Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
allerdings diese Vorstellung mithilfe von DNA-Sequenzen hinterfragt und führte zu Szenarien einer allmählichen Entfaltung der Tierstämme. Viele Aspekte dieser ersten Entfaltung der Tiere sind noch nicht völlig geklärt und Gegenstand wichtiger Forschungsarbeiten. Ein Zusammenhang mit einer fast ganzen oder ganzen Vereisung der Welt, wie dies von der sogenannten Snowball Earth Hypothesis postuliert wird, ist naheliegend, da diese tierische Vielfalt direkt nach dem Auftauen des Eisballs Erde auftritt.
Landgänge ( ~ 21:45 Uhr): Vielzelliges Leben war für viele Millionen Jahre auf aquatische Lebensräume beschränkt. Allerdings änderte sich dies im Laufedes Ordoviziums und Silurs. Spuren für vielzelliges Leben in terrestrischen Lebensräumen häufen sich im Silur, allerdings sind wohl die ersten Schritte schon im Ordovizium vollzogen worden. Von zentraler Bedeutung waren die erfolgreiche Besiedlung terrestrischer Lebensräume durch die Linie der grünen Pflanzen und die Ausbildung der Landpflanzen . Diese Linie brachte die notwendigen Anpassungen hervor. Ihr Erfolg lag wohl auch in der Ausbildung einer Symbiose mit Pilzen, in Form von Mykorrhizen , begründet. Der Erfolg der Landpflanzen führte zu einer Veränderung der Umwelt, da sie sowohl die Erosion von Silikatgesteinen als auch die Ablagerung von Karbon veränderten. Wie schon erwähnt, führte dies zu einem Absinken des Kohlendioxidgehaltes der Atmosphäre. Mit dem Erfolg der Landpflanzen ist auch der Erfolg der Linien von Tieren, die den Schritt ans echte Landleben schafften, verbunden. Die wichtigsten Linien gehören zu den Arthropoden und den Wirbeltieren. Der Prozess der Entwicklung des Landlebens findet seinen Abschluss in der Evolution der ersten modernen terrestrischen pflanzlichen und tierischen Diversität im Karbon und Perm.
Das Perm-Trias-Massenaussterben und die Entwicklung mesozoischer Vielfalt ( ~ 22:30 Uhr): Wie wohl kein anderes Massenaussterben brachte das Perm-Trias-Massenaussterben das Leben an eine fast vernichtende Grenze. Mehr als 90 % aller Linien verschwanden. Zumindest gilt dies für Linien mit einer Überlieferung in Form von Fossilien. Die Ergebnisse von phylogenetischen Studien unterstützen diese Interpretation. Das Leben erholte sich recht langsam von diesem Einbruch der Diversität. In terrestrischen Lebensräumen entfaltete sich eine Vielfalt, die uns vor allem als die Zeit der Dinosaurier und ihrer Verwandten bekannt ist. Das pflanzliche Leben war von verschiedenen Gruppen von Gymnospermen, vor allem von ausgestorbenen Bennettitalen und Cordaiten geprägt.
Die Kreide-Revolution und das Kreide-Tertiär-Massenaussterben ( ~ 23:00 Uhr): Die letzten 100 Millionen Jahre zeigten eine radikale Veränderung in der Diversität des Landlebens. Diese Veränderung steht vor allem im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Angiospermen zu der dominierenden Linie der Landpflanzen. Die Angiospermen entstanden wohl schon im Jura, aber erst im Laufe der mittleren Kreidezeit entfaltete sich ihre Vielfalt. Zugleich verschwanden viele Gruppen der Gymnospermen, und auch in anderen Gruppen von Landpflanzen kam es zu Umwälzungen bei der neuen Entfaltung neuer Linien, welche die durch Angiospermen gebotenen Möglichkeiten wahrnehmen konnten. Im Reich der Tiere finden sich Hinweise für ähnlich umgreifende Veränderungen, zum Beispiel die Entfaltung einer Reihe von Insektengruppen (z. B. Ameisen), der Säuger und der Vögel. In den letzten Jahren wurde in mehreren Studien gezeigt, dass die Diversifikation der Säuger und Vögel keineswegs erst nach dem Kreide-Tertiär-Massenaussterben stattfand. Die Hauptlinien der Säuger und Vögel etablierten sich vielmehr schon in der Kreide und sind also wohl eher Teil der Kreide-Revolution. Der Niedergang der Dinosaurier steht wohl ebenfalls eher imZusammenhang mit den Umwälzungen der Lebensräume in der Kreide und nicht im Zusammenhang mit dem Kreide-Tertiär-Massenaussterben. Letzteres hatte einen erheblichen Einfluss auf die Veränderungen des marinen Lebens in dieser Zeitperiode.
Klimaschwankungen und die Entfaltung des Lebens vom frühen Tertiär bis heute ( Z 23:30–24:00 Uhr): Das Tertiär war durch heftige Klimaschwankungen geprägt. Das frühe Eozän brachte die höchsten globalen Temperaturen hervor, während das spätere Eozän einen Trend zur Abkühlung zeigte, der letztlich in die relativ kühlen Phasen des Oligozäns übergeht. In dieser Periode vereist die Antarktis zum ersten Mal im
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