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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Trinkwasserproben und 14 % aller Badewasserproben Acanthamoeben nachgewiesen. Eine durch sie hervorgerufene Hornhautentzündung des Auges kann zur Erblindung führen. Eine erhöhte Infektionsgefahr besteht durch das Abspülen von Kontaktlinsen mit Leitungswasser. Des Weiteren sind sie in sehr hohen Konzentrationen im Boden enthalten.

    Abb. 11. 44 Gymnamoebaea , Amoeba proteus mit einer Größe von 300–500 μm (Foto von Klaus Hausmann, Berlin).
Testacealobosea
    Die Testacealobosea besitzen eine extrazelluläre Schale oder Hülle aus organischem und häufig anorganischem Material. Zusätzlich können Fremdmaterialien wie Sandkörnchen oder Bruchstücke von Diatomeenschalen beim Schalenbau verwendet werden. Aus der Schalenöffnung, dem Pseudostom, treten ein oder mehrere Pseudopodien aus. Zahlreiche Arten kommen im Boden, in der Laubstreu und in Moosen vor, z. B. im Torfmoos Sphagnum . Arcella ssp., Uhrglastierchen, Schale aus organischem Material ohne zusätzliche Einlagerungen von anorganischem Material. Die bräunliche Farbe der gewölbten, napfförmigen Schalen entsteht durch die mit zunehmendem Alter fortschreitende Einlagerung von Eisen- und Manganverbindungen (Abb. 11. 45 ) Centropyxis aculeata , mit gelber oder brauner Schale, in die Sandkörner eingelagert sind, und charakteristischen Stachelbildungen (Abb. 11. 45 ); Difflugia corona , ebenfalls mit Einlagerung von Sandkörnern, schlauchförmiges Lobopodium (Abb. 11. 45 ).

    Abb. 11. 45 Vertreter der Testacealobosea. a, b Arcella vulgaris , Organisationsschema. c Difflugia corona , d Arcella dentata , leere Schale von unten (a, b: nach Grell, 1973; c, d: Fotos von Ralf Meisterfeld, Aachen.)
Conosa
    In der Gruppe der Conosa werden unbeschalte Amöben mit oder ohne Flagellenstadien im Entwicklungszyklus zusammengefasst. Neben einzelligen Arten treten auch solche mit plasmodialen ( Physarum ) und vielzelligen ( Dictyostelium ) Stadien auf.
Archamoebea
    Die Archamoebea , die oft in sauerstoffarmen Süßwasserhabitaten anzutreffen sind, wurden früher aufgrund des Fehlens von Mitochondrien als ursprüngliche, frühe Abspaltung in der Eukaryotenphylogenie betrachtet. Analysen molekularer Merkmale ergaben jedoch eine Zugehörigkeit zu den Amoebozoa. Die Mitochondrien wurden reduziert. Als Autapomorphie ist der Besitz eines Kern-Basalkörper- Komplexes zu werten, der aus dem Basalkörper der Geißel (Kinetosom), einem Mikrotubuli-organisierenden Zentrum (MTOC), die von ihm ausgehenden, den Kern umfassenden Mikrotubuli sowie aus dem Zellkern besteht (Abb. 11. 46 ).

    Abb. 11. 46 Mastigina sp. a Organisationsschema, b Kern-Basalkörper-Komplex. (Nach Hausmann, Hülsmann und Radek, 2003, http://www.schweizerbart.de .)
    Mastigamoebidae: Amöben mit mehreren Pseudopodien und einer nach vorne gerichteten Geißel. Steif vibrierender Schlag. Mastigina vitrea , freilebend mit mehreren Pseudopodien; Mastigina hylae , im Darm von Kaulquappen; Mastigamoeba aspera, freilebend.
    Entamoebidae: Ein besonders in den Tropen und Subtropen verbreiteter Parasit ist Entamoeba histolytica (Abb. 11. 47 ). Diese Art kommt in der harmlosen Minuta-Form im Dickdarm vor und kann nur anhand molekularer Merkmale diagnostisch von der ebenfalls harmlosen Art Entamoeba dispar unterschieden werden. In Gegensatz zu dieser kann sich jedoch die Minuta-Form von E. histolytica in die bösartige Magna-Form umwandeln, die in das Darmgewebe eindringt und die Amöbenruhr hervorruft. Die geschwürigen Darmentzündungen führen zu blutigen Durchfällen (in Extremfällen bis zu 50 Stuhlentleerungen am Tag), Fieber und Krämpfen. Als Komplikationen können Leberabszesse auftreten. Die Übertragung erfolgt durch mit Cysten verunreinigtes Trinkwasser sowie ungewaschenes Obst oder Gemüse.

    Abb. 11. 47 Entamoeba histoloytica, E. dispar , Organisationsschema (nach Lucius und Loos-Frank, 2008).
    Pelomyxidae: Hierbei handelt es sich um große (1–5 mm), sackförmige Zellen mit mehreren Geißeln, die anscheinend nicht bewegungsfähig sind. Die Fortbewegung erfolgt auf dem Substrat durch eine Plasmaströmung und caudaler Ekto-Endoplasma- sowie apikaler Endo-Ektoplasma-Transformation. Von den zahlreichen Zellkernen besitzen etliche einfach gebaute Kern-Basalkörper-Komplexe. Sie besitzen keine Mitochondrien oder Hydrogenosomen, Dictyosomen in ihrer typischen Ausprägung fehlen ebenfalls. Das Cytoplasma enthält zahlreiche endobiontische Bakterien in häufig um die Zellkerne angeordneten Vakuolen. Die Organismen leben

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