Ahnung hatte – die Liebe. Sie wunderte sich darüber, dann mußte sie lächeln.
    Noch immer lächelnd, schob sie Tarzan sanft von sich. Dann schaute sie ihn halb lächelnd, halb spöttisch an, so daß ihr Gesicht ganz betörend aussah, wies auf die Früchte im Gras und setzte sich auf den Rand der tönernen Trommel der Menschenaffen, denn bei ihr

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