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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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unzureichend in einem kurzen Abschnitt zusammenzufassen. Die meiste uns vertraute Vielfalt ist aus dem Blickwinkel der Evolution sehr neu, obwohl ihre Entstehung mehrere Millionen Jahre zurückgeht. Die Zeiträume, in denen das Leben sich wandelt, entziehen sich somit den menschlichen Vorstellungen. Der Wandel des Lebens ist kontinuierlich, und einige Linien haben schon früh in ihrer Evolution ihren heutigen Organisationszustand erreicht. Andere Linien haben sich allerdings aufgrund von Innovationen entscheidend erneuert. Diese Neuerungen prägten nicht nur die Entfaltung dieser Linien, sondern auch andere Linien. Solche radikalen Innovationen sind von besonderer Bedeutung. Dabei handelt es sich um Schritte wie die Erfindung der Photosynthese, die Entstehung der eukaryotischen Zelle, der Übergang von einzelligen zu mehrzelligen Organismen oder die Erfindung der Angiospermenblüte.
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    Die Entfaltung des Lebens ist eine kontinuierliche Geschichte von mehr als 4000 Millionen Jahren. Eine kurze Darstellung erfordert entsprechend Auslassungen und Betonungen. Zudem sind die genauen Zeitpunkte zumeist nur in groben Annäherungen bekannt. Erschwerend für unsere Vorstellungen sind die Zeiträume, in der die Evolution abläuft. Diese erfordern besondere Anstrengungen zur Ausweitung der menschlichen Zeitvorstellungen, die durch die Erfahrung von Stunden, Jahren und Fünf-Jahres-Plänen geprägt sind. Weit verbreitet ist der Vergleich der Evolution des Lebens mit einer Uhr. Dieses Szenario einer 24-Stunden-Uhr soll auch hier Anwendung finden. Ein weiteres Missverständnis kann darin liegen, dass die Geschichte des Lebens als eine Stufenleiter von einfachen Organismen zu komplexen Organismen führt. Dies ist nicht der Fall. Die Entfaltung des Lebens sollte besser als Fächer betrachtet werden. Jeder Teil entfaltetseine eigene Vielfalt und ist völlig gleichwertig. Die Evolutionsbiologie bewertet Linien nicht aufgrund ihrer morphologischen Komplexität. Schlüsselinnovationen bzw. Schlüsselereignisse können allerdings die Entfaltung des Fächers des Lebens sehr stark beeinflussen. Entsprechend stellt sich eine kurze Geschichte der Zeit als Aufzählung solcher Innovationen bzw. Ereignisse dar (Abb. 7. 15 ).

    Abb. 7. 15 Die Diversifikation im Verlauf der verschiedenen Erdzeitalter.
    Das erste Leben ( ~ 4:00 Uhr): Es brauchte mehr als 500 Millionen Jahre, bis das Leben nach der Entstehung der Erde vor etwa 3500–4000 Millionen Jahren Fuß fasste. Die Bildung organischer Moleküle wie die Vorstufen zur DNA, RNA und Proteinen fand in einer uns völlig fremden Umwelt statt (Kap. 10). Die ersten Organismen waren wohl mit den rezenten Prokaryoten vergleichbar. Diese Zeit der Prokaryoten dauerte bis etwa vor 1500 bis 2000 Millionen Jahren. Von da an existierten nebeneinander die beiden Hauptlinien der Prokaryoten, die Bacteria und Archaea. Die ersten Mikroben waren an eine Umwelt ohne freien Sauerstoff in der Atmosphäre angepasst. Einige ihrer Linien bestehen bis heute in Form von Prokaryotenlinien, die anaerobe Lebensräume besiedeln.
    Die Entfaltung der Eukaryoten ( ~ 14:00 Uhr): Vieles liegt in Bezug auf die Entfaltung der Eukaryoten im Dunkeln. Allerdings besteht Einigkeit, dass Endosymbiosen eine zentrale Rolle spielten ( Siehe hier , hier ). Wahrscheinlich bildeten sich die ersten Eukaryoten aus einer Verschmelzung von Eubacteria und Archaebacteria. Dabei entstanden mehrmals photosynthetisch aktive Eukaryoten, die allgemein als Algen bekannt sind. Diese neue Vielfalt hatte auch Konsequenzen für die Umwelt, da durch ihre photosynthetische Aktivität die Menge an freiem Sauerstoff in der Atmosphäre anstieg. Dieser Anstieg führte zu einer weiteren Verdrängung von anaeroben Organismen.
    Die Konsequenzen der Vielzelligkeit ( ~ 20:00 Uhr): Die ersten Eukaryoten waren einzellig und es dauerte eine geraume Zeit bis vielzellige Formen häufig wurden. Vielzelligkeit entwickelte sich mehrmals in der Evolution der Eukaryoten, und drei Linien vielzelliger Organismen stehen meist im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, da sie die organismische Vielfalt in vielen Lebensräumen prägen. Es handelt sich dabei um die Pflanzen, Pilze und Tiere. Alle vielzelligen Linien entfalteten sich zunächst im Wasser.
    Die kambrische „Explosion“ der Tierstämme ( ~ 21:00 Uhr): Das plötzliche Auftreten vieler Tierstämme in kambrischen Fossilien führenden Schichten führte zum Szenarium einer plötzlichen Explosion. In den letzten Jahren wurde

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