Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Gen für Actin, α-Tubulin oder das „heat-shock protein 90“ (HSP90) stellen die Heterokonta in enge Beziehung zu den Alveolata.
Alveolata
Sequenzanalysen ribosomaler und proteincodierender Gene zeigen, dass die drei großen Gruppen Ciliophora, Dinoflagellata und Apikomplexa der Alveolata gemeinsam mit einigen kleineren Gruppen (u. a. Perkinsozoa, Colpodellidae) eine monophyletische Abstammungslinie bilden (Abb. 11. 25 ). Daher ist auch davon auszugehen, dass es sich bei den pelliculären Vakuolensystemen , die in diesen Gruppen auftreten, d. h. den Alveolen der Ciliophora, den Amphiesmata der Dinoflagellaten sowie den inneren Membrankomplexen der Apikomplexa, um homologe Strukturen handelt. Auch die parasomalen Säckchen der Ciliophora, die sogenannten „ collared pits “ der Dinoflagellaten und die Mikroporen der Apikomplexa, Perkinsozoa und Colpodellidae könnten einander homolog sein.
Abb. 11. 25 Hypothetische Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Alveolata.
Die hypothetische Stammart war heterokont begeißelt und die Geißeln zumindest teilweise beflimmert. Diese Merkmale sind rezent nur noch bei den Dinoflagellaten, den Perkinsozoa und den Colpodellidae erhalten.
Tab. 11. 3 Systematische Gruppen der Chromalveolata (mit Beispielen).
Ausgewählte Vertreter
Alveolata
Ciliophora
Paramecium caudatum, Stentor coeruleus, Stylonychia mytilus
Dinoflagellata
Noctiluca scintillans, Gymnodinium breve, Alexandrium tamarense, Ceratium furca
Perkinsozoa
Perkinsus marinus
Apikomplexa
Toxoplasma gondii, Eimeria maxima, Plasmodium falciparum, Babesia bigemina
Colpodellidae
Colpodella vorax
Chromista
Cryptomonada
Proteomonas sulcata, Cryptomonas ovata, Teleaulax acuta
Haptomonada
Prymnesium parvum, Chrysochromulina polylepis, Phaeocystis globosa
Heterokonta 1
Opalina ranarum, Labyrinthula zosterae, Ochromonas danica, Laminaria digitata
1 auch vielzellige Arten
Ciliophora (Wimpertiere, Ciliaten)
Die heterotrophen Ciliophora bilden mit derzeit über 8000 beschriebenen Arten eine der umfangreichsten und morphologisch vielfältigsten monophyletischen Gruppen innerhalb der Protisten. Trotz ihrer morphologischen Heterogenität (Abb. 11. 26 ) stimmen alle Arten in den folgenden Merkmalen (Autapomorphien) überein:
Abb. 11. 26 Morphologische Heterogenität innerhalb der Ciliophora. (Nach Mehlhorn und Ruthmann, 1992.)
Besitz meist zahlreicher, in Reihen angeordneter, kurzer Cilien , bestehend aus Basalkörper(n) (= Kinetosomen) und assoziierten Wurzelstrukturen (1 filamentöse kinetodesmale Fibrille, 2 Mikrotubulibänder).
komplexe Struktur des Cortex (= Rindenschicht, Corticalplasma ), bestehend aus der Pellicula (Abb. 11. 27 ) und den Wurzelstrukturen der Cilien (Infraciliatur); verantwortlich für die relativ hohe Formkonstanz und Stabilität der Zellen.
Abb. 11. 27 Corticalplasma der Ciliophora. In den parasomalen Säckchen findet über rezeptorvermittelte Endocytose eine selektive Aufnahme von Molekülen statt (Zellbiologie, Biochemie).
Kerndimorphismus (= Kerndualismus), d. h. das Vorhandensein von ein bis mehrerer somatischer Makronuclei (hochamplifizierte DNA, ampliploid; Steuerung des Zellmetabolismus) und ein bis mehrerer generativer Mikronuclei (diploid; Speicherung und Neukombination der genetischen Information).
Konjugation als sexueller Vorgang (Form der Gamontogamie), bei der die Konjugationspartner genetisches Material austauschen (Abb. 11. 28 ).
Abb. 11. 28 Konjugation bei Ciliophora. Nach der Zusammenlagerung der beiden Ciliaten und Ausbildung einer Cytoplasmabrücke werden die beiden Wanderkerne ausgetauscht. Anschließend verschmelzen die stationären Kerne mit dem Wanderkern der anderen Zelle unter Ausbildung eines Synkaryons. Auf diese Weise erfolgt die Durchmischung des Erbguts.
Ciliaten spielen in mikrobiellen Nahrungsnetzen eine bedeutende Rolle und kommen in nahezu allen Biotopen vor. Neben aquatischen Lebensräumen (z. B. marin, limnisch, im Polareis, im Wasserreservoir von Bromelien und Kannenpflanzen, in Kläranlagen) besiedeln sie auch diverse terrestrische Habitate, leben ekto- bzw. endoparasitisch oder kommen als Endosymbionten im Pansen von Wiederkäuern vor ( Siehe hier ).
Die Ciliatur dient der Fortbewegung und dem Nahrungserwerb, wobei zwischen der somatischen und der oralen Ciliatur unterschieden werden muss. In einigen Gruppen der Ciliophora ist die somatische Ciliatur stark reduziert. Die auf der Ventralseite der Zelle in Bündeln stehenden Cilien (= Cirren ) erlauben bei Arten
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