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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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gebildete Mitteleuropäerin dazu, Tschechisch sprechen zu können?
    Mit welchen anderen Gaben als Klavierspielen können Sie denn Ihren »nicht ausgeprägten Orientierungssinn« kompensieren? An gewöhnlichen und außergewöhnlichen Gaben von Damen bin ich äußerst interessiert.
    Ich habe keine Gaben: Ich bin musikalisch wie eine klanglose Mülltonne (Ausdruck meines Musiklehrers!), doch ich liebe Musik, vor allem Wagner und Mozart. Unter der Dusche habe ich immer gern ›Nur wer der Minne Macht entsagt‹ gesungen, sehr laut, dafür falsch. Manchmal auch Leporellos ›madamina, il catalogo …‹, wobei vor ›mille e tre‹ und nach ›cameriere … baronesse …, dogni grado‹ meine Begeisterung ins Unermessliche stieg. Im November besuchte ich eine Aufführung des ›Tristan‹ in der Staatsoper ›Unter den Linden‹. Es war einfach traumhaft, mir kamen nicht nur bei Isoldes Liebestod die Tränen! – Chöre liebe ich ebenfalls sehr; vor allem die Jünglinge und Knaben im ›Parzival‹ oder Verdis ›Flieg Gedanke getragen von Sehnsucht‹. Leider sind beide etwas kurz geraten. Sie könnten ruhig fünfzehn Minuten dauern.
     
    Zu Ihren Fragen: BMI bedeutet Body-Mass-Index, gibt einen Wert für Unter- und Übergewicht an und setzt sich aus den Werten für Körpergröße und Gewicht zusammen (Definition: Normalgewicht = Körperoberfläche zum Quadrat und umgekehrt proportional zum Appetit! Ist nun alles klar?). Norm liegt zwischen 20 und 25.
     
    Nur eine einzige Ehefrau war die Mutter meiner Kinder. Scheidung vor nunmehr 13 Jahren.
    Ich zähle mich auch eher zu den »hommes des lettres«, sodass ich gern lese und keine Probleme habe, lang und länger und immer langweiliger zu schreiben.
    Sie haben laut Google ja ein sehr zielgerichtetes Berufsleben geführt. Das kann ich von mir nicht sagen, aber bevor ich nun geschwätzig werde, denn diese Antwort ist lang genug, wünsche ich Ihnen einen schönen Abend und eine gute Nacht.
    Ihr Maximilian
     
    PS: Ich bin auch Raucher, möchte dies aber gern im Frühling wieder aufgeben. Hunde habe ich sehr gern, wenn sie gut erzogen, keine Bonsaiausgaben von Pinschern und keine hässlichen Kampfhunde sind.
    Da alle Menschen meinen, sie seien gütig und hätten Humor, muss ich dies nicht auch noch von mir behaupten. Mein Naturell ist eher von Gelassenheit geprägt. Außerdem reicht es, wenn beim ›Zeigen von Berlin‹ zumindest einer gütig und humorvoll ist.
     
     
    14. März – 21:27 Uhr
    Lieber Maximilian,
    zu Ihrer Beruhigung: Mein Hund ist mindestens zwanzigmal so groß wie eine ›Bonsaiausgabe von Pinschern‹. Er ist so intelligent, dass er eigentlich einen Magistertitel tragen müsste – in Menschenkenntnis, um nur eine Fachrichtung zu nennen.
    Gut erzogen? Sie wissen es selbst: Ein intelligentes Wesen lässt sich nicht gerne erziehen. Aber – er folgt mir zu 90 Prozent.
    Sie schreiben »Sie haben laut Google ja ein sehr zielgerichtetes Berufsleben geführt« – heißt das, dass Sie meine Homepage gefunden haben?
    Wenn Ihr Berufsweg nicht zielgerichtet war, wie war er denn dann?
    Herzliche Grüße
    Eva-Maria
     
     
    14. März – 21:42 Uhr
    Liebe Eva-Maria,
    Zu nachtschlafender Zeit stellen Sie mir noch Fragen!
    Da ich bisher erst ein Auge zugemacht habe, will ich mit dem anderen nun meine Berufskarriere beschreiben. Sie war nicht zielgerichtet, aber abwechslungsreich, richtig schön wirr und spannend.
    Geschichte durfte ich nicht studieren, und so wandte ich mich, wie mein Vater, der Medizin zu. Als mir dann dämmerte, ich würde eventuell im steifen Bremen landen und müsste die Praxis meines Vaters übernehmen, studierte ich Architektur und ging nebenher meinem hemmungslosen Vermehrungsdrang nach.
    Als ältester, aber kinderreichster (3) Student der TH Braunschweig begann ich meine kleinbürgerliche Erwerbskarriere als Assistenzarzt an der MHH Hannover. Das war auch nicht das Gelbe vom Ei, denn als junger und engagierter Arzt arbeitet man sehr häufig an Wochenenden und auch nachts – und die Patienten sterben früher oder später trotzdem.
    Der Architekturberuf ist dagegen viel erfüllender, denn wenn man die Statik des Hauses richtig berechnet hat, kann man sein Werk noch seinen Urenkeln zeigen.
    Ich verließ die MHH, wurde aber nicht Architekt, sondern wechselte in die Geschäftsführung der Ärztekammer Niedersachsen. Nach fünfjähriger Tätigkeit stellte ich mit 44 Jahren fest, dass ich mein unerfülltes Berufsleben nicht im tristen öffentlichen

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