Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
der Gattungen Euplotes , Stylonychia oder Oxytricha ein regelrechtes Laufen auf dem Untergrund. Die orale Ciliatur beschränkt sich auf die Region des Mundfeldes (= Zellmund, Cytostom ). Sie dient dem Herbeistrudeln von Nahrungspartikeln und der Nahrungsaufnahme. Die Cilien im Bereich des Zellmundes sind in Form von sogenannten Membranellen angeordnet. Eingestrudelte Nahrungspartikel werden in Nahrungsvakuolen verpackt (Phagocytose) und verdaut. Unverdauliche partikuläre Bestandteile werden über den Zellafter (= Cytopyge, Cytoproct ) an die Umgebung abgegeben (Exocytose). Die Abgabe wässriger Bestandteile und die Osmoregulation erfolgen über sich rhythmisch entleerende kontraktile Vakuolen , wobei deren Pulsationsfrequenz abhängig von dem osmotischen Wert des Außenmediums ist. Je nach Art können eine, zwei oder eine größere Anzahl dieser Vakuolen vorhanden sein. In jede der kontraktilen Vakuolen münden mehrere radiär angeordnete Ampullen, die jeweils das Ende eines Sammelkanals (Radiärkanal) darstellen. Dieser wiederum steht mit einem feinen Geflecht aus Tubuli ( Spongiom ) in Verbindung (Abb. 11. 29 ).
Abb. 11. 29 Bei Paramecium münden in die kontraktilen Vakuolen mehrere radiär angeordnete Ampullen . Diese stellen die Enden der Sammelkanäle dar, die wiederum mit einem feinen Geflecht von Tubuli des Spongioms umgeben sind. (Nach Hausmann, Hülsmann und Radek 2003.)
Ciliaten vermehren sich vegetativ durch Zweiteilung. Neben dieser Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung weisen sie aber auch eine besondere Form der sexuellen, d. h. geschlechtlichen Fortpflanzung auf, die nicht mit einer Vermehrung gekoppelt ist. Dieser Vorgang wird als Konjugation bezeichnet. Eine Konjugation folgt auf eine gewisse Anzahl von Zellteilungen, wofür zwei Zellen einer Art, die unterschiedlichen Paarungstypen angehören, aufeinandertreffen müssen. Dies wird durch Lockstoffe (Gamone) gesteuert, die von den beteiligten Zellen in das umgebene Medium abgegeben werden oder plasmamembranständig sind. Nach der erfolgreichen Erkennung der Partnerzelle kommt es zur Zusammenlagerung und punktuellen Verschmelzung beider Zellen. Über die so entstandene Plasmabrücke tauschen die beiden Zellen genetisches Material aus (Abb. 11. 28 ).
Systematisch werden die Ciliaten in zwei große Gruppen gegliedert. Die Postciliodesmatophora sind durch die besondere Ultrastruktur des somatischen Cortex gekennzeichnet. Dieser umfasst Dikinetiden (Reihen von zwei Basalkörpern) mit seitlich überlappenden, postciliären Mikrotubulibändern. Die Intramacronucleata umfassen alle anderen Teilgruppen der Ciliaten. Die Teilung des Makronucleus erfolgt mit intranucleären Mikrotubuli.
Dinoflagellata (Panzergeißler)
Die Vertreter der Dinoflagellaten sind morphologisch sehr divers. So gibt es beispielsweise rundliche, zylindrische oder auch sternförmige Arten (Abb. 11. 30 ). Meist ist ein Zellpanzer ausgebildet. Dieser besteht aus Celluloseplatten (= Theka-Platten ), die sich in dem abgeflachten Vakuolensystem ( Amphiesmata ) unter der Zellmembran befinden. Die Plattengrenzen ( Suturen ) sind lichtmikroskopisch sichtbar und stellen wesentliche Artbestimmungsmerkmale dar. Darüber hinaus gibt es auch ungepanzerte Formen.
Abb. 11. 30 Dinoflagellaten. a Organisationsschema, b morphologische Vielfalt der Dinoflagellaten. (a: nach Hausmann, Hülsmann und Radek, 2003, http://www.schweizerbart.de ; b: nach Mehlhorn und Ruthmann, 1992)
Dinoflagellaten besitzen meist 2 heterokonte Geißeln (Quer- und Längsgeißel), die in den beiden senkrecht aufeinander stehenden Furchen des „Panzers“ (Äquatorial- und Longitudinalfurche) verlaufen (Abb. 11. 30 ). Die charakteristische Anordnung der Geißeln führt zu einer schraubigen, taumelnden Schwimmbewegung der Zellen. Eine weitere Apomorphie stellt der fast immer haploide Zellkern ( Dinokaryon ) dar, welcher eine Reihe von Besonderheiten aufweist, die heute als stark abgeleitet diskutiert werden:
die Chromosomen sind in allen Phasen des Zellzyklus (inklusive Interphase) kondensiert und lichtmikroskopisch sichtbar und
meist fehlen die für Eukaryoten typischen Histone. Etwa die Hälfte der rezenten
Dinoflagellaten lebt phototroph. Es gibt jedoch auch viele Arten, die auxotroph sind. In zunehmendem Maß wird zudem auch Mixotrophie nachgewiesen. Die Chloroplasten sind i. d. R. von drei Hüllmembranen umgeben (Hinweis auf sekundäre Endosymbiose, Siehe hier ) und enthalten neben den Chlorophyllen a und c auch
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