Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
andere Taxa bezeichnet. Manche Autoren verwenden die Begriffe Systematik und Taxonomie sinngleich.
Den unterschiedlich umfassenden Taxa kann entsprechend ihrer Stellung in der Einschachtelungs-Hierarchie ein Rang zugewiesen werden: Individuen werden in Arten eingeordnet, jede Art wird meist mit anderen Arten zusammen in eine Gattung gestellt, jede Gattung ist Teil einer Familie, diese stehen in Ordnungen, und diese sind Teil von Klassen. Sowohl die Tätigkeit des Zuweisens von Rängen als auch das Ergebnis dieser Tätigkeit, d. h. ein mit Rängen versehenes enkaptisches System, werden Klassifikation genannt.
Die Einheiten eines Systems werden zur leichteren Verständigung nach bestimmten Regeln benannt. Die Benennung ebenso wie das Ensemble der Namen heißen Nomenklatur . In der biologischen Systematik wurde historisch zunächst zwischen Pflanzen und Tieren unterschieden. Später traten Mikroorganismen dazu, Bakterien und Pilze wurden als eigene Großeinheiten akzeptiert. Heute werden drei sogenannte Domänen oder Urreiche unterschieden: Archaea, Bacteria und Eukarya, wobei sich die Eukarya weiter in vier Reiche ( Regna oder kingdoms) unterteilen lassen: einzellige Eukaryoten, Plantae, Fungi und Animalia ( Siehe hier ). Die Systematik ist also ständig im Fluss.
Die Geschichte der biologischen Systematik. Die Wurzeln der biologischen Systematik liegen in der Antike. Aristoteles (384–322 v. Chr.) hat in seinen zoologischen Werken 549 Beispiel-Arten (die Pflanzen überließ er Theophrast, 371–286 v. Chr.) in ein übersichtliches System gestellt. Auf ihn gehen viele bis heute gebräuchliche Ordnungseinheiten und Namen zurück, z. B. Mollusca, Malacostraca und Insecta. Im gesamten Altertum und Mittelalter wurde das aristotelische System mehr oder weniger unverändert beibehalten. Erst in der Neuzeit wuchs der Bedarf nach einem reformierten System, das es erlaubte, die Vielzahl der neu entdeckten Pflanzen und Tiere zu benennen und zu ordnen. In der Geschichte der Systematik steht der Name von Carl Linnaeus (1707–1778, in den Adelsstand erhoben 1761, seit 1762: Carl von Linné) für eine fundamentale Wende. Er führte das Prinzip der binominalen Benennung der Arten konsequent für alle Pflanzen und Tiere durch: Jeder Artname besteht aus einem Gattungsnamen und einem Art-Epitheton, z. B. Homo sapiens ). Vor Linnaeus waren viele Namen von Pflanzen oder Tieren lang und umständlich. Zum Beispiel hieß ein Käfer auf Deutsch „der runde hoch-rothe Marien-Kefer mit schwarzen Puncten“. Linnaeus nannte ihn Coccinella septempunctata. Der wesentliche Unterschied ist, dass vor Linnaeus die Namen gleichzeitig Beschreibungen waren, während seine zweiteiligen Namen nur als Etiketten dienten und die eigentliche Beschreibung davon völlig unabhängig war. Außerdem wandte er das aristotelische Prinzip der Klassifikation – durch Verweis auf den nächsthöheren Gattungsbegriff und die Angabe des spezifischen Unterschieds – ebenso durchgängig an.
Linnaeus akzeptierte den biblischen Schöpfungsbericht und die Annahme von der Konstanz der Arten. Seine Systematik war der Versuch, die göttliche Ordnung in denNaturdingen aufzuspüren und wiederzugeben. Wo er, wie bei den Blütenpflanzen, zu einer künstlichen Einteilung griff, da geschah dies nicht irrtümlich, sondern vorsätzlich, weil ein natürliches System nicht gelingen wollte.
8.1.1 Die binominale Nomenklatur
Linnaeus führte in der 10. Auflage seines grundlegenden Werkes „Systema Naturae“ 4326 Tierarten auf, er kannte ungefähr ebenso viele Pflanzenarten. Heute sind ca. 1,4 Millionen Tierarten und mehr als 300 000 Pflanzenarten beschrieben, dazu kommen noch ca. 5000 Organismen ohne Zellkern (Prokaryota). Damit bei der Benennung von so vielen Arten die Ordnung nicht verloren geht, wurden Regeln für die korrekte Vergabe von wissenschaftlichen Namen für Organismen festgelegt: International Code of Zoological Nomenclature (ICZN), International Code of Botanical Nomenclature (ICBN), International Code of Nomenclature for Cultivated Plants, Bacteriological Code, und Rules for Virus Classification and Nomenclature. Im Großen und Ganzen gleichen sich diese Regelwerke. Unterschiede erklären sich aus den verschiedenen Gegebenheiten der Organismengruppen und aus der historischen Trennung der Arbeitsgebiete.
Es werden immer nur die wissenschaftlichen Namen geregelt. Die Namen müssen innerhalb der botanischen und der zoologischen Nomenklatur eindeutig sein. Es dürfen
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