Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
Paraflagellarkörper auf, der Licht perzipierende Eigenschaften aufweisen und zusammen mit dem Augenfleck ( Stigma ) der Zelle eine photosensorische Orientierung ermöglichen soll (Abb. 11. 17 ).
Abb. 11. 17 Euglenida. a Euglena gracilis , Organisationsschema. b Anisonema sp., Flagellum mit Paraxialstab. (Nach Hausmann, Hülsmann und Radek, 2003, http://www.schweizerbart.de .)
Die zweite Geißel kann fast völlig reduziert sein oder als Schleppgeißel zum Beutefang oder zur Verankerung am Substrat dienen. Unter der Cytoplasmamembran liegen häufig Proteinplatten, die spiralig angeordnet sind und dachziegelartig überlappen. Vermutlich mithilfe von Actin- und Myosinfilamenten sowie Mikrotubuli können diese Proteinkomplexe gegeneinander verschoben werden. Dabei wird die euglenoide oder metabole Kriechbewegung der Zellen erzeugt, vor allem bei Formen, die ins Substrat einwandern und dabei ihre Schwimmgeißel resorbieren.
Die Zellkerne zeigen auch in der Interphase kondensierte Chromosomen . Während der Kernteilung bleibt die Kernhülle erhalten .
Ein Drittel der Euglenida-Arten besitzt Plastiden . Diese sind von drei Membranen umgeben und werden als Rest einer einzelligen Grünalge gedeutet ( Siehe hier ). Als Reservestoff wird im Cytoplasma (nicht in den Plastiden wie bei anderen autotrophen Organismen) Paramylon in Form von Körnchen oder Scheibchen gespeichert. Während bei der Stärke der grünen Pflanzen und Rotalgen die Glucose α1p→4- und α1p→6-glykosidisch verknüpft ist, besteht das Paramylon, das außer bei den Euglenida auch noch bei den Haptomonada vorkommt, aus β1p→3-glykosidisch verbundener Glucose.
Die überwiegende Anzahl der Taxa lebt heterotroph von anderen Einzellern oder Bakterien. Ein typischer Vertreter ist das räuberische Peranema trichophorum , 70 μm.
Kinetoplasta: Die ca. 600 bekannten Arten dieses Taxons leben allesamt heterotroph, als freilebende Bakterienfresser, kommensale Endobionten oder Parasiten. Als charakteristisches Merkmal, das als Autapomorphie gedeutet wird, tritt ein besonders großes Mitochondrium auf. Dieses besitzt einen DNA-reichen Abschnitt, der aufgrund seiner Nähe zu den Basalkörpern der Geißeln etwas irreführend als Kinetoplast bezeichnet wird. Die DNA ist in einer besonderen Form von Maxi- und Miniringen organisiert, die auf komplexe Weise miteinander vernetzt sind.
Die frei lebenden Bodonea besitzen ursprüngliche, heterokonte Geißeln. Die aktive Vordergeißel trägt hierbei einreihig angeordnete Flimmerhaare (Abb. 11. 18 ). Sie sind weit verbreitet in nährstoffreichen und verunreinigten Gewässern. Bodo saltans , ist durch seine ruckartige Bewegungsweise leicht erkennbar.
Abb. 11. 18 Bodo sp., Organisationsschema. (Nach Hausmann, Hülsmann und Radek, 2003, http://www.schweizerbart.de .)
Ausschließlich endoparasitisch leben die Vertreter der Trypanosomatidea . Es ist nur noch eine – der Vordergeißel der Bodonea homologe – Geißel vorhanden. Diese kann entweder frei schlagen oder durch Verbindungen mit der Zelloberfläche zur undulierenden Membran ausdifferenziert sein, wodurch die Schwimmbewegung in viskosen Medien wie Blutserum erleichtert wird. In Anpassung an verschiedene Lebensräume findet man sowohl in verschiedenen Lebensstadien im Entwicklungszyklus mancher Arten als auch bei verschiedenen Gattungen sehr unterschiedliche Ausprägungsformen der Geißel einschließlich des Basalkörpers, Geißelsäckchens und des Kinetoplasten (Abb. 11. 19 ). Unter den Trypanosomatidea finden sich wichtige Krankheitserreger des Menschen.
Abb. 11. 19 Trypanosoma . a T. congolense , Organisationsschema, b T. brucei in peripherem Blut. c Morphen der Trypanosomatidea. (a: nach Hausmann, Hülsmann und Radek, 2003 ( http://www.schweizerbart.de ); b: REM-Aufnahme von Jürgen Berger, Tübingen; c: nach Dönges, 1988.)
Die Gattung Leishmania ist in ihrem Vorkommen beschränkt auf wärmere Länder, einschließlich Südeuropa. Die Parasiten werden durch Schmetterlingsmücken (Gattung Phlebotoma ), in denen sie in der promastigoten Form vorkommen, auf den Menschen übertragen. Die Eingeweideleishmaniose (Kala-Azar) wird durch Leishmania donovani hervorgerufen. Sie ruft Vergrößerungen der Milz und Leber hervor und führt unbehandelt in der Mehrzahl der Fälle zum Tode. Leishmania braziliensis kommt in den warmen Gebieten Süd- und Mittelamerikas vor und verursacht die Haut- und Schleimhautleishmaniose. Befallen werden vorwiegend Schleimhäute im Nasen-,
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